Schleswig-Holstein und der Anfang vom Ende auf UKW

Wenn man es richtig liest, wurde der RegioCast die Pistole auf die Brust gesetzt und wenn diese rechtlich dagegen nicht vorgeht oder wider erwarten nach- oder neuverhandeln kann war es das.
Große Zweifel. Vor allem mit dem "war es das".
Die MASH wird kaum so doof sein, einen bundesweiten Alleingang zu wagen.

Und dann die Frage, seit wie "lang" gibt es deltaradio in SH als DAB+-Nachzüglerland auf DAB+..? Und warum war R.SH bis vor nicht allzu langer Zeit DAB+-Untermieter beim NDR weil es anders gar keine andere Möglichkeit in SH durch die MASH gab..?
Dagegen senden in Berlin und Bayern private lokale Sender schon seit einer halben Generation auf DAB+.

Und was ist, wenn die Regiocast der MASH die Pistole auf die Brust setzt?
"Ohne UKW und wir geh'n..."

Zumindest bei Radio Bob kann die MASH keine Gegenpistole ziehen, da Bundesmux und da wird die Lizenz aus Hessen auch reichen.
Und dass in Wittland auch Arbeitsplätze sind, dürfte selbst der MASH bekannt sein. Auch, dass noch kein anderes Bundesland UKW ausgeknipst hat.
 
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Andere Bundesländer haben das Stand jetzt ja auch nicht vor, deswegen ist das ja so ein strategischer Fehler. Die Anzahl an besessenen DAB+ Geräten dürfte dort ebenfalls längst nicht so hoch sein, wie beispielsweise in Berlin, Bayern, BW, NRW....
Der ganze Norden war im letzten Jahrzehnt ganz großes Schlusslicht in Sachen DAB+. Mecklenburg-Vorpommern ist es sogar immer noch.
Das können die einfach nicht machen, davon würde sich die lokale Senderlandschaft nicht so schnell wieder erholen.
In Norwegen, wo ja 2017 radikal alles abgeschaltet wurde, was auch nur ansatzweise große Reichweiten hatte, hat es sehr lange gedauert, bis sich alles wieder eingependelt hat (da wären sicher mal aktuelle Zahlen interessant, 7 Jahre danach). Auf UKW gibts dort nur noch vereinzelte Mini-Lokalradios, freie Radios, kommerzialisierte Hobbysender...
Das wäre wie wenn man in Bayern plötzlich BR, Antenne Bayern und die großen Lokal/Regionalsender auf UKW ausknipsen würde und nur noch afk max, 2day und die Münchener Mischfrequenz übrig bleiben würden.

Schleswig-Holstein tut sich damit wirklich keinen Gefallen.
 
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Und warum war R.SH bis vor nicht allzu langer Zeit DAB+-Untermieter beim NDR weil es anders gar keine andere Möglichkeit in SH durch die MASH* gab..?
Das war ein dreijähriger Modellversuch!

Und was ist, wenn die Regiocast der MASH* die Pistole auf die Brust setzt?
"Ohne UKW und wir geh'n..."
Du glaubst doch wohl selber nicht, daß die ihre Lizenz zum Gelddrucken weggeben. Die Sender sind ja etabliert und haben sich einen funktionierenden Vertrieb aufgebaut. Das kann man ohne weiteres auf DAB fortführen, zumal man die Lizenz ganz sicher in der Tasche hat (so, wie die in SH verfilzt sind...)

Zumindest bei Radio Bob kann die MASH* keine Gegenpistole ziehen, da Bundesmux und da wird die Lizenz aus Hessen auch reichen.
Aber klar kann sie die ziehen. Zum einen liegt das Geld in der regionalen Werbung (würde wegfallen, da keiner der Kunden bundesweit werben möchte). Zum anderen gehört Radio BOB zu 100% der Regiocast, Radio BOB! Schleswig-Holstein jedoch nur zu 25,7%. Die anderen 74,3% der Anteile haben andere Besitzer - und die haben rein gar nichts davon, wenn nur BOB (bundesweit) sendet, da sie dort gar nicht beteiligt sind.

*) MA HSH
 
Du glaubst doch wohl selber nicht, daß die ihre Lizenz zum Gelddrucken weggeben. D
Gelddrucken gibt es bisher nur mit UKW. Egal ob SH oder BY. Es gibt zahlreiche Beispiele von nur DAB/DAB+-Stationen, die sich heute nicht mal mehr im Internet für ein paar Hörer ausleben.
Danke für den Hinweis. :thumbsup:
Einmal falsch geschrieben und die Schreibkorrektur nimmt das dann.
 
Es gibt zahlreiche Beispiele von nur DAB/DAB+-Stationen, die sich heute nicht mal mehr im Internet für ein paar Hörer ausleben.
Das liegt aber nicht ausschließlich am Verbreitungsweg. Von diesen Veranstaltern waren sehr viele nicht sonderlich weitsichtig und haben dann zusehen müssen, dass es eben nicht reicht, einfach an einen neuen Übertragungsweg zu "glauben". Tja und so sind dann eben sehr schnell teure Summen verbrannt worden. Ohne stabiles Marketingkonzept wird halt nüscht.

Es gibt aber auch genug Fälle, die stabil laufen.
 
z. B. Bollerwagen, MEGARADIOmix, InPulz Radio Freiberg, SecondRadio, Radio Ostrock, Radio Holiday, Radio Paloma, 1A Deutsche Hits, detektor.fm, sowie aktuell auf bundesweiter Ebene ENERGY, ERF, Schwarzwaldradio, Horeb, Absolut relax, Absolut HOT (war früher jedoch regional).

Keiner von denen hat bis jetzt den Sendebetrieb eingestellt und einige von ihnen senden schon richtig lange. MEGAmix inkl Vorgängerprogramme dürfte bestimmt schon die 10 Jahre geknackt haben, Die beiden Absoluts senden noch länger. SecondRadio, Ostrock, InPulz und detektor kommen ebenso schon auf über 6 Jahre dauerhaften DAB+ Betrieb.
Selbst den Wackelkandidaten pure fm gibt es noch.
 
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Gelddrucken gibt es bisher nur mit UKW. Egal ob SH oder BY.
Das stimmt zwar, aber: wenn UKW nicht mehr da ist, sondern nur noch DAB+, sind die Karten neu gemischt. Und als etablierte Landes-Privatsenderketten mit Vertriebsnetz und Hörerbasis, hat man schonmal einen deutlichen Vorteil gegenüber der DAB+-Konkurrenz, die bereits vorhandene und die kommende (sofern nicht 9 von 10 Plätzen im privaten Landes-DAB-Netz sowieso der Regiocast zugeschanzt werden).
 
Finde ich gut, aber bis zur letzten UKW-Abschaltung sollten auch die letzten DAB-Empfangslücken, zumindest beim NDR, geschlossen werden.

Sieht schon ganz gut aus bis auf Gebiete nordwestlich des Bungsbergs, östlich von Sylt und auf Fehmarn.
 
@ElbeKing
Aus dem Bericht:
Parallel soll das Digitalradio DAB+ noch massiv ausgebaut werden, bis es eine bessere Versorgung als auf UKW gibt.
Auch denke ich, dass die Versorgung im flachen Norden einfacher ist als in den Mittelgebirgsregionen, das wird auch mit ein Grund sein, warum man S-H als "Modellregion" ausgewählt hat.
 
Das wird ein sehr spannendes Experiment.

Ich wage die Prognose: für "klassisches" terrestrisches Radio (was es dann also nur noch via DAB+ geben wird) ist das ein herber Einschnitt - und die, die zu IP abwandern, finden eine Vielzahl nicht-regionaler und nicht vor Ort terrestrisch verbreiteter Programme, auf die sie sich auch rein interessehalber mit verteilen werden, wenn sie sie erstmal gefunden haben, nachdem sie dazu gezwungen wurden, sich zu bewegen. Die "Bequemen", denen das UKW-Angebot bislang reichte, werden jetzt gezwungen, sich für eine Radio-Zukunft zu entscheiden. Also vielleicht Zuwachs für Radio Paradise (USA) oder andere Anbieter ähnlicher Art, dafür Verlust für die regionalen Programme, die es bislang auf UKW gab?

Hinsichtlich Robustheit im Katastrophenfall reicht nichts Vorhandenes an UKW heran - die Langwelle hätte das noch überboten, so mindestens 2 empfangbare Senderstandorte (Redundanz) im Spiel gewesen wären, an denen man mehrere Zuführungen und entsprechend Notstrom bereithält. UKW geht robust und hat beim Zugang zu mehreren Frequenzen auch empfängerseitige Redundanz.

DAB+ hat das Problem der Synchronisation in Gleichwellennetzen, die externe Zeit-Anbindung (z.B. GPS) benötigt. Bricht diese Synchronisation zusammen, zerfallen die GLeichwellennetze in Inseln, in denen der Empfang noch gegeben ist mit Zwischenbereichen, in denen es merkliche Einbußen bei der Empfangssicherheit gibt.

Bei den Zuführungen nehmen sich UKW und DAB+ nichts mehr, ist beides via IP gelöst, kann beides via Glasfaser, Kupferleitung, Richtfunk oder Satellit erfolgen und ist bei Vorhandensein von zwei Zuführungen schon recht robust, vor allem, wenn eine davon Satellit ist.

Bei der Energieversorgung der Standorte sehe ich ein Problem: die systembedingte Kleinzelligkeit des DAB-Sendernetzes erfordert an vielen Kleinstandorten eine gehärtete Energieversorgung. Einige wenige UKW-Großsenderstandorte dürften da deutlich effizienter gehärtet werden können, auch wenn die einzelne NEA dort wesentlich leistungsfähiger sein muss.

IP-Radio in den Haushalten hat letztlich keine Sicherheit. Strom weg = Router tot = Internet aus. Dann kann man noch versuchen, via Mobilfunk zu hören, was nach wenigen Stunden wegen der nicht unendlich haltbaren Stromversorgung der IP-Zelle dann auch vorbei ist.

Ich bin auf die Resultate der Radio-Selbstabschaltung im Norden gespannt, falls ich das meinerseits noch erleben werde.
 
Ich bin auch gespannt, welche Bundesländer nach Schleswig-Holstein diesen Schritt wagen. Wegen dem Flachland vielleicht Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern (noch kein Privatmux), Berlin und Brandenburg. Aber abwarten und Tee trinken!
 
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DAB+ hat das Problem der Synchronisation in Gleichwellennetzen, die externe Zeit-Anbindung (z.B. GPS) benötigt. Bricht diese Synchronisation zusammen, zerfallen die GLeichwellennetze in Inseln, in denen der Empfang noch gegeben ist mit Zwischenbereichen, in denen es merkliche Einbußen bei der Empfangssicherheit gibt.
Aktuelle Info eines Fachmannes auf diesem Gebiet: nach 12 bis 24 Stunden (konfigurationsabhängig) ohne GPS-Zeitstempel gehen die DAB-Sender demnach sogar aus. Würden sie nicht abschalten, zerfielen die Gleichwellennetze. Deshalb wäre diese Abschaltung eingeführt worden.
 
Ich wage die Prognose: für "klassisches" terrestrisches Radio (was es dann also nur noch via DAB+ geben wird) ist das ein herber Einschnitt - und die, die zu IP abwandern, finden eine Vielzahl nicht-regionaler und nicht vor Ort terrestrisch verbreiteter Programme, auf die sie sich auch rein interessehalber mit verteilen werden, wenn sie sie erstmal gefunden haben, nachdem sie dazu gezwungen wurden, sich zu bewegen.
DAB killed local radio? Bin auch sehr gespannt, ob die Masse – abgesehen von den paar Autofahrern auf dem Land – sich auch für zuhause ein neues Radio kaufen wird oder ob ihnen Smartphone und Tablet reichen werden. Klingt meist sogar „besser“.

Ich nehme mal mich als Beispiel: Als ich in eine Wohnung umzog, in der es keinen brauchbaren UKW-Empfang für den Deutschlandfunk mehr gab, war es ein Grund für den Umstieg auf Livestreaming. Ich habe noch zwei Weltempfänger, aber auf AM läuft ja nichts mehr, und wenn sie UKW abschalten sollten, würde ich mir wahrscheinlich kein DAB-Radio mehr kaufen. Das heißt: Wenn es kein Netz gibt, gibt es kein Radio mehr. Und dann wird DAB zu einem Autofahrer-Medium. Als Übergangstechnologie.

Gleichzeitig hat man gesehen, dass sie im Aartal den Mobilfunk als erstes wieder aufgebaut hatten. Das sind die gesellschaftlich gesetzten Prioritäten.
 
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Hinsichtlich Robustheit im Katastrophenfall reicht nichts Vorhandenes an UKW heran - die Langwelle hätte das noch überboten, so mindestens 2 empfangbare Senderstandorte (Redundanz) im Spiel gewesen wären, an denen man mehrere Zuführungen und entsprechend Notstrom bereithält. UKW geht robust und hat beim Zugang zu mehreren Frequenzen auch empfängerseitige Redundanz.

In deiner Robustheitsübersicht fehlt übrigens noch das Satellitenradio. Für 50€ bekommt man einen Satfinder mit Akkubetrieb, der mit 12V geladen wird. Gedacht ist es zum Einrichten von Sat-Anlagen, es taugt aber genauso zum mobilen Empfang und kann sogar auf USB-Sticks aufnehmen. Die Katastrophe müßte schon sehr groß sein, wenn auch der Sat-Direktempfang wegbricht.
 
Ich wage die Prognose: für "klassisches" terrestrisches Radio (was es dann also nur noch via DAB+ geben wird) ist das ein herber Einschnitt - und die, die zu IP abwandern, finden eine Vielzahl nicht-regionaler und nicht vor Ort terrestrisch verbreiteter Programme

Das ist auch meine Prognose. Wie bei der Umstellung von DVB-T zu DVB-T2 wird ein größerer Teil der Nutzer abspringen. -50 % für terrestrisches Radio halte ich für möglich. Ein Teil wird durchaus über Internet/Apps weiterhören. Dort wird aber auch ein wachsender Teil zu Musikstreamingdiensten abwandern.

Die Schweiz ist Schleswig-Holstein bei der UKW-Abschaltung einige Jahre voraus. Dort geistert diese Prognose herum:
VSP-Studie-Perspektiven-2035.png


The winner is: IP-Streaming und damit internationale Streaminganbieter. Die UKW-Abschaltung beschleunigt also eine Entwicklung, die sowieso läuft. Ich frage mich nur, wer in SH/Deutschland hat ein Interesse an einer Beschleunigung in diese Richtung??
 
Für 50€ bekommt man einen Satfinder mit Akkubetrieb, der mit 12V geladen wird. Gedacht ist es zum Einrichten von Sat-Anlagen, es taugt aber genauso zum mobilen Empfang und kann sogar auf USB-Sticks aufnehmen.
Das ist heftig! Zu diesem Preis hätte ich ein gerät dieses FUnktionsumfangs nie erwartet - eher zum drei- bis vierfachen Preis. Allerdings decodiert das Gerät offenbar kein AAC (was mich nicht verwundern würde) und vermutlich auch kein AC-3, womit das ARD-Radio außen vor bliebe. Käme auf einen Versuch an. Aber solange HDTV in H.264 mit mindestens einer MP2-Tonspur übertragen wird und solange das DRadio in MP2 sendet, hätte man damit tatsächlich was robustes, das in Kombi mit einer 40-cm-Miniantenne leidlich schnell "notaufgebaut" werden könnte.
 
Ich bin auf die Resultate der Radio-Selbstabschaltung im Norden gespannt
Für Delta Radio könnte es der Anfang vom Ende sein.
Die erreichen in ganz Schleswig-Holstein nur noch 25.000 Hörer in der Durchschnittsstunde, trotz saftstarker UKW-Kette. Ohne diese Kette können sie bald jeden Hörer einzeln begrüßen.
 
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