Klangtypen und Unterschiede bei DAB+-Programmen in HE-AAC v1

96kbps / DAB+

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Hallo.
Nachdem ich mich nun schon sehr viele Jahre mit DAB+ beschäftige und hunderte Radiosender über diesen Verbreitungsweg gehört habe, sind mir immer wieder genau 2 Profile von HE-AAC v1 aufgefallen:

Profil 1: Die SBR "Fakehöhen" sind von Anfang an da, sobald man das Programm einschaltet und oft nicht heraushörbar, besonders bei höherwertigen Bitraten ab etwa 88kbps. Der Klang insgesamt ist sehr sauber, die Höhen klingen je nach Processing richtig gut.

Profil 2: Die SBR Höhen brauchen eine Weile, meist ne halbe Sekunde oder mehr, bis sie sich zum echten Audiosignal dazuschalten. Im Gegensatz zu Profil 1 sind sie hier deutlich heraushörbar und klingen oft nicht sehr sauber. Man hört vorher kurz, wie dumpf das echte Audiosignal wirklich ist. Wenn hier das Soundprocessing ebenfalls schlecht ist, wirds richtig ungemütlich. Bei niedrigen Bitraten fällt es eher auf, als bei höheren, kann bei diesen aber trotzdem herausgehört werden, selbst bei Bitraten um 128kbps (da dachte ich eigentlich, dass sie schon außerhalb des Frequenzbereichs des menschlichen Ohres liegen, aber falsch gedacht)

Frage an die echten Experten unter euch, was hat es damit auf sich?
Interesanterweise ist dieser Effekt nicht mit jedem Radio zu beobachten. Bei einigen kann man die Unterschiede sehr gut feststellen, bei anderen eher nicht, merkt es da aber dennoch an der Klangqualität.

Es gibt auch Sender, die diese Profile in den letzten Jahre schon gewechselt haben. Sunshine Live zum Beispiel hatte früher mal Profil 2 und ist nun seit einigen Jahren mit Profil 1 unterwegs, leider trotzdem mit schrecklichem Soundprocessing. Beats Radio und Brillux waren anfangs zum Start mit Profil 1 auf Sendung und sind dann etliche Monate später zu Profil 2 gewechselt. Da fiel mir auf, dass der Klang ein bisschen schlechter wurde, die Höhen waren nicht mehr ganz so sauber, wie mit Profil 1. Zwar auf hohem Niveau schlechter, aber dennoch gut heraushörbar. Hier ist das Soundprocessing allerdings sehr ordentlich, weshalb es trotzdem noch gut anhörbar ist und besser klingt, als Sunshine Live.

Mein persönlicher Favorit ist ganz klar Profil 1. Hier gibt es nur wenige Sender, die damit schlecht klingen. Leider gibt es nicht so viele, die es verwenden, die ARD Anstalten nutzen es zum Beispiel gar nicht, nur ein paar wenige Privatsender in den Landes und Bundesmuxen, sowie die DLF Sender. Profil 2 kommt deutlich häufiger vor.
Dieses kann zwar auch richtig gut klingen, dort erreichen die Fake-Höhen aber nur kaum die "Brillianz" von Profil 1. Hochloben muss ich hier die französischen Metropolitainmuxe, die ich auf mehreren Reisen dieses Jahr hören durfte. Dort wird auf jedem Sender Profil 1 verwendet und es klingt sehr schön knackig und sauber.

Warum wird Profil 1 hierzulande so wenig verwendet?
 
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Nur zur Verdeutlichung: SBR heißt hier wohl Spektralbandreplikation.
Das kenne ich nur von DRM. Dass auch die DAB+-Sender damit arbeiten, ist mir, ehrlich gesagt, neu. SBR sollte nur bei niedrigeren Bitraten einen echten Gewinn der Tonqualität bieten. Bei höheren Bitraten bräuchte man diesen Trick eigentlich nicht, man kann die Höhen nativ senden.
Die Senderparameter bei Digital Radio Mondiale lauten zum Beispiel so:
Radio Romania SNR_Saftica AAC 20 kbps ps sbr Text,
wobei ps für parametrisches Stereo steht. https://dewiki.de/Lexikon/Parametrisches_Stereo
 
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Solang die Sender ihre FM Signale auf den DAB Codec legen, sind diese Profile unerheblich. DAB überträgt nur bis 12 kHz. Der Rest des Spektrums wird durch diese Profile ergänzt. Das wissen die meisten Techniker in den Sendern nichtmal. Wenn kein gutes Signal reingeht, kann auch der beste Algorythmus nicht zaubern. Der rbb z.B. legt seine muffigen FM Signale auf DAB. Ergebnis grauenvoll. Anpassung an die Eigenschaften des Codecs wäre das Zauberwort.
 
Ein Spektrogramm sagte wohl mehr als tausend Worte. Ist zwar bildauflösungsmäßig unter dem üblichen Qualitätsniveau, aber ich möchte hier einmal die DRM-Ausstrahlung der BBC (Encompass/Woofferton) auf 3995 kHz optisch darstellen. Man sieht, dass der Frequenzgang bis ca. 11 kHz geht. Das ist vielleicht schon ein Ergebnis der SBR. Der Rest bis über die Hörgrenze ist entweder das "Rauschen", das vom Codec im Sinne des SBR hinzugefügt wurde, oder ein Artefakt des Aufnahmegerätes.
 

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AAC-LC und der Quatsch hat sich erledigt
und klingt damit bei Bitraten, wie wir sie verwenden, noch grottiger. Dieser Codec ist nur bei sehr hohen Hifi-Bitraten ab 112lbps zu empfehlen. Frag mich auch, warum die MDR Klsssik auf HE-AAC umgestellt haben. LC lief doch bei denen jahrelang gut.

HE-AAC kann richtig frisch und "crispy" klingen, wenn man es richtig macht. Dann werden die SBR Höhen nämlich zu schönen "Special Effects", zumindest bei elektronischer Musik oder Popmusik. Mittlerweile hat man das sogar bei Divicon verstanden. Ein Sound, den man so auf UKW eher nicht bekommt und für mich das entscheidende Kriterium bei DAB+ ist.
 
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