Der ganzen politisch korrekten, 'Männer und Frauen sind gleich'-Diversity-Misere liegt ein grundlegender kulturwissenschaftlicher Irrtum zugrunde, von dem die Befürworter so verblendet sind, dass sie in ihrer Überheblichkeit nicht zu stoppen sind.
Kulturrelativismus und Konstruktivismus gehen davon aus, dass Kultur (etwa Geschlechterrollen) durch den Menschen konstruiert und beliebig geschaffen werden können. Platt ausgedruckt: wir sind alle gleich, wenn man nur dran glaubt und jeder kann sein, was er will.
Damit das auch der böse alte, weiße Mann endlich versteht, versucht man es durch das Gendern nun einem in jedem Satz um die Ohren zu hauen.
Man will mit der Brechstange eine neue Kultur erschaffen, weil man glaubt, Kultur könne beliebig konstruiert und geformt werden. Eine vermeintliche Utopie, der sich mit der Zeit schon alle anschließen würden.
Die Schaffung eines 'neuen Menschen' ist allerdings noch immer gescheitert. Jüngstes Beispiel deutscher Geschichte ist die DDR.
Das liegt daran, dass Kultur zwar vom Menschen konstruiert ist aber diese Konstruktion Realität schafft, die in künftige Generationen perpetuiert wird und sich, wenn überhaupt, nur sehr langsam, über Generationen verändert, niemals jedoch losgelöst von seinem Ursprung bestehen kann.
Als Kulturrealismus, würde ich das bezeichnen.
So sehr versucht wird Kultur im Eilverfahren umzukonstruieren, so sehr ist dieses Vorhaben zum Scheitern verurteilt. Biologische Realitäten haben die kulturelle Wahrnehmung von Mann und Frau geprägt. Dies umzudeuten kommt einer physikalischen Unmöglichkeit gleich.
Hierzu ein kleiner Ausflug in die Entropie, also verkürzt, das physikalische Streben nach Verteilung von Atomen, bis in einem geschlossenem System ein stabiler Zustand erreicht ist. Der Zustand maximaler Entropie. Wenn ich kaltes Wasser in heißen Tee schütte, vermischen sich die Flüssigkeiten, bis Temperatur und Konsistenz im Gleichgewicht sind. Entropie nimmt immer zu. Wenn ich eine Tasse auf den Boden werfe, verteilen sich die Splitter im Raum. Ich kann die Tasse, wieder zusammenkleben, oder gar die Bruchstücke einschmelzen und wieder zur ursprünglichen Tasse formen: dabei wird jedoch immer mehr Entropie entstehen, als man rückgängig gemacht hat. Das Kleben oder gar Schmelzen verbraucht schließlich weitaus mehr Energie als es das Herabwerfen und Auseinanderbrechen der Tasse hat.
Diese Gesetzmäßigkeit lässt sich auch auf Kultur anwenden. Einen kulturellen Zustand herzustellen schafft immer mehr kulturelle Entropie, als man entnehmen kann. Deswegen scheitern Traditionalisten stets kläglich, irgendeine 'gute alte Zeit' wiederherzustellen, deswegen scheitern aber auch alle Utopisten, die meinen, sie könnten einfach die alte Tasse zerbrechen und dann problemlos daraus eine neue, viel bessere Tasse formen.
Bedeutet auf das Gendern übertragen, man kann noch so sehr Parolen wiederholen, Quoten und Gesetze schaffen, an der Biologie und DNA der Menschen ändert das nichts. Diese Biologie hat die Wahrnehmung der Geschlechter seit Anbeginn der Menschheit geprägt.
Hunderttausend Jahre Menschheitsgeschichte können nicht einfach eingeschmolzen und neu geformt werden.
Jeder Versuch, Kultur zu verändern wird auf Befürworter und Gegner stoßen. Je größer die Brechstange, desto größer wird der Widerstand. Daran ändert auch eine zweite, noch größere Brechstange nichts.
Und auch diejenigen, die offen sind für jede noch so absurde Umformung von Realität, werden sich niemals auf eine einheitliche Deutung festlegen.
Innerhalb und zwischen Kulturen gibt es ganz natürliche Prozesse der kulturellen Entropie, die niemals zum Stillstand kommen, da ein geschlossenes kulturelles System nicht existiert.
Man kann also bestenfalls einen Anstoß zur Veränderung geben und die kulturellen Kräfte walten lassen. Erzwingen kann man ein gewünschtes Ergebnis nicht.
Die Wahrnehmung von Mann und Frau gehört zu den fundamentalsten kulturellen Eigenschaften der Menschheit, sie politisch zu ändern stiftet mehr Chaos und Unruhe, als daraus jemals Gutes erwachsen könnte.
Und um wenigstens halbwegs, den Bogen zum Radio zu schlagen: für Medienanstalten bedeutet Gendern der komplette Vertrauensverlust. Wer gegen das vielleicht am stärksten gewachsene kulturelle Empfinden eine künstliche Sprache spricht, um ein drittes Geschlecht zu konstruieren und behauptet, jeder könne sein Geschlecht einfach hin und her wechseln, als gäbe es überhaupt keine Biologie, der sagt seinen Hörern damit, dass er keinen Respekt für irgendeine ihrer Lebensrealitäten hat.
Wer das grundsätzlichste einfach ignoriert und umdeutet, der ist auch bereit alles andere einfach umzudeuten.
Die Menschen verstehen immer mehr, dass das, das Ende von Demokratie und Freiheit bedeutet.