Funkhaus historisch: Nalepastraße

Ich kenne noch den schwerfälligen Ablauf aus dem K6 1991 - also nach der "Wende" - wo erst Gelblicht gegeben wurde aus dem Kontrollraum, selbiges per taste im Sprecherraum bestätigt werden musste und erst dann ließ sich das Mikrofon vom K-Raum aus öffnen ...
„Schwerfällig“ oder nicht, das war der übliche Ablauf nicht nur in der Nalepastraße, sondern auch in Adlershof. Verriegelt war da nichts. Den Mikroregler hat der Techniker oder Toningenieur von Hand geöffnet. Diese zweiseitige Lichtsignalisation diente der Sendesicherheit und beugte eventuellen Unaufmerksamkeiten beider Seiten vor, insbesondere dann, wenn es keine Sichtverbindung zwischen Technik und Sprecher gab. Aber den Beteiligten war das von Anfang an in Fleisch und Blut übergegangen. Zu meiner Zeit hatte man die Lichtsignalisation bereits auf Rot- und Weißlicht reduziert. Vor meiner Zeit gab es vier (!) Lichtsignalfarben und dafür auch die entsprechenden Signalgeräte. Ein solches Gerät, der Geber mit vier Kellogschaltern und und vier Fernmeldelämpchen, ist auf dem Foto aus H2 zu sehen. Direkt über der linken Hand der Toningenieurin oberhalb der Reglerwanne steht das Kästchen mit abgeschrägter Front und den vier Schaltern und Lämpchen. – Zu Deiner Frage: Die Mikrofonselbstaufschaltung war in diesem Sinne fast revolutionär. Soweit ich mich erinnere, musste die Einrichtung aber erst vom Techniker freigegeben werden. Dieter Meschkat, von dem weiter oben schon die Rede war, steckte auch in weiteren Innovationen. So kann ich mich auch an eine halbautomatische Sendesteuerung für RBI in K2 in Block A dunkel erinnern. Ob sie nur ein Entwurf war oder tatsächlich sendewirksam eingesetzt wurde, weiß ich allerdings nicht mehr.
 
Gibt mal wieder ein Video vom rbb, in dem das Funkhaus Nalepastraße vorkommt:

HEIMATJOURNALLebensgefühl zwischen Funkhaus und Spree - die Nalepastraße in Berlin


ab 6:12 geht es über die Spree - die Fähre war für viele Rundfunkleute der tägliche Berufsweg. S-Bahn Baumschulenweg, zu Fuß zur Spree, dann rüber zum Wilhelmstrand. Das ist bei mir fast um die Ecke.

bei 7:45 kommt im Hintergrund ein neueres Bürogebäude des Funkhauses mal kurz beinahe in den Fokus

ab 10:55 geht es zum Funkhaus

11:12 - das Umspannwerk, von dem auch das Funkhaus den Strom bekam. Spielte wohl bei der Großhavarie, bei der nichts mehr ging auf den landesweiten Programmen, eine Rolle.

11:17 - links das immer noch als Ruine herumstehende Redaktionsgebäude E-R, das auch im bekannten Video von Deichkind die Hauptrolle spielen muss (freiwillig hats die gewiss nicht gespielt). Dahinter sieht man Block B.

15:30 geht es los mit dem aktuellen Zustand des Funkhauses. Irre, wie man in einen nackten Raum (ich muss mich erkundigen, entweder ist das der Zwischenraum zwischen Saal 1/2 und dem umgebenden Haus ist, ist ja Haus-in-Haus, oder es handelt sich um einen Hallraum) ein "Studio" eingebaut hat.

19:35 - Saal 1 - das akustisch relevante Gestühl ist rausgerissen, dafür sind Beleuchtungstraversen eingezogen worden
 
Erst jetzt gesehen:
So kann ich mich auch an eine halbautomatische Sendesteuerung für RBI in K2 in Block A dunkel erinnern. Ob sie nur ein Entwurf war oder tatsächlich sendewirksam eingesetzt wurde, weiß ich allerdings nicht mehr.
In der zweiten Hälfte der 80er Jahre wurde eine weitgehend automatisierte Steuerung für das Ausspielen von RBI entwickelt und kam dann auch zum Einsatz. Dabei steuerten Computer weitgehend den Ablauf (bei dem ja letztlich Bänder zur richtigen Zeit auf der richtigen Maschine liegen mussten), dazu gab es soweit ich mich erinnere noch Kassettenspeicher für wiederkehrende Elemente (Nationalhymne etc.).

2 Menschen haben da den kompletten Ausspielbetrieb von RBI betreut. Das bekannte Video von Peter Reichelt über das Funkhaus zur Wendezeit zeigt auch diesen Ausspielkomplex wenige Tage, bevor diese Nationalhymne nicht mehr zum Einsatz kommen konnte (und die DW als Übernehmender von RBI alles hat stillegen lassen).

Literatur dazu:

Hoeg, W., Scholz, K.-P., Steinke, E., Tümpfel, L.
APA-RBI S2000: Ein mikrorechner- gesteuertes teilautomatisiertes Programmabwicklungssystem für Radio Berlin International.
Techn. Mitt. RFZ 30(1986)1, S. 1-11

"Scholz, K.-P." ist der Herr Scholz, der dann maßgeblich an Salzbrenner Stagetec beteiligt war. Muss mal schauen, ob ich das Heft finde.



17:30 - der Ausspielkomplex befand sich in Block A und war extra eingehaust im Korridor, Zugang mit Magnetkarte.

18:10 - man achte auf die Integration der Pegelanzeige in die Softwaresteuerung!

18:38 - es läuft offenbar ein französisches Programm

18:40 - der Doppel-Raum mit der Falttür dazwischen und den vielen Bandmaschinen

Bei der Deutschen Welle im Asbesthochhaus zu Köln sendete man noch bis 2003 aus Einzelstudios unter Betreuung durch je mindestens eine Person die Bänder (oder dann Files via Dalet) mit den Auslandsprogrammen. Sowas automatisches wie in der Nalepastraße kannten die dort nicht.
 
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