AW: USB-Schallplattenspieler
Hallo!
Da das Thema durchaus komplex wird, wenn man seine Schallplatten möglichst ordentlich digitalisieren möchte, will ich auch mal kurz meinen Senf zu diesem USB-Dings abgeben.
Solch ein USB-Dreher würde mir nicht ins Haus kommen. Das hat zwei Gründe:
1. Riemenantrieb
Beim Riemenantrieb gibt es immer einen relativ schnelldrehenden Motor. Und der vibriert möglicherweise im Hörbereich (Hauptgrund: Polrucken; bei 10U/s und 16 Polen also 160 Hz), worauf sich die Schwingungen, bei schlechter Entkopplung des Motors, über das Chassis bis zum Tonabnehmer ausbreiten. Dieses "Brummen" hört man dann evt. während leiser Passagen oder der Leerrillen, zumal die RIAA-Entzerrung diesen Frequenzbereich auch noch gehörig anhebt. Nicht umsonst werden im High-End-Bereich die Motoren außerhalb des Chassis aufgestellt.
Beim Direktantrieb gibt es kein mechanisches Teil, welches schneller als der Plattenteller rotiert. Dementsprechend ist dieser Antrieb von dieser Seite her gesehen erstmal vollkommen geräuschlos. Wenn dann noch die Lager beim Direkttriebler keinen "Krach" machen, muß sich ein Riementriebler in Bezug auf Rumpelgeräuschabstand schon ganz schön strecken. Ist der direktgetriebene Plattenspieler dann auch noch quarzgesteuert und der Antrieb richtig dimensioniert, wird es für den Riemenantrieb in Bezug auf Einhaltung der Sollgeschwindigkeit und Gleichlauf sehr, sehr schwer. Man vergleiche einfach mal die technischen Daten eines Technics 12xx oder Dual 731 (oder...) mit den Daten von irgendwelchen aktuellen "Brettspielern", falls man diese Daten bei den Herstellern oder Tests in HiFi-Zeitschriften überhaupt (noch) findet!
2. AD-Wandlung
In der Schnellanleitung für die mitgelieferte Audacity-Software steht, daß man den Treiber auf 16 Bit einstellen soll. Das bedeutet also wohl (oder übel), daß vom Plattenspieler über die USB-Schnittstelle nur 16 Bit Samples ankommen.
Ist das ein Problem? Für mich schon, denn es wird wohl so sein, daß der im Plattenspieler vom Vorverstärker (Entzerrer) kommende Pegel für den AD-Wandler so eingestellt ist, daß es selbst mit einem lauten Abtastsystem und einer sehr laut aufgenommenen Schallplatte zu keiner Übersteuerung des ADC kommt. Alles andere wäre Unsinn, wenn man von Außen keine Möglichkeit hat, die Eingangsspannung des ADC zu regeln. Ein paar Dezibel Headroom müssen auch noch sein. Kurzum: Man verschenkt zwangsläufig wertvolle Bits (bekanntlich 1 Bit aller 6dB unter Vollaussteuerung). Bei einer Wandlung mit 24 Bit und anschließender Normalisierung wäre das nicht weiter tragisch, da genug Auflösungsreserven vorhanden sind.
Und jetzt komme mir bitte keiner mit dem Spruch "Im Windows-Mixer kann man den richtigen Aufnahmepegel einstellen." Dabei wird nur an den Samples "rumgemurkst", aber nicht die Spannung vor dem AD-Wandler richtig (optimal) eingestellt...
vG Zwerg#8