Die Sprachlotterei treibt neue BlĂŒten

Und je mehr es ein "kleines KĂ€sblatt ist", umso wichtiger und ehrlicher ist es, diese Quelle zu benennen.
Das gilt allerdings nur, wenn es sich um eine redaktionelle Eigenleistung des entsprechenden Mediums handelt. Wenn dieses Medium lediglich aus einer Veranstaltung zitiert oder vom öffentlichen Auftritt einer Person, dann reicht es, zu formulieren: "Sagte xy beim Anlass yz..."
Um dann die Quelle wegzulassen, muss man sich aber schon sehr sicher sein, dass die Äußerung genau so gefallen ist ... Auch Menschen bei einem kleinen KĂ€sblatt können Fehler machen und was falsch verstehen.
Zwischenfrage: Was ist mit der Formulierung "Nach ĂŒbereinstimmenden Medienberichten"?
Ich meine mich erinnern zu können, dass diese Formulierung frĂŒherℱ verwendet wurde, aber jetzt nicht mehr zum Einsatz zu kommen scheint.

Falsch? Richtig? Unethisch?
Ich habe keine Hemmungen, das in die Meldungen zu schreiben, musste da aber wirklich mal ĂŒberlegen, ob sich etwas verĂ€ndert hat.

Ich glaube, tatsĂ€chlich sind die Situationen, in denen man diese Formulierung wirklich braucht, seltener geworden. Pressearbeit hat sich genauso beschleunigt wie der Journalismus. Wenn zwei Medien was melden und die Pressestellen von einzelnen Nachfragen ĂŒberrannt werden, hauen sie eher selbst schnell die BestĂ€tigung oder das Dementi raus.
 
Um dann die Quelle wegzulassen, muss man sich aber schon sehr sicher sein, dass die Äußerung genau so gefallen ist ... Auch Menschen bei einem kleinen KĂ€sblatt können Fehler machen und was falsch verstehen.
Stimmt, dann lieber: "Einem Bericht des örtlichen KÀsblatts zufolge ..."
Ich habe keine Hemmungen, das in die Meldungen zu schreiben, musste da aber wirklich mal ĂŒberlegen, ob sich etwas verĂ€ndert hat.
Also, mir klingt diese Formulierung auf jeden Fall nicht fremd. Ich mĂŒsste jetzt aber auch erst mal beim Nachrichten hören verstĂ€rkt darauf achten, ob sie tatsĂ€chlich noch Verwendung findet oder verschwunden ist.
Ich glaube, tatsĂ€chlich sind die Situationen, in denen man diese Formulierung wirklich braucht, seltener geworden. Pressearbeit hat sich genauso beschleunigt wie der Journalismus. Wenn zwei Medien was melden und die Pressestellen von einzelnen Nachfragen ĂŒberrannt werden, hauen sie eher selbst schnell die BestĂ€tigung oder das Dementi raus.
Stimmt. Meinem GefĂŒhl nach findet man solche Verweise auf ĂŒbereinstimmende Medienberichte heutzutage vor allen Dingen noch dort, wo es mehrere Konfliktparteien gibt, die normalerweise jede ihre ganz eigene Version der Wahrheit verbreiten. Wenn diese verschiedenen Wahrheiten dann doch mal ĂŒbereinstimmen, kann dies durchaus ein Indiz fĂŒr die tatsĂ€chliche Richtigkeit der Information sein.
 
Ich bleibe auch immer bei der Formulierung hĂ€ngen. Wenn viele „Quellen“ nur von der dpa Abschreiben, sind dass dann ja auch keine ĂŒbereinstimmenden Medien, sie haben nur die gleiche Quelle ĂŒbernommen. (Wobei man gleich die dpa zitieren könnte)
 
Ich habe die Formulierung "diverse" statt "ĂŒbereinstimmende" kĂŒrzlich noch vernommen. Grund könnte sein, den Eindruck auf gemeinsame Quelle "DPA" zu vermeiden.
 
Ich bleibe auch immer bei der Formulierung hĂ€ngen. Wenn viele „Quellen“ nur von der dpa Abschreiben, sind dass dann ja auch keine ĂŒbereinstimmenden Medien, sie haben nur die gleiche Quelle ĂŒbernommen. (Wobei man gleich die dpa zitieren könnte)

Ich habe die Formulierung "diverse" statt "ĂŒbereinstimmende" kĂŒrzlich noch vernommen. Grund könnte sein, den Eindruck auf gemeinsame Quelle "DPA" zu vermeiden.

Solche Gedanken sind praxisfern, so wird in professionellen Nachrichtenredaktionen nicht gearbeitet.

Als erstes steht die Überlegung: reicht einem selbst die Quellenlage, um das Thema zu machen? Wie die Quelle sprachlich eingebaut wird, ist da eher zweitrangig - Hauptsache kurz. Eine dpa-Information hinter der Formulierung "nach ĂŒbereinstimmenden Medienberichten" zu verstecken, ergibt aus meiner Sicht auch deshalb keinen Sinn, weil die dpa mit ihrer niedrigen Fehlerquote einen exzellenten Ruf hat. Es klingt doch "grĂ¶ĂŸer" mit dpa statt dem Publikum ungenannte Medien als Quelle aufzutischen. So jedenfalls meine Wahrnehmung als Nachrichtenmacher.

Zu den zwei Quellen, die eigentlich keine sind: Das wird nach meiner Erfahrung gut reflektiert. Wenn zum Beispiel dpa und Reuters eine inhaltlich fast gleiche Exklusivgeschichte haben, fragt man sich auch schon, ob einfach derselbe Informant seine Geschichte mehrfach angeboten hat. Da schaue ich dann schon noch kritischer in die Texte rein als sowieso schon, wie die Recherche abgesichert ist.

Es ist so viel unspektakulĂ€rer. "Nach ĂŒbereinstimmenden Medienberichten" ist bestimmt in den meisten FĂ€llen im Grunde auch von dpa "abgeschrieben", wenn man so will, aber dann die AbkĂŒrzung einer korrekten Agenturformulierung im Stil von "wie SĂŒddeutsche Zeitung und Handelsblatt meldeten, nachdem die Bild-Zeitung als erstes von einer Grundsatzeinigung berichtet hatte".
 
Eine nervige Dauer-Marotte

"In Myanmar, dem frĂŒheren Birma..."
"In Mumbai, dem frĂŒheren Bombay..."
"In Belarus, dem frĂŒheren Weißrussland..."
"Former Yugoslavia Republic of Northern Macedonia"

Ebenso nervig.

Andere stĂ€ndige Umbenennungen werden ja auch nicht entsprechend "eingeordnet". Ich habe z.B. noch nie gehört, dass es heißt "in Eswatini, dem frĂŒheren Swaziland" oder gar "in Astana, frĂŒher bereits Astana und zwischenzeitlich als Nursultan bekannt"...

Als damals kurzzeitig ganz neu "Nursultan" angesagt war, war wie selbstverstÀndlich bei NDR Info davon die
Rede, obwohl hierzulande noch nie ein Mensch je zuvor davon gehört hatte und das nur unter Astana kannte.
 
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Andere stĂ€ndige Umbenennungen werden ja auch nicht entsprechend "eingeordnet". Ich habe z.B. noch nie gehört, dass es heißt "in Eswatini, dem frĂŒheren Swaziland" oder gar "in Astana, frĂŒher bereits Astana und zwischenzeitlich als Nursultan bekannt"...
Weil es von dort nicht so viel (von hiesiger Relevanz) zu vermelden gibt?
 
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Mich bringt es regelmĂ€ĂŸig auf die Palme, wenn es in den Texten heißt, dass jemand angeblich "ankĂŒndigt, etwas zu wollen", obwohl die Person eigentlich jetzt schon etwas will und nicht umstĂ€ndliche Prognosen fĂŒr die eigene Willensbildung in der Zukunft macht.
 
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Trauriger Anlass, aber vielleicht ein Hinweis fĂŒr den Nachwuchs, der ĂŒber zukĂŒnftige prominente TodesfĂ€lle zu berichten hat:
[Name] ist diese Nacht gestorben.
Ist mir heute des öfteren zu Ohren gekommen.

Glaskugel hin oder her, aber es mĂŒsste doch korrekt "letzte" oder, besser, "vergangene Nacht" heißen, nech?
Da schleicht sich doch nicht etwa ein neues Lotter-Luder in die RedaktionsrÀume ein?
 
Und der nĂ€chste vernebelnde Begriff, den unsere Journaille (inkl. ÖRR) gebĂ€rt: Abhörskandal
 
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Was ist jetzt das Problem mit diesem Begriff?
Das anfangs vielleicht nicht ganz klar war, was der "Skandal" sein soll?

Aber nun scheint es wohl offenkundiger zu werden: Unsere Sondervermögen-Bundeswehr wĂŒrde nicht merken, wenn sich nicht eingeladene Personen in ihre Videokonferenzen mit einwĂ€hlen und die ganze Zeit still mithören. Nun mögen einige einwĂ€nden, dass die Bundeswehr unfĂ€hig ist, wĂŒssten sie seit Jahrzehnten. Dass darĂŒber "Skandal" rufen hĂ€tten sie lĂ€ngst aufgegeben.
 
Die Tagesschau schreibt von "Abhörfall", was die Angelegenheit aber auch nicht besser macht. Im Mitschnitt ist ĂŒbrigens auch von "[Die Dokument/ Unterlagen] schick ich dir ĂŒber WhatsApp" (oder so Ă€hnlich) die Rede.

Da bin ich nun schon so alt und habe heute das Wort "zögerhaft" zum ersten Mal gehört. Im TV. Ich dachte erst an Lotterei, aber Google findet wirklich Dokumente, die dieses Wort verwenden.
 
FĂŒr das Wort zögerhaft wurden in unserer Datenbank noch keine Synonyme hinterlegt. Meinen Sie vielleicht: Zofe, Zoff, zoffen, zog, zögerlich, ...

Weil`s falsch ist.
zaghaft oder zögerlich heißt das. Zögerhaft ist totaler Quatsch.

Du findest auch Google-Treffer fĂŒr "der Pferd" und "das Frau".
Was sagt das aus? Dass viele Deutsche kein Deutsch können!
 
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Der Deutschlehrer mit der LeseschwÀche...

Wir wollen kein Synonym fĂŒr "zögerhaft" finden - das haben wir alle bei Google gesehen. Du darfst dich aber trotzdem gern an die Frankfurter Rundschau, den Bayerischen Landtag, DWDL.de oder weitere Akteure aus der Trefferliste wenden und dann berichten.


Kann man die Postings pro Tag nicht noch weiter runtersetzen?
 
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Aber ein Muttersprachler soll sich nicht ĂŒber mehrfachen "Scheiß" in einem Songtext beschweren dĂŒrfen.
Du weisst wirklich heute nicht mehr, dass du gestern noch das genaue Gegenteil geschrieben hast.
 
Ich finde in dem Zusammenhang die immer noch gelegentlich in den Medien auftretende "Corona-Krise" eine furchtbare Lotterei, in der Krise kann doch eigentlich nur das im anderen Wort(teil) stehende stecken, meinetwegen die Wirtschaft in der Krise oder beim Fußball ein Verein in der Ergebniskrise stecken, aber Corona war nie in der Krise, im Gegenteil, dem Virus geht es bis heute prĂ€chtig und es vermehrt sich und mutiert munter weiter.
 
Ich hole den Thread mal wieder nach vorne.

Bei manchen Sendern, z. B. bei Bayern 1, höre ich immer wieder beim Wetter und Àhnlichen Rubriken unnötige Doppelungen der Artikel, z. B. wird statt "Der Montag wird freundlich bei bis zu 20 Grad" öfters gesagt "Der Montag, der wird freundlich bei bis zu 20 Grad". Das geht mir jedes Mal auf den Zeiger, weil einfach unnötig...
 
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