Allergie gegen Formatradio

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Du willst doch sicher nicht behaupten, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk das gesellschaftliche Kulturschaffen unserer Gesellschaft entsprechend und vielfältig in den Programmen abbildet?
Also gehört er nicht abschafft, sondern abgemahnt.
Warum sollte er abgemahnt werden, wenn es solche Programme wie Bayern 2, WDR 3, WDR 5 oder Deutschlandfunk gibt?
 
Ganz einfach, @wittkowski: Weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk in seinen 4 + X Programmen das gesellschaftliche Kulturschaffen seines Sendegiebietes nicht annähernd abbildet. Die von dir genannten Programme dienen neben der Information mehr oder weniger der "Hochkultur". Es gibt aber auch noch eine "Volks-" und "Gebrauchskultur", die teilweise voll ausgeblendet wird.
 
Nun, man könnte z.B. eine breit angelegte, wohlsortierte Popmusikwelle gestalten, die dennoch nicht inhaltsleer, marktschreierisch und "billig" gemacht ist. Also ohne Morgenshow-Gegacker, ohne dämliche gewinnspiele und ohne Dauergeclaime. Einfach nur gutes, handwerklich solides Radio, bescheiden in der Aufmachung aber mit geballter Ladung inhaltlicher Kompetenz. Gibt es das noch bei der ARD? Selten bis gar nicht. Stattdessen wird versucht, die Privaten zu kopieren - aber die gibt es schon als Original.

Das ist einer der Punkte, die meiner Ansicht nach Schelte verdienen. Wobei ich z.B. Bayern 2 für überaus angenehm und keinesfalls hochkulturlastig erachte. In Einzelfällen funktioniert es also noch. Bei anderen Anstalten gibt es da aber absolut gar nichts.
 
Nein, aber die Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist es, einen möglichst großen Teil des Publikums zu erreichen und das schafft man im wesentlichen mit Massenprogrammen. Würde niemand mehr den öffentlich-rechtlichen Rundfunk hören, ''kann und sollte man ihn abschaffen'', oder? Ein öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der nur aus elitären Minderheitenprogrammen besteht, macht keinen Sinn, weil dann jeder sagt ''Euch hört niemand, alle hören nur die Privaten, wir schaffen euch ab''

Ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk, der sich nicht signifikant (im positiven Sinn) vom ausschließlich kommerzorientierten Rundfunk unterscheidet, und zwar auf *allen* Wellen, kommt einer Kapitulationserklärung gleich.

Gerade die Massenwellen haben die verdammte Pflicht, den Hörern zu zeigen und schmackhaft zu machen, daß es auch ein Leben außerhalb des engen 200-Titel-Formats gibt. Ein Gottschalk macht's ja vor, daß es möglich ist, und es gäbe genug kompetente Moderatoren und Redakteure, die bessere Programme machen könnten, wenn man sie denn lassen würde, und nicht immer panische Angst vor den MA-Zahlen hat.
 
Gerade die Massenwellen haben die verdammte Pflicht, den Hörern zu zeigen und schmackhaft zu machen, daß es auch ein Leben außerhalb des engen 200-Titel-Formats gibt. Ein Gottschalk macht's ja vor, daß es möglich ist, und es gäbe genug kompetente Moderatoren und Redakteure, die bessere Programme machen könnten, wenn man sie denn lassen würde, und nicht immer panische Angst vor den MA-Zahlen hat.

Jetzt kommt aber die betriebswirtschaftliche Frage: Bringt Gottschalk dem Sender eine messbar höhere Zuhörerzahl? Wenn ja, haben die Verantwortlichen einen guten Riecher gehabt (in doppeltem Sinne mit Gottschalk... :p). Bringen solche Aktionen nichts, ist es fast logisch, dass sich die anderen Stationen keine weiteren Gedanken um markante Veränderungen in ihrem Programm machen. Wozu höhere Ausgaben, wenn das Ergebnis gleich bleibt? Nur um den ein oder anderen Hörer glücklich zu machen, garantiert nicht...
 
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Wozu dann noch ein öffentlich-rechtliches Rundfunksystem, das von der Allgemeinheit bezahlt wird, wenn es sich inhaltlich nicht vom kommerziellen Dudelfunk unterscheidet?

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat auch einen Bildungsauftrag, und ja, der gilt auch für die Massenprogramme!
 
Ich kann. Aber ich will meistens nicht mehr. Von wegen Perlen vor die Säue, schlecht bezahlt, darf nicht wie und was ich will und so weiter...
 
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Wenn ich diese permanente Belobhudelung auf Gottschalk lese, dann läuft es mir warm den Rachen hoch.
Kunststück!
Gottschalk kann/darf es sich leisten. Wenn ich könnte wie ich wollte, dann wäre auch vieles besser. Leider bekommt unsereins diese Chance aber nicht, weshalb der Vergleich extrem hinkt.

Deshalb: Schmeißt Gottschalk raus! Laßt uns das machen, und zwar mit denselben Freiheiten, die ein Gottschalk haben darf. Dann wird auch das Radio wieder hörenswert.
 
Wenn ich diese permanente Belobhudelung auf Gottschalk lese, dann läuft es mir warm den Rachen hoch.
Kunststück!
Gottschalk kann/darf es sich leisten. Wenn ich könnte wie ich wollte, dann wäre auch vieles besser. Leider bekommt unsereins diese Chance aber nicht, weshalb der Vergleich extrem hinkt.

Deshalb: Schmeißt Gottschalk raus! Laßt uns das machen, und zwar mit denselben Freiheiten, die ein Gottschalk haben darf. Dann wird auch das Radio wieder hörenswert.

Sicherlich wären einige (längst nicht alle!) Radiomoderatoren heutzutage genauso gut wie Gottschalk in den 80ern bzw. heute bei Bayern 1, wenn sie nicht gezwungen wären, Formatradio zu machen.
Was du aber bei deinem Geschimpfe auf Thomas Gottschalk übersiehst:
TG bekommt heute seine Freiheiten bei Bayern 1, gerade weil er in den 80ern - ohne, dass er mehr Freiheiten als seine Kollegen bekommen hat - ein herausragender Radiomoderator war, der auch heute noch viele Fans hat (was seine Radiotätigkeit betrifft).

Was aber stimmt: ohne die Einschränkungen, die Formatradio mit sich bringt, wäre Radio auch heute noch hörenswert. Übrigens höre ich die meisten SWR3-Moderatoren trotzdem sehr gerne, obwohl sie Formatradio machen (müssen).
 
Was oder wer hindert dich daran, das genau so zu machen?
Die großen Radiosender (WDR, SWR...) haben seit Jahrzehnten kein Interesse mehr, gute Moderatoren / Programminhalte abseits des kleinsten gemeinsamen Nenners auf Sendung zu lassen, weil zu viele Hörer zu sensibel sind und dann wegschalten.

Wer heute die guten Moderatoren und Programme hören will, muss sich die Mühe machen und im Internetradio suchen. Dort gibt es bis heute niemanden, der es schafft Ordnung in dieses Angebot zu bringen, ohne es zu dezimieren. Selbst hier im Radioforum scheint ja ein Präsentations- und Bewertungssystem für Internetsender gescheitert zu sein, bzw. sogar selbst von den meisten Usern letztlich unerwünscht. Infolge dessen krebsen die Sender bei 0-5 Hörern rum, obwohl Threads wie dieser beweisen, dass es eine größere Nachfrage nach dem entsprechenden Content gibt.
 
So etwas, lieber HR25, kann nur jemand fragen, der noch nie das Sendestudio eines Formatdudlers von innen gesehen hat.


So ist es, ich höre Radio, lese hier "von außen" mit und kann somit viele Moderatoren verstehen, die zwar nicht von dem überzeugt sind, was sie täglich in ihrem Sender tun, aber die bittere Kröte schlucken, weil das Geld gebraucht wird. Ein wahrlich mieser Kompromiss, den es aber zuhauf in allen Sparten von Jobs gibt.

Den Moderatoren darf man in diesem Fall auch nicht die Schuld geben! Eher frage ich mich, warum den Radioverantwortlichen der Mut abhanden gekommen ist, qualitativ gutes Radio zu machen? Ist die Angst, seine Hörerzahl zu minimieren, so groß?

Soweit ich weiß, gibt es bei den Sendern täglich(?) Teambesprechungen zwischen den PD und den Moderatoren/Redakteuren. Kommt da das Thema 3-Stundenrotation oder lahmes Programm nicht auf? Immerhin kann der Hörer wegschalten, wenn zum dritten Mal in 6 Stunden Tim Bendzko läuft, der Moderator im Studio muss das allerdings zwangsläufig ertragen. Ich will nicht wissen, wie viele Moderatoren von Popwellen sich bei manchen Songs denken "ich kann diese Schei... nicht mehr hören!", trauen sich aber nicht, das so ihren Vorgesetzten zu sagen.

Man könnte es einfach halten und sagen, sucht euch andere Radiosender, aber das ist natürlich nur Theorie und nicht ohne Weiteres machbar. Es ist ein Elend, wie sich das Medium Radio seit gut 15 Jahren entwickelt. Mich würde mal interessieren, wo dieser Ursprung/Grund liegt und wer die Idee für diese abgeflachten Formatradio-Konzepte hatte?
 
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Besser 5 Hörer, die bewußt zuhören, als 5000 Hörer, die einen Sender ausschließlich als Hintergrundberieslung verwenden und faktisch weghören.
Kommt auf die Situation an. Wenn ich ehrlich bin, morgens zwischen Dusche, Frühstück und Weg zur Arbeit habe ich einfach nicht die Zeit bewusst Radio zu hören.
 
Es gibt ja auch etwas dazwischen. Sich mit Musik im Hintergrund und nebenbei berieseln lassen und bei interessanten Wortbeiträgen aufhorchen, kurz zuhören, erfassen, im Groben informiert sein. Vermeintlich lustige Wortwechsel und andere Programmalbernheiten meine ich hierbei nicht.
 
Die großen Radiosender (WDR, SWR...) haben seit Jahrzehnten kein Interesse mehr, gute Moderatoren / Programminhalte abseits des kleinsten gemeinsamen Nenners auf Sendung zu lassen, weil zu viele Hörer zu sensibel sind und dann wegschalten.
Das war zu Gottschalks Anfangszeiten beim BR auch nicht anders. Der hat trotzdem einfach gemacht und nicht darauf gewartet, daß ihm jemand eine Erlaubnis gibt.
 
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