AW: Eigenes kleines Radiostudio
Wenn ich es richtig verstanden habe, gibt's du doch einen fertigen Mix an den Rechner? Dort kannst du den Master-Pegel doch einstellen? Ich verstehe nicht ganz was du mit Belastung des Rechners durch EQ, Filter etc. meinst.
Die Tendenz ist heutzutage, alles software-basiert abzumischen bzw. kontinuierlich auszusteuern während des Aufnahmeprozesses. Die Rechner werden immer leistungsfähiger, dabei noch günstiger und das verführt. Wer einen 8GB (4x2 double core) mit 8 GB RAM hat, kann natürlich solche Überlegungen anstellen, alles nur noch als "virtuelles Software-basiertes Radio" abzuwickeln. Dann klemmpt man 2-3 Bildschirme an eine Maschine ran und hat alles vor sich. Fast wie in einem Flugzeugcockpit.
Auch die Focusrite Saffire Pro24 hat eine Software, über die ich die einzelnen Kanäle des Mischpults ansteuern könnte, also rechnerbasiert.
Anstatt über das Mischpult könnte ich im "Adobe Audition MultiTrack" (verwende noch die 1.5 Version) den EQ nehmen und abmischen, auch Effekte über Plugins wären denkbar. Habe das einmal gemacht, und alles, was es so gibt, als Plugin integriert. Von Delays, Filter bis zu Specials (z.B. Distortion). Kann man ausreizen bis der Arzt kommt. Dazu kommt jetzt aber mein "aber"
Wenn das alles dazugeschalten ist, dann hat der Rechner im Hintergrund zusätgliche, und ständige Arbeit. Das meinte ich. Das Eingangssignal wird ja haufenweise durch die Plugins manipuliert, sagt mal so der Laie (kenn mich mit prozessorbasierter Signalverarbeitung nicht wirklich aus).
Für mein Recording-Studio fahre ich "nur" eine WinXP Pro (SP2)-Maschine, mit 2 GB RAM und einem Pentium 4 (2,6 GHZ getaktet), also kein Ferrari unter den Aufnahme-Computern. Warum auch. Das Teil hat mich gebraucht 80 EUR gekostet, hängt man für 50 EUR noch eine große 250 GB Festplatte rein, 'ne gebrauchte Soundkarte, und das war's... (nicht zu vergessen die Firewire-Card, die man i.d.R. immer nachrüsten muss, braucht es ein Fabrikat mit dem Texas-Instruments Chip. Gibts als PCi aber für geringe 20 EUR.).
Solange das übergebene, abgemischte Signal, das aus dem Mischpult an die Saffire weitergeleitet wird, dort wiederum auf Links-Rechts-Stereo-Signal abgepegelt an den Rechner weitergeleitet, selbiger 1:1 einfach nur sauber (ohne jegliche Klangmanipulation) aufnimmt, ist das völlig ausreichend. Finde ich...
Persönlich habe ich lieber die Aufgaben getrennt. Auch visuell. Dieses ewige Mausclicken auf zig Bildschirmen nervt (vielleicht auch deshalb weil ich schon seit 1981 mit Rechnern zu tun hab). Einziger Nachteil, man ist weniger Mobil. Zwar könnte ich mein Recording-Studio auch in Flightcases mit mir rumschleppen, z.B. für Konzertmitschnitte, dann wird's aber schnell ein ordentliches Gepäck. Da ist die softwarebasierte Lösung sicherlich die Angenehmere.
Mit meiner gebauten Lösung kann ich während des Recordings quasi den Rechner vergessen. Einmal auf den Record-Button geclickt, das war's, dann sehe ich optisch im Frequenzbild von Adobe Audition, was ich an den Mischern des Mackie-Mixers, dem Compressor und an der Saffire mache. Und konzentriere mich vorrangig auf meinen Studiogast bzw. das Einsprechen (habe ja keine Live-Situation). Habe jetzt 5 Jahre Recording hinter mir. Da bekommt man ein geschultes Auge, wie das, was man in Adobe Audition während des Aufnehmens zu sehen bekommt, interpretieren muss. Übersteuerungen, Dynamikschwankungen, Noise, ist ja alles sofort sichtbar.
Natürlich ist das Geschmackssache, wie man sich die "Arbeit" im Studio gestalten möchte. Leider hat die Entwicklung hin zu den Selbstfahrerstudios auch den Nachteil mit sich gebracht, dass man MultiTasker sein muss. Für gute Produktionen wird in den großen Sendern aber immer noch ein Aufnahmeleiter, Regie und Tonmeister verwendet, z.B. für Hörspielproduktionen. Persönlich denke ich: je einfacher, um so transparenter... was letztlich zählt, ist der Content, der an das Ohr des Hörers geht, und nicht überkomplizierte Arbeitsprozesse im Studio.
Oder ?