AW: Hörbare Mikrofon-Kompression - Einstellungs-Tipps?
was wäre denn ein Beispiel für einen "sauberen" Sender, also ohne (viel) Kompression?
Als sauber, da quasi unbehandelt, würde ich die DVB-S-Abstrahlung des RBBs bezeichnen. Wobei dort leider immer wieder auffällt, was passiert, wenn der Selbstfahrer die Lautheit des gesendeten Programmmaterials nicht richtig einschätzen kann. Hier wären Techniker-gefahrene Sendestrecken wünschenswert.
Als Wellen mit sinnvollem Kompressoreinsatz fallen mir WDR 3 und WDR 5 ein, die klingen nicht aufgeblasen, haben Dynamik, sind aber trotzdem ausreichend "laut", um auch mobil bei schwierigen Bedingungen gut Empfangen und gehört zu werden. Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur senden auch leicht Dynamikreduziert aber dennnoch sauber.
Geschmackssache ist's bei Bayern 2. Finde ich eine Spur zu Basslastig, ansonsten aber auch angenehm.
Sehr starke, aber erträgliche, da klanglich einigermaßen ausgewogene Kompression fährt die belgische VRT bei Radio 1 und Studio Brussel. Kann man allerdings nur terristrisch beurteilen, da der Internetstream dafür in zu geringer Datenrate ausfällt.
Wenn ich mich recht erinnere, hat Radiowaves hier im Forum mal eine lange Abhandlung über Kompression geschrieben, der nichts mehr hinzuzufügen war.
Grundsätzlich habe ich nichts gegen eine zielgerichtete, vernünftig eingesetzte Dynamikbearbeitung und wende bei Produktionen (für ö/r-Radio) natürlich auch Kompressor(en) an. Immer abhängig von Person, Aufzeichnungssituation, Verwendungszweck und erwartetem Sendeweg. Allerdings so, dass man - idealisiert - bei geschlossenen Augen den Menschen im Raum vermutet und keinen gerade wiedergebenden Lautsprecher.
Der ursprünglich angestrebte, "niederländische" Sound, löst bei mir - allen Ernstes - Kopfschmerzen aus. So gerne ich beispielsweise Veronica bei längeren Autofahrten hören würde... da ist so viel Druck drauf, das mir die Ohren klingeln. Nach ner halben Stunde kommt ne Kassette rein. Selbst die bietet mit all ihren systemimmanenten Nachteilen eine neutralere, präzisere und "stressfreiere" Wiedergabe.
Bei aller Liebe zum niederländischsprachigen Radio und dem Pioniergeist der Macher - mir fällt kein einziger Grund ein, warum man die Sprache so verunstalten sollte, wie das dort landauf und landab schief geht. Selbst die NOS schreckt ja bei 3FM nicht davor zurück.
Es klingt ganz einfach:
- Schei*e auf einer vernünftigen Abhöre, da völlig intransparent
- Lästig im Auto, da - gerade in Kombination mit Fahrgeräuschen - gehörermüdend
- Unverständlich auf nem Ghettoblaster / Kofferradio / Brüllwürfel, wenn das ganze Plastikgehäuse mit angeregt wird
- unnatürlich und damit
- synthetisch, unmenschlisch, daher beliebig.
Eine schöne, wiedererkennbare, eigene Radiostimme ist doch eines der wichtigsten Werkzeuge. Warum will man sie mittels Technik unbedingt uniform klingen lassen?