AW: Frage zu Neumann KM 85
Wenn die Entfernung dieser Trennwand bis zur Stirnseite des Korbs (Kann man das Ding abschrauben, damit wir mal reingucken können?) etwa 85mm beträgt, dann bleibt wirklich nichts anderes übrig.
Ich hatte das Mikrofon vor langer Zeit mal offen. Es ist einfach meine Natur.
Da freilich nichts defekt war, habe ich lediglich, das Ende mit dem Stutzen abgeschraubt. Damit zieht man bei dem Mikrofon die Wandlerschaltung heraus, die mit der Buchse im Stutzen fest verlötet ist, und schaut nur von unten in die Kammer, die wie schon gesagt nach oben in der Höhe des roten Rings begrenzt ist. Das dann noch weiter zu zerlegen habe ich mir geschenkt, da ich nur neugierig bin und kein Killer. Was weiß ich, wie die Kapselaufhängung bei der Bauweise gestaltet ist und was ich ggf. zerstöre, wenn ich da weiter irgendwas herausziehe.
Da ich damals logischerweise nicht auf den Millimeter herumgemessen habe - ich wusste von der Erscheinung dieser 4-kHz-Resonanz ja noch gar nichts - kann ich heute auch nicht genau sagen, in welcher Höhe die Wand ganz exakt ist. Halte ich ein Lineal ans Gehäuse, kommt es gut hin, wobei die Membran offensichtlich unmittelbar hinter den Gittern der Einsprechöffnung liegen muss. Wirklich direkt unmittelbar, denn sonst reicht der Platz nicht. Bedenkt man, dass in meinen guten alten Tafelwerk (Verlag Volk und Wissen!
) 343 m/s für v bei 20°C steht und es noch ein kleines µ wärmer gewesen sein mag, entsteht ein Spielraum von bis zu 4 mm, denn die Mitte des Interferenzbandes liegt auch ein paar Hertzchen über der 4000.
Und nein, ich schraub's deswegen jetzt nicht auf, nicht mal um den Versuch einer Bedämpfung zu unternehmen.
Über 4 kHz ist noch reichlich los - auch bei einer Männerstimme. Aber ich habe dich schon richtig verstanden:
Stimmt schon, aber eben nur noch Obertöne, längst keine Grundwellen mehr. In diesem Obertonspektrum verliert sich der Effekt volkommen. Würde man mit einem ultrasteilen Bandpass oberhalb und unterhalb der Interferenz alles wegschneiden, bliebe ein wisperndes Signal von minuswasweißichwiewenigen dB übrig. Pfff....!
Moment! Wer sagt, daß die mit einem reinen Sinussweep messen?
Niemand. Im Gegenteil, das wäre ja nicht mal unbedingt hilfreich, aber am Ende spielts auch keine wirkliche Rolle: Das Rauschen als Testsignal macht in dem Fall nichts sichbar, was mit einem reinen Sinus nicht auch sichtbar wäre.
Es sei denn, man hätte die Schallquelle bei der richtigen Raumtemperatur auf den Zehntelmillimeter genau so positioniert, dass die Interferenz auf ein Minimum reduziert worden wäre. Dazu müsste man aber vorher genau gewusst haben, was da passiert und alle Zufälle entsprechend ausschließen, um den "Worst Case" zu verdecken.
Da unterstelle ich mal eher, dass man den Effekt war irgendwann erkannt hat - bei AKG ist man ja auch nicht ganz doof - ihn aber einfach unter den Tisch fallen ließ. Das ist einfacher und höchstwahrscheinlich bei den meisten grafisch dargestellten Frequenzgängen auch anderer (renommierter) Hersteller der Fall.
Damit sind wir wieder bei dem, was die meisten Kollegen hier auch so sehen: Ein Mikrofon muss zum Anwendungsfall und zum Schallereignis passen. Alles andere ist weniger wesentlich.
Vielleicht noch ein Gedanke zum Abschluss und damit zu meiner Aussage, ich würde einen Großkondensator als Axialeinsprecher nicht ein zweites Mal erwerben:
Es ist ein Staubfänger!
In Zeiten der Nichtbenutzung tut man gut daran, das Mikrofon mit einem Staubtuch abzudecken, um den Kapselfeind außen vor zu halten. Das hatte ich erst erkannt, als das Mikrofon fertig aufgebaut vor meiner Nase hing.