Vor einiger Zeit schon habe ich mich vom Radiosender 1LIVE abgewandt, da das Niveau der Beiträge und auch Nachrichten derart boulevardesk sind, dass es kaum noch auszuhalten ist. Treu dem Motto: Beiträge so kurz wie möglich durchkauen, damit ja keine Hörer ab- oder umschalten.
Ist das nicht mittlerweile bei allen Unterhaltungssendern so? Selbst bei WDR 2 weden die Wortbeiträge von Jahr zu Jahr kürzer und oberflächlicher, Interviews werden wenn es gerade interessant wird einfach abrupt abgebrochen, weil die vorgesehenen 2 Minuten Musikunterbrechung keinesfalls überschritten werden dürfen. Ich finde die Entwicklung auch bedauerlich.
Erinnert sich noch jemand an die ersten fünf Jahre Eins Live von 1955 bis 2000? Damals gab es noch richtige Sendungen, z.B. mittags von 12 bis 14 Uhr den "Stand der Dinge", eine Sendung die dem Mittagsmagazin bei WDR 2 sehr ähnlich war, in der also Hintergrundberichterstattung zu den aktuellen Themen des Tages erfolgte. Mit dem ersten Relaunch im Jahr 2000, als die Sendungen abgeschafft wurden, wurde das Programm dann inhaltlich deutlich flacher, auf dem Niveau hat es sich bis heute stabilisiert.
Allerdings wurde boulevardesken Inhalten wie den Popnachrichten oder Comedies bei Eins Live von Anfang an viel Platz eingeräumt, auch in den ersten Jahren lief das schon regelmäßig mehrmals täglich. Auch bei den Nachrichten (Infos) kann ich keine große Veränderung feststellen, die waren bei Eins Live schon immer kurz und bündig. Die Infos finde ich dennoch völlig in Ordnung und ausreichend, in der Kürze der Zeit werden alle wichtigen Themen untergebracht. Wem das zu kurz ist, kann sich ja die Nachrichten auf einem anderen Sender anhören.
Man sollte auch das Abendprogramm nicht völlig unter den Tisch fallen lassen. Um 23 Uhr laufen oft interessante Reportagen. Wem das zu spät ist, kann sich diese auch als Podcast herunterladen.
Der Punkt ist doch der, dass 1LIVE auch ein anspruchsvolles Programm machen kann, weniger boulevardesk, auch wenn die Zielgruppe 14-39 Jährige sind. Bestimmte aktuelle Themen auch mal im Tagesprogramm ausführlich beleuchten und verständlich erklären.
Du scheinst 1LIVE wohl nicht so oft zu hören? Besonders morgens und vormittags macht man auch das, es gibt regelmäßig Interviews mit Reportern und Korrespondenten. Sicher, wenn man bedenkt, über welche Ressourcen die ARD in diesem Bereich verfügt, könnte man davon gerne noch mehr ins Programm einbinden. Ganz besonders fällt das am nächsten Morgen nach einer Wahl auf, wie z.B. letztens nach der NRW-Landtagswahl. Während alle Sender intensiv darüber berichteten, spulte 1LIVE sein normales Frühprogramm ab mit Popnachrichten, O-Ton-Charts und ähnlichem. Die Berichterstattung über die Wahl rückte mir dort mal wieder etwas zu sehr in den Hintergrund.