Allergie gegen Formatradio

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Um zu wissen was die Leute wirklich hören oder hören wollen
Was die Leute wirklich hören wollen, ist irrelevant, da die Masse zumindest mit dem vorlieb nimmt, was ihnen angeboten wird. Und welchen Programmen da der Vorzug gegeben wird (also was die Leute wirklich hören), dazu braucht es keine weiteren Studien. Dazu genügt ein Gang durch die Stadt, in die Läden, zum Friseur, ins Wartezimmer, ins Schwimmbad. Dazu kann man auch Taxifahrten hernehmen, was läuft denn da mehrheitlich? (Ich fand einmal in einem Taxi den DLF, das war in Mainz, der Fahrer war Türke, ist das nun ein Zeichen schlechter "Integration", daß er weder RPR1 noch FFH gehört hat?) Es besteht nirgendwo die Verpflichtung, das Gedudel einzuschalten, es läuft aber dennoch fast überall. Genau deshalb gibt es diesen Thread, hier sind paar Allergiker anwesend, ich bin einer davon. Die Mehrheit hört es aber, was nicht heißt, daß sie nicht darüber meckert, aber sie hört es trotzdem.
 
Das Formatradio hat die Hörer nicht umerzogen, es hat sich nur an ihre Nachfrage angepasst.
Das dürfte es ziemlich gut treffen. Die Privaten hatten vor ihrem Start korrekt analysiert, daß die Leute viel lieber Schwarzwälder Kirschtorte essen als trockene Brötchen. Folglich haben sie gleich nur noch Schwarzwälder Kirschtorte angeboten.
Hat denn in Deutschland ein Radiosender eine echte Erfolgschance, wenn er sich von den üblichen Formatsendern abhebt und gravierend unterscheidet?
[...]
Die 10 erfolgreichsten, bzw. beliebtesten Sender Deutschlands sind durchweg Formatradiosender.
Ja, wenn man „Erfolg“ nur über Einschaltquoten definiert, ist das wohl so. Siehe auch diese kluge Beobachtung:
Nun gut, solange sich die ÖRs durch die zweifelhaften, halbjährlichen Medienanalysen mit den Privaten quoten- und marktanteilmäßig in Konkurrenz sehen, wird es deshalb bei ihnen wohl keine Hoffnung auf mehr seriös informatives, unalbernes und unterhaltsames Programm geben.
Selbst wenn Medienanalysen nicht „zweifelhaft“ wären, gehört bereits die grob vereinfachende Gleichsetzung „Erfolg = viele schalten ein“ immer wieder lautstark kritisiert, wenn es um öffentlich-rechtliche Programme geht!
Um zu wissen was die Leute wirklich hören oder hören wollen bräuchte man zu allererst mal eine Marktanalyse die die Realität annähernd widerspiegelt, kein Lobby-Papier wie die MA.
Hervorragende Idee! Mach das mal und melde Dich wieder, sobald Du Ergebnisse hast. (Wobei ich befürchte: Auch wenn Du hundertprozentig korrekte Ergebnisse hättest – sie würden Dir nicht gefallen...)
 
Ja, wenn man „Erfolg“ nur über Einschaltquoten definiert, ist das wohl so.

Leider ist die MA zur Zeit die einzige "Währung" für Erfolg oder Misserfolg eines Radiosenders. Ein Fan von dieser Art der Hörererfassung bin ich auch schon lange nicht mehr.

Grundsätzlich gilt die Frage, wie wichtig den Leuten das Medium Radio ansich noch ist? Wenn es nur als Nebenbeimedium agiert, während der Hörer sich intensiver mit dem Internet oder dem Haushalt beschäftigt, reicht ein Formatdudler völlig aus. Wenn jemand wie ich gut 6 Stunden am Stück Radio während der Arbeit hört, hat man ein Problem mit der Dauerrotation der Songs, weil man gewisse Lieder in dem Zeitraum 2 bis 3 Mal hört. Das nervt enorm.
 
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Radio ist völlig unwichtig (geworden), weil es andernorts bessere Informationsangebote gibt,
weil es andernorts bessere Unterhaltungsangebote gibt,
weil es andernorts bessere Musikangebote gibt.

Dennoch wird Radio eingeschaltet, weil es bequem, ohne Aufwand, nebenbei und gerne auch zum Ignorieren einen kleinsten gemeinsamen Nenner von allen drei Dingen auf uns einrieseln lässt: Musik, Info, Unterhaltung.

Das reicht dem Radio zum Überleben.
Dabei könnte es um vieles besser sein, so viel besser, dass es jedermann als überlebenswichtig gelten könnte. Das war einmal.
 
Manni, gut analysiert. Ich setze noch was drauf.
Das, was wir heute hören, wurde ganz bewusst ab Mitte/Ende der 80er vorbereitet und gemacht.
Ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass der Begriff "Nebenbei-Medium" während eines WE-Seminars gefallen ist. Dieser Begriff ist eine der Grundlagen für den heutigen Dudelfunk.

Für mich war der Begriff des "Nebenbei-Mediums" ein Schock, da der Begriff damals nicht durch Umfragen zementiert wurde, die MA oder FA gab es ja noch nicht. Ich jedenfalls hörte Radio ganz bewusst und nicht nebenbei.So ist es auch heute noch, und morgen, übermorgen...

2Stain
 
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Es besteht nirgendwo die Verpflichtung, das Gedudel einzuschalten, es läuft aber dennoch fast überall.

Wo ist überall? Technisch wenig versierte Leute in eintönigen Berufen ohne echte Programmauswahl und fehlenden Zugangsmöglichkeiten zum Internet (die Reste der von Wissenschaftsseite vielbeschworenen, aber dank vereinfachter Interfaces bald kaum noch spürbaren "Digitalen Kluft") schalten reflexartig einen intellektuell wenig herausfordernden Musiksender ein, um der Müdigkeit zu trotzen.

Hätten alle Deutschen, die triste Routinearbeiten verrichten müssen Internetradios und freies W-LAN oder zumindest ein sehr umfangreiches DAB-Multichannel-Angebot (auf das wir uns zubewegen), sähe die Welt ganz anders aus.
 
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Wenn Leute NICHT über Radio reden, macht Radio was falsch! Ich hab immer gesagt: Wir bzw. unsere Inhalte müssen "talk of the town" sein. So funktioniert dieses Medium. Als Hintergrundbedudelung in Belanglosigkeit funktioniert es NICHT, sondern wird durch Spotify oder sonstwas abgelöst.
 
? (Ich fand einmal in einem Taxi den DLF, das war in Mainz, der Fahrer war Türke, ist das nun ein Zeichen schlechter "Integration", daß er weder RPR1 noch FFH gehört hat?)

In Leipzig hatte auch mal ein Taxifahrer MDR Kultur (damals noch Figaro) laufen. Sonst lief da bei allen SAW, Jump, RTL, Radio Leipzig usw...
Ist doch schön dass man solchen Leuten noch begegnet
 
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Das Formatradio hat die Hörer nicht umerzogen, es hat sich nur an ihre Nachfrage angepasst.

Sagen wir so, es hat es sich sehr einfach gemacht, also den Weg des geringsten Widerstands beschritten (privat wie öffentlich-rechtlich), anstatt den Hörern anspruchsvollere Inhalte so schmackhaft zu machen, daß sie sie *gerne* konsumieren.

Wenn das in anderen Bereichen auch so gelaufen wäre, würde es heute keine Opernhäuser mehr geben, keine Theater, keine klassischen Konzerte, keine Lesungen, nichts, was auch nur ansatzweise anspruchsvoll wäre, da die Nachfrage in diesen Bereichen zu gering wäre.

Im übrigen gilt immer noch: Das Angebot bestimmt die Nachfrage.
 
keine Opernhäuser[...], keine Theater, keine klassischen Konzerte, keine Lesungen, nichts, was auch nur ansatzweise anspruchsvoll wäre, da die Nachfrage in diesen Bereichen zu gering wäre.

Korrekt. Alle aufgezählten Angebote kämpfen seit vielen Jahren ums Überleben, können sich aus eigener Kraft gar nicht und durch staatliche/private Kulturförderung mal gerade so mehr schlecht als recht über Wasser halten. Nicht wenige Orchestermusiker leben in prekären Verhältnissen, wer heute noch Gedichte schreibt, wird ausgelacht und mein Bankberater hat mir letztens erzählt, er hätte kürzlich irgendwo unterschrieben, um 3SAT und arte abzuschaffen, weil sich "solchen Blödsinn doch sowieso niemand ansieht und das alles nur Millionen kostet".

Die Mittelschicht erodiert und der gesellschaftliche Bodensatz hält sich für "das Volk". Welche Programme bietet man also an, wenn man damit Geld verdienen muss...?
 
Die Mittelschicht erodiert und der gesellschaftliche Bodensatz hält sich für "das Volk".
Das nehme ich vor allem in Ostdeutschland so wahr. Bin derzeit in meiner Heimatstadt, meine Eltern brauchen Hilfe. Jeder Weg durch die Öffentlichkeit ist für mich wie ein Horrortrip. Dieses Volk wird die letzten, mit denen noch etwas Zukunft zu erhoffen wäre, auch noch gen Westdeutschland vertreiben. Dann sind sie endlich alleine und können alles vernichten, was nicht kompatibel mit ihrer fehlenden Selbstachtung ist. Schade um die schönen Landschaften, die einst stolzen Städte, die kulturellen Einrichtungen und die Milliarden, die da seit 1990 reingepumpt wurden.

Aus etwas Abstand betrachtet sieht das alles deutlich entspannter aus: ein solches Volk ist zum Aussterben verdammt, wird sich selbst vernichten oder wird durch den von ihm selbst angezettelten Krieg vernichtet werden. Leider erfolgt dies mit riesigen Kollateralschäden und trifft zuerst diejenigen, die man eigentlich vor diesem Volk schützen müsste.
 
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Wenn Leute NICHT über Radio reden, macht Radio was falsch! Ich hab immer gesagt: Wir bzw. unsere Inhalte müssen "talk of the town" sein. So funktioniert dieses Medium. Als Hintergrundbedudelung in Belanglosigkeit funktioniert es NICHT, sondern wird durch Spotify oder sonstwas abgelöst.
Leider reden die Leute über Bürostuhlrennen, Fränky oder DoppelMM. Keine Ahnung warum. Ich fühle mich falsch.
 
Die 10 erfolgreichsten, bzw. beliebtesten Sender Deutschlands sind durchweg Formatradiosender. Gut finde ich das auch nicht, allerdings könnten die Formatradiomacher jetzt auch rufen: die Hörer wollen es aber so! Eigentlich ein Teufelskreis; versucht ein Sender aus der Masse auszubrechen, werden aller Voraussicht nach die Hörerzahlen sinken, aber ein paar User hier sind begeistert. Gut evtl. für den Funfaktor, aber betriebswirtschaftlich ungünstig.
das ist die Wahrheit! Gruß, Arno. Nummer 1 in Berlin und Brandenburg. :D
 
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Nein, aber die Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist es, einen möglichst großen Teil des Publikums zu erreichen und das schafft man im wesentlichen mit Massenprogrammen. Würde niemand mehr den öffentlich-rechtlichen Rundfunk hören, ''kann und sollte man ihn abschaffen'', oder? Ein öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der nur aus elitären Minderheitenprogrammen besteht, macht keinen Sinn, weil dann jeder sagt ''Euch hört niemand, alle hören nur die Privaten, wir schaffen euch ab''. Und zwar so:

mein Bankberater hat mir letztens erzählt, er hätte kürzlich irgendwo unterschrieben, um 3SAT und arte abzuschaffen, weil sich "solchen Blödsinn doch sowieso niemand ansieht und das alles nur Millionen kostet".

Krass, wie man sich hier seit Jahr und Tag immer wieder im Kreis dreht... :rolleyes:
 
Und ist die Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wirklich, Geld zu verdienen?
Nein, aber die Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist es, einen möglichst großen Teil des Publikums zu erreichen und das schafft man im wesentlichen mit Massenprogrammen. Würde niemand mehr den öffentlich-rechtlichen Rundfunk hören, ''kann und sollte man ihn abschaffen'', oder? Ein öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der nur aus elitären Minderheitenprogrammen besteht, macht keinen Sinn, weil dann jeder sagt ''Euch hört niemand, alle hören nur die Privaten, wir schaffen euch ab''.
Falsch! Deine Auffassung, @RadioHead, ist genau nicht Sinn und Zweck des öffentich-rechtlichen Rundfunks, wie ihn der Gesetzgeber bei der Schaffung des dualen Rundfunksystem festgeschrieben hat. Ich zitiere mich mal selbst aus einem WDR-Faden, der prinzipiell für alle ÖRs gilt, um nicht nochmals exakt dasselbe zu posten.
Dabei vergisst der WDR, dass er gar nicht beim Hörer "ankommen" muss. Er muss sich weder um Altersspyramiden, Marktanteile, Media-Analysen, noch um Musikvorlieben scheren. Darüberhinaus ist er keineswegs verpflichtet, Quote zu machen und Massengeschmack zu bedienen. Nein, er hat umgekehrt auf allen seinen Wellen dafür zu sorgen, dass er das gesellschaftliche Kulturschaffen unserer Gesellschaft (und in diesem Falle speziell das aus Nordrhein-Westfalen) entsprechend und vielfältig in den Programmen abbildet. Nicht mehr und nicht weniger. Dies ist die Aufgabe, die ihm im Staatsvertrag auferlegt worden ist.

Nicht zuletzt wird dem "Rundfunkbeitrags-Zahler" in diesem dualen Rundfunksytem genau deshalb der "Beitrag" abverlangt. Aus keinem anderen Grunde.

@RadioHead, Du willst doch sicher nicht behaupten, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk das gesellschaftliche Kulturschaffen unserer Gesellschaft entsprechend und vielfältig in den Programmen abbildet?

Also gehört er nicht abschafft, sondern abgemahnt.
 
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Krass, wie man sich hier seit Jahr und Tag immer wieder im Kreis dreht... :rolleyes:

3sat st kein elitäres Bildungsprogramm, sondern ein etwas anspruchsvolleres Vollprogramm mit vielen Unterhaltungselementen. Komischerweise weiß kaum jemand dass das Nachmittagsprogramm von 3sat mit Reisedokus regelrecht zugepflastert ist, ein Alleinstellungsmerkmal im Fernsehdschungel einer extrem reiseverrückten Nation, die sich die absonderlichsten Nischensender aber keinen einzigen echten Reise-Spartenkanal leistet.
 
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3SAT HD ist bei mir neuerdings per Kabel nicht mehr empfangbar. Muss ich nach dieser mich eigentlich nicht betreffenden DVB-T2-Umstellung einen Sendersuchlauf durchführen, um komplett alle Favoriten-Sender und meine 47 täglichen/wöchentlichen oder freitag- und sonntäglichen Programmierungen zu vierlieren?
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Muss ich nach dieser mich eigentlich nicht betreffenden DVB-T2-Umstellung einen Sendersuchlauf durchführen, um komplett alle Favoriten-Sender und meine 47 täglichen/wöchentlichen oder freitag- und sonntäglichen Programmierungen zu vierlieren?
Das sollte eigentlich nicht so sein. Ich sehe aber ein potentielles Problem, das zum Verschwinden von 3Sat HD führen könnte. Ich schicke Dir eine PN.
 
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