Dann fang doch mal damit an und erzähle uns, was Du nächtens gerne hören magst.
Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich in der Nacht gerne einem Moderator wie Tom Waits zuhören. Im Film Mystery Train von Jim Jarmusch hört man ihn, Tom Waits – mit seiner einzigartigen Stimme - in der Rolle des einsamen Radio-DJ’s, der in der Nacht coole Ansagen macht und dann wieder coole Musik spielt. Im Film ist es 3 Uhr Früh und der Moderator, sprich die Stimme von Tom Waits moderiert den Song Blue Moon von Elvis an. Ich liebe diese Szene, die ja im Film insgesamt 3 mal läuft, weil es halt ein Film mit 3 Episoden ist, die alle zur selben Zeit in einer Absteige von Hotel in Memphis spielen.
Ja, noch ein Beispiel hätte ich:
Vielleicht kennt Ihr ja das Album The Nightfly von Donald Fagan (Ex-Steely Dan). Auf dem Cover spielt Donald Fagan einen Radio-DJ in den 1950er Jahren. Das Cover faszinierte mich schon lange, bevor ich die CD letztendlich gekauft habe. In Wikipedia-Eintrag zum Album The Nightfly wird das Album-Cover wie folgt trefflich beschrieben.
Also – ich betone es nochmal – ich zitiere aus WIKIPEDIA:
Das Albumcover zeigt ein ganzformatiges Schwarzweißfoto Fagens in der Rolle eines Chesterfield-King-Zigaretten rauchenden Radiomoderators. Dieser DJ gekleidet in helles Oberhemd mit dunkler Krawatte, sitzt an einem Tisch in einem Sendestudio. Vor ihm stehen ein großer Plattenspieler und ein für Tonstudios typisches Großmembran-Mikrofon mit Stativ. Die auf dem Tisch liegende Plattenhülle des Sonny-Rollins-Albums Sonny Rollins and the Contemporary Leaders von 1958 - dem Anschein nach die gerade in der Radiosendung gespielte Platte – verweist auf den fiktiven Zeitpunkt der Aufnahme in den späten 1950er-Jahren und auf die musikalischen Vorlieben des Moderators. Die Zeiger der großformatigen Uhr an der Wand neben dem DJ zeigen zehn nach vier – ein Hinweis auf die (nächtliche) Sendezeit.
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Nun, es ist natürlich nur eine persönliche Schwärmerei von mir, aber die beiden vorgenannten fiktiven DJ’s sind genau diese Art „Nachtfalken“, wie ich persönlich sie lieben würde. Zumindest zu dieser Art Nachtfalken würde es passen, wenn Sie dann in ihren Sendungen auch der Tageszeit angepaßt zum Beispiel selten gehörtes von Leonard Cohen, Paolo Conte, Tom Waits, David Sanborn, Chris Isaac, Norah Jones, Dinah Washington, Miles Davis, Charlie Parker, Katie Melua, Haley Reinhart, Melody Gardot, Jeff Goldblum and The Mildred Snitzer Orchestra, Etta James, Ray Charles, Elvis, Johnny Cash, Tony Bennett, Johnny Mathis, aber auch so etwas wie Art of Noise, etc. spielen würden.
Ich persönlich liebe vor allem in der Nacht Musik, die so langsam und ruhig ist, dass sie quasi stehen bleibt.
Ja, ein genialer Nacht-Moderator aus der „realen“ Radio-Welt ist natürlich Ben Streubel. Ihm persönlich kann ich auch lange zuhören, seinen Ansagen, seinen Gesprächen mit Hörern. Nur, die Musik ist halt jene von SWR 3, und das ist bis auf wenige Ausnahmen meine nicht. Aber Ben Streubel hat in einem Interview vor kurzem betont, dass er es liebt, in der Nacht zu arbeiten, wo alles viel stressfreier abläuft und man mitunter mehr Freiräume und Gestaltungsmöglichkeiten hat. Ich interpretiere dies dann so, dass es quasi von Vorteil sein kann, wenn nächstens keiner der Vorgesetzten anwesend ist.
Grundsätzlich meine ich, dass Radio in der Nacht um so viel spannender sein könnte als es heute der Fall ist. Soll heißen, dass man in der Nacht das Feld ruhig auch außergewöhnlichen Leuten überlassen könnte und diesen bei Konzept der Sendung und der Musikauswahl freie Hand läßt. Gerade in der Nacht, wo gefühlt „eh fast niemand zuhört“, könnte man viel mehr experimentieren. Warum rund um die Uhr, sprich auch an den Randzeiten die selbe austauschbare Musik spielen wie die restlichen 18 Stunden des Tages?