Allergie gegen Formatradio

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Der hatte vielleicht auch einen festen Vertrag mit Kündigungsschutz und allem pi pa po.
Heute arbeiten Moderatoren in der Regel aber FREI, d. h. sie sind SOFORT rausschmeißbar. Und wenn du sowieso nur ca. 150 Euro am Tag bekommst (brutto!), dann überlegst du dir dreimal, das Maul aufzureißen oder selbiges zu halten, weil du nämlich Angst haben mußt, im nächsten Monat überhaupt noch im Dienstplan zu stehen.

Wenn hier schon der Vergleich mit Gottschalk ankommt ("Wieso? Der hat's doch auch gemacht! Wieso macht ihr es denn nicht auch so?"), dann berücksichtigt dabei, daß er unter völlig anderen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen gearbeitet hat.

Wofür man heute mit Mühe und Not auf ein bis zwei tausend Euro (brutto) kommt, gab's in den 80ern 10.000 DM - auf Lohnsteuerkarte mit Sozialabgaben, bei denen unsereins heute die Tränen kommen.

Also vergleicht nicht Äpfel mit Birnen! :mad:
 
Wenn sowohl die finanziellen, als auch die inhaltlichen Rahmenbedingungen so katastrophal sind, wieso macht man dann überhaupt noch Radio?
 
Ich glaube, das fragen sich einige Kollegen selbst. Abgesehen vom Geld ist es bei vielen sicherlich die verschüttete Hoffnung, dass es doch irgendwann besser wird oder dass man doch noch den Sender findet, bei dem alles besser ist. Radiomachen ist eine Leidenschaft, die weit mehr als ein Hobby ist. Ich denke es wird ein Teil der Persönlichkeit, das streift man nie so ganz ab.
Und genau das wird heutzutage leider gnadenlos ausgenutzt.
 
Ich like bekanntlich sehr selten.

"Radiomachen ist eine Leidenschaft, die weit mehr als ein Hobby ist. Ich denke es wird ein Teil der Persönlichkeit, das streift man nie so ganz ab."

Genau aus diesem Grund bin ich seit 10 Jahren hier im Forum und trete den Verantwortlichen mitunter auch richtig auf den Sack! Wer dudelt, wird verlieren.
 
Genau aus diesem Grund bin ich seit 10 Jahren hier im Forum und trete den Verantwortlichen mitunter auch richtig auf den Sack! Wer dudelt, wird verlieren.
Die Musiksender erreichen die Hörer. Ich vermute, dass die Spezialisierung von Musikrichtungen im Radio noch
zunehmen wird, Sender wie
Sunshine Live, Radio Bob oder Lounge FM.
 
Jetzt war ich 4 Tage lang in Montbéliard in Frankreich im Urlaub und bin dort in den Genuss des regionalen Hitdulers Radio Star gekommen. Ein super Programm läuft da. Sehr vielfältig. Charts, 80er, Chansons alles drin auch mal ältere Sachen von 2006-2012. Wer mal reinhören will: www.radiostar.fr. Auch gute frz. Musik.

Aber achtung: es klingt auf den ersten Hör wie stinknormales deutsches Dudelradio. Hört man aber länger zu entdeckt man schnell neues.
Davon könnten sich FFH, antenne1, die neue welle, Antenne Bayern und wie sie alle heißen mal n paar dicke Scheiben von abschneiden.
Ebenfalls vielfältiges Formatradio Couleur3 aus der frz Schweiz.

Nur mal so als Geheimtipp für alle die gutes (Format)-Radio suchen und denen egal ist in welcher Sprache es daherkommt;)
 
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@Jessie
läuft das bei Couleur3 tatsächlich nach dem Zufallsprinzip wie im Video, dass die da Haufen von CDs auf den Tisch geschüttet bekommen und dann da was draus nehmen? Das würde die Vielfalt dann erklären.
 
Europawelle Saar, Radio Luxemburg

Jaja, aber als die Europawelle Saar 1964 kam und Radio Luxemburg nachzueifern versuchte, sahen das damals auch viele als den Untergang des Abendlandes. Man wollte den SR deshalb sogar aus der ARD rauswerfen, weil er es wagte, ein für die damalige Zeit so untypisches und kommerzielles, ja ''anspruchsloses'' Programm auf die Beine zu stellen. Und Beatles und Stones, aus damaliger Sicht auch alles ganz böse. Heute natürlich alles anerkannter Kult, keine Frage. Aber damals wurde genauso gestönt wie über heutige neue Entwicklungen.
 
@Jessie
läuft das bei Couleur3 tatsächlich nach dem Zufallsprinzip wie im Video, dass die da Haufen von CDs auf den Tisch geschüttet bekommen und dann da was draus nehmen? Das würde die Vielfalt dann erklären.

Ob das wirklich so entspannt läuft, kann ich Dir nicht beantworten. Aber wenn ich mich mal ins Jahr 1995 zurück beame, würde mir kein anderer Sender einfallen, dem ich diese Darstellung exakt so abkaufen würde:

Nach einem Frankreichurlaub besuchte ich das Funkhaus in Lausanne und fragte die Dame am Empfang, ob ich T-Shirts kaufen und bei der Gelegenheit einen Blick ins Studio werfen darf. Kurzes Telefonat, keine Personalien, Ausweis, Referenz o.ä., nur ein Wink zum Aufzug: erster Stock, ich werde abgeholt.

Eine nette junge Dame stellte sich vor und fragte mich, was sie für mich tun kann. Nach einem kurzen Small Talk entschuldigte sie sich für ein paar Minuten und ich fragte sie nur "Pardon, ou est la Studio?" - "Voila ici!" Wir standen schon fast drin. Keine Glasscheibe, kein Rotlicht, stattdessen meterlange Plattenregale und drei, vier exotisch aussehende Leute, die darin wühlten wie man's aus jedem anderen Plattenladen kannte. Ich wurde noch der DJane aus Neuseeland vorgestellt, die hinterm Mischpult saß und sich nicht sonderlich von meinem Motorrad Outfit überrascht zeigte. Schon legte sie mir die brandneue LP von den Red Hot Chili Peppers auf die Theke, ob ich die schon kenne? Noch kurz die Jingle-Maschine live demonstriert und nach ein paar Fotos ließ ich sie wieder in Ruhe ihre Sendung fahren.

Während der anschließenden Fanartikelorgie nutzte ich die Gelegenheit Fragen zu stellen, etwa wie es möglich ist, dass ein staatlicher Sender so ganz ohne Mainstream Pop erfolgreich sein kann. Mainstream? Aber sie spielen doch Mainstream. Nein, ich meinte doch Phil Collins oder Tina Turner & Co. Ja, das hätten sie tagsüber mal eine Zeit lang probiert, entsprach aber offensichtlich nicht so dem bisherigen Geschmack ihrer meist jungen Hörer. Außerdem: Keine Werbung - Kein Quotendruck. Sie hätten dadurch viele Freiheiten, was vor allem alle im Haus wie auch die Fans sehr schätzen. BTW: Nach 1h Herzklopfen entnahm ich auf dem Weg nach draußen einem Faltblatt den Namen des Programmchefs von Couleur3. Er war damals 28.

Ein Jahr später wurde das Programm auf Astra Digital Radio (ADR) aufgeschaltet und die fast monatlichen Fahrten mit Ghettoblaster und 10er-Pack Maxell Cassetten ins Land der komplett anderen Musik waren für mich damit Vergangenheit...
 
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Die Musiksender erreichen die Hörer

Ja, das ist so. Deshalb verstehe ich auch nicht, warum sich die qualitativ hochwertigen Wort/Inhaltssender selbst so absichtsvoll schwächen, indem sie sich in ein Musikprogramm betten, das schlichtweg nicht massentauglich ist. SWR2 zum Beispiel hat ein sehr intellektuelles, niveauvolles Wortprogramm (Beispiel: tägliches Kulturgespräch um 7.45 Uhr), aber verpackt es zwischen Sonaten von Schubert und Sinfonien von Brahms. Nicht dass dies keine schöne Musik wäre. Aber sie trifft nicht den Zeitgeschmack. Und deswegen kommen die Wortbeiträge, die dies eigentlich verdient hätten, nicht beim Massenpublikum an.
Ich würde als Programmchef mal das Experiment wagen: Höchstes Niveau und Anspruch im Wort, verpackt mit der Playlist eines Dudelsenders.
 
Weil man so mehr Songs unterbekommt in der Stunde. Ist genau wie auf DAB+ in den Muxxen, je kürzer der Titel (je mickriger die Datenrate auf DAB+) desto mehr Songs kriegt man pro Stunde unter (= mehr Programme sind im Mux möglich).
Bin auch nicht wirklich Fan davon und freue mich immer wieder sehr wenn Maxi-Versionen, Extended Mixe oder ähnliches gespielt werden.
Wäre auch dafür wenn man im Mainstreamradio mal mehr Remixe der Charttitel spielen würde. Täte den Hitschleudern wie antenne 1, rs2, Antenne Bayern....... bestimmt ganz gut was die Hörerzahlen angeht. Hat nämlich den positiven Effekt, dass das Programm dann angenehmer und abwechslungsreicher wirkt, zumindest geht mir das so. MAXX FM in Berlin macht das zum Beispiel ganz gut, hier werden sehr oft Remixe von bekannten Chartsongs gespielt. Aber das gehört eher in den "Mixe im Radio"-Thread.
 
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So eine Kampagne wie hier bei Bremen NEXT! würde ich mir gerne bei allen ARD Jugendradios besonders bei N-JOY wünschen (ausser Fritz, die sind eh schon gut), dann gäbs endlich keine Einschlafmukke mehr:

Hier hat man gezielt junge Leute gefragt was denn so im Radio laufen soll. Auch viele Mitarbeiter dort sind in der Zielgruppe von RB-Next.
Den Beweis kann man ja bei Bremen NEXT! bereits hören (seltsamerweise ganz andere Musik als bei No-Joy, You FM, und dem DING vom SWR: Finden Sie den Fehler) Ich finde sehr toll dass mit diesem Sender so ein urbanes HipHop-Angebot, was wirklich die Jungen interessiert, in Deutschland nun seit rund als einem Jahr auch offiziell aus öffentlich-rechtlicher Hand kommt. Denn in Frankreich kommt mit MOUV' von Radio France ebenfalls ein sehr gut gemachtes HipHop-Programm daher wo Bremen NEXT absolut mithalten kann.
 
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Nun, man könnte z.B. eine breit angelegte, wohlsortierte Popmusikwelle gestalten, die dennoch nicht inhaltsleer, marktschreierisch und "billig" gemacht ist. Also ohne Morgenshow-Gegacker, ohne dämliche gewinnspiele und ohne Dauergeclaime. Einfach nur gutes, handwerklich solides Radio, bescheiden in der Aufmachung aber mit geballter Ladung inhaltlicher Kompetenz. Gibt es das noch bei der ARD? Selten bis gar nicht. Stattdessen wird versucht, die Privaten zu kopieren - aber die gibt es schon als Original.

Das ist einer der Punkte, die meiner Ansicht nach Schelte verdienen. Wobei ich z.B. Bayern 2 für überaus angenehm und keinesfalls hochkulturlastig erachte. In Einzelfällen funktioniert es also noch. Bei anderen Anstalten gibt es da aber absolut gar nichts.

Zunächst einmal Entschuldigung, dass ich so einen alten Beitrag zitiere. Der Grund dafür war, dass ich wieder einmal dermaßen entnervt von den öffentlich-rechtlichen Radiosendern hier in Nordrhein-Westfalen war, dass ich hoffte, vielleicht in diesem Thread hier einen Tipp für einen besseren Sender zu finden.
Und dank Deines Beitrags wurde ich auf Bayern 2 aufmerksam. Ich habe diesen Sender jetzt eine Zeit lang gehört und bin positiv überrascht: Dass man frühmorgens mit Musik von Künstlern wie Dar Williams, Foxygen, Mia Aegerter, Ayo, The xx, Shawn Colvin, etc. in den Tag begleitet wird, ist schon für sich alleine eine positive Überraschung. Dass sich im Morgen- und Abendprogramm weiterhin qualitativ hochwertiges Programme und Beiträge finden, steigerte meine Begeisterung dann immer weiter.
Ich bin ein Kind der 70er Jahre und habe seinerzeit WDR 2 gehört, saß als Kind und Jugendlicher oft vor dem Radio und sog gebannt die Hintergrundinformationen und Bewertungen auf, die zu politischen Themen von Korrespondenten und Experten vermittelt wurden, das alles wurde gemischt mit annehmbarer Musik. Heutzutage bin ich nur noch entsetzt, wie dieser Sender in jeder nur denkbaren Hinsicht kaputt reformiert wurde. Die Musikauswahl insbesondere auf WDR 2 (ähnliches wie bei der Jugendwelle 1live) ist heutzutage ein Witz und die Moderationen schwanken seit geraumer Zeit viel zu häufig zwischen billiger Anbiederung und Albernheit. Danke daher noch einmal für diesen Tipp!
 
Dem kann ich mich nur vollständig anschließen! Das ich ein mal als waschechter Ostwestfale zum Stammhörer von Bayern 2 werde, hätte ich auch nicht gedacht! Leider hat der WDR in jeglicher Hinsicht derartig nachgelassen, daß man zu so einem Schritt ja gezwungen wird!
 
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