Als "aus Frankfurt nun die Wettervorhersage" kam und bei Südfunk Aktuell Herr Blohm vom Wetteramt in Stuttgart die Prognose abgab, war der Stil etwas trockener, nüchterner, sachlicher, aber auch von Expertise geleitet. Zudem hatte es den Effekt, dass der viel strapazierte "Durchschnittsbürger" Begriffe wie "Kaltfront", "Hochdruckgürtel" und "Tiefdruckrinne" kennenlernte. Mit der Zeit lernte er so, zumindest auf Amateurbasis, eine Wetterkarte zu lesen. Wenn da über England ein Tief nach Südosten defilierte, dann wusste er schon, bald gibt es Schauer und das Freibadwetter ist zu Ende. Die Hoffnung des sonnenhungrigen Teutonen war und ist stets das Azorenhoch, das seinen Keil nach Deutschland schob, während der Skifahrer in den Alpen auf das Tief über der Adria und die damit verbundenen Aufgleitniederschläge setzt. Dann kam der ungekämmte Schweizer mit den verknitterten Hemden, schickte unermüdlich Faxe zum Schwarzwaldelch und durfte dann irgendwann etwas über Blumenkohlwolken und Gepiesel erzählen. Es gab keine starken Niederschläge mehr, nein, fortan haute es runter. Das war durchaus erfrischend, neu, anders. Mittlerweile ist der Wetterbericht in den Medien aber zusehends zur Farce verkommen, wenn blondierte Ansagerinnen, die von Meteorologie so viel Ahnung haben wie ein deutsches Mastschwein von einer Blumenwiese, die fehlende Kompetenz durch Blendax-Lächeln wettmachen und bei Lokalradios Praktikantinnen die Wetterprognose erledigen, indem sie 30 Sekunden auf einschlägigen Internetseiten nachschauen und dann die Temperaturen "interpolieren" und Orten im Sendegebiet zuordnen, deren vom Chef verordnete Erwähnung im Studio auf einer Strichliste abgehakt wird (nicht ausgedacht, sondern selbst genau so erlebt...sowas kannst Dir nicht ausdenken...). Dann schauen die Leute (wiederum selbst erlebt) beim Frühstück aufs smarte Fon und sagen "Sohnemann, zieh ne Jacke über, sind nur acht Grad draussen". Sagt das Handy. Wo gemessen? Oder überhaupt gemessen? Oder nur Modellprognosewert? Scheißegal, interessiert nicht. Die Bibel für alles mit dem berührungsempfindlichen Bildschirm hat's gesagt. Und dann muss es ja stimmen.
PS: Es gibt jetzt übrigens einen Lokalsender in Österreich, der neben einer klaren Musikfarbe auch mit einem ausführlichen und sachlichen (Berg)wetterbericht glänzt. Das T rockt:
http://www.t-rock.at/