Auch sehr interessant, was Dave Colman zu WDR 2 im Interview mit radioszene.de sagt:
RADIOSZENE: Wie sehen Sie heute die Situation im deutschen Radio? Was fehlt Ihnen?
Dave Colman: Die Frage kann ich nur im Bezug auf den WDR beantworten – noch besser werde ich mich auf WDR 2 beschränken – denn es ist der einzige Sender in Deutschland mit dem ich mich wirklich befasst habe. Es gibt aber einen Sachverhalt von dem Sie wissen sollten, um meine Antwort verstehen zu können: Der Grundstein für das was heute beim WDR Hörfunk vorzufinden ist, wurde Anfang der siebziger Jahre gelegt. Im Jahre 1970, waren praktisch fünf Programme in Nordrhein-Westfalen zu hören: WDR 3 war das Klassikangebot und als solches kein Konkurrent für WDR 2. WDR 1 war eine Kooperation zwischen Westdeutschem Rundfunk und Norddeutschem Rundfunk – und damit ebenfalls kein Mitbewerber für WDR 2. Dazu gab es noch den BFBS (Britisch Forces Broadcasting Service), der gute Musik spielte. Aber um die Moderation beim englischen Militärsender zu verstehen, musste man sehr gut Englisch sprechen, was zu dieser Zeit nicht selbstverständlich war. Die einzige noch verblieben Alternative war Radio Luxemburg, das zwar damals deutsche Musik gespielt hat – allerdings war der Sender nur in begrenzter technischer Qualität über Mittelwelle empfangbar. Dies bedeutete, WDR 2 wusste – oder besser gesagt, die „Macher“ der Welle wussten, dass WDR 2 von allen Programmen in der Region über eine relativ gute Kombination aus Musik und Information verfügte. Die Mitarbeiter, die die Wortbeiträge zulieferten, waren eine Gruppe rund 70 Redakteuren und damals der Meinung: „Wir sind das beste Radio … und die Welt hat auf das, was wir machen gewartet. Uns kann keiner was”. Diese Meinung hat sich bis heute gehalten! Und so hört man noch heute überall im Sender – auch im WDR Fernsehen – Hinweise darauf, was „WDR 2 macht“. WDR 2 ist sozusagen das „Herzstück“ des Westdeutschen Rundfunks – zumindest sieht es sich so und praktiziert dies seit annähernd 50 Jahren. Umso entsetzter war man ab dem 1. Januar 1984 als der damalige Hörfunkdirektor Manfred Jenke WDR 4 ins Leben rief. Das Resultat war für WDR 2 eine Katastrophe. Die Hörer sind schon bald in Scharen zu WDR 4 übergelaufen. Man könnte nun meinen, die Macher von WDR 2 hätten sich hinterfragt: „Was haben wir falsch gemacht?“. Dies war aber nicht der Fall. Stattdessen hörte man hausintern Äußerungen wie: „Vielleicht ist der intellektuelle Grad der WDR 2-Beiträge für die Hörer zu hoch angesetzt – und sie haben eine leichtere Kost gesucht”. Was tatsächlich gesagt worden ist, habe ich mir verkniffen. Jedenfalls wurde beschlossen weiterzumachen wie bisher – sogar noch verstärkter. Und man hat die Bemühungen vorangetrieben aus WDR 2 alles zu entfernen, was nicht als Magazinsendung einzustufen war. Die „Durchmagazinisierung“ war in vollem Gange. Dann kehrte eine Art Ruhe ein, bis im Jahre 1990 Radio NRW seinen Sendebetrieb aufnahm und noch mehr Hörer vom WDR 2 weggeholt hat. Auch dieses Mal wurden die Hörerverluste irgendwie wegdiskutiert. Im Grunde genommen hält dieser Zustand seit 1990 an.
Wie war die Frage? Ach ja … Was fehlt mir? Personality, Entertainment und das Gefühl, dass der Mann oder die Frau am Mikrofon die Sendung für mich (den Hörer) macht – und nicht um seinen Kollegen zu beweisen wie gut informiert er/sie ist. Und bei “ihr“ würde ich mir wünschen, dass sie davon absieht mir permanent klarzumachen, dass sie eine starke Frau ist. Ich weiß, dass sie es ist – sonst wäre sie nicht dort.