AW: Gute Nacht Top40 – Gratulation nach Leipzig
Commandor, ich stand mal mit einem Mann von der TLM in einem kleinen Rundfunkstudio. Er hatte irgendwas abgegeben oder abgeholt, ich hatte dem Techniker des Senders gerade ein Bier gebracht.
Da ich in die Stadt zurück mußte und der Weg ein Stück der gleiche war, nahm mich der nette Mensch von der TLM mit dem Auto mit. Es lief... D-Radio Kultur. Und nicht etwa Antenne, LaWe oder Top40. Das ist dann so einer der Momente, in denen man merkt, daß dort auch nur ganz normale Menschen einer verordneten Aufsichts- und Verwaltungstätigkeit nachgehen. Die müssen sich nicht zwangsläufig mit den Programmen identifizieren. Auf Top40 und die Veränderungen dort angesprochen, kam recht wenig Enthusiasmus und Diskutierwille zurück. Sprich: dem guten mann wars relativ wurscht, was da passiert. Er meinte nur "sie geben sich Mühe" - und das ist reichlich nichtssagend.
Die TLM verwaltet die Frequenzen, die man ihr seitens der Staatskanzlei gibt. Sie hat den Auftrag, Privatfunk zuzulassen und zu beaufsichigen. Außerdem ist sie für die Offenen Kanäle und NKLs zuständig, gibt ihnen Finanzmittel (aus dem GEZ-Topf, aus dem sie selbst auch bezahlt wird), stellt hin und wieder etwas Technik, bevor alles zusammenbricht und zahlt die Rechnungen der Media Broadcast.
Ich gehe davon aus, daß auch die TLM nicht unbedingt mehr Streß haben möchte, als unbedingt nötig ist. Und die TLM weiß natürlich, daß massenwirksame Programme stabiler sind, es kaum Probleme mit unbezahlten Rechnungen geben dürfte und immer eine stabile Masse an Hörern vorhanden ist. Also läuft so etwas und nicht ein Radioexperiment nach dem anderen, da die ach-so-engagierten und vielfältigen Funker ständig pleite sind. Ich kanns der TLM nichtmal übelnehmen.
Das Problem sitzt woanders: die Staatskanzlei ist der reinste Privatfunk-Lobbyverein und herrscht so gut es geht über den Thüringer Äther. So kommt es, daß Sputnik bis heute keine UKW-Frequenzen in Thüringen bespielen kann - es ist bislang ausdrücklicher politischer Wille der Staatskanzlei gewesen, Sputnik nicht zuzulassen. Und ließen sie es zu, wäre es dann eben SPutnik und vermutlich auch nicht das Programm, das Dir oder mir dauerhaft zusagt. Dann wäre aber der MDR der Ansprechpartner. Und solange der eine große UKW-Kette für ein wertloses Programm (Jump) verbrennt, bewegt sich auch da halt rein gar nichts.
Es ist die alte Frage, die universell auf diese Gesellschaft anwendbar ist: haben Menschen, die nicht der unter dem jeweiligen Gesichtspunkt vorherrschenden Massen-Meinung entsprechen, eigentlich Menschenrechte oder nicht? Auf vielen Gebieten ist dem noch so, es werden z.B. auch Patienten mit außergewöhnlichen oder seltenen Erkrankungen behandelt, statt sie wegzuspritzen, weil sie nicht dem Mainstream entsprechen. Beim Rundfunk ist das seit Jahren schon anders. Leider.