Ah ja, sind ja bloß die mit weltbesten Studios. Da kommen heute noch international erfolgreiche Künstler, um ihre neuesten CDs dort aufzunehmen. Den Weg würden sie nicht auf sich nehmen, wenn sie vor Ort Räumlichkeiten dieser Qualität hätten. Von den damaligen Planern leben sogar noch mindestens zwei, Gisela Herzog ist nun 91 Jahre alt und verfolgt die Raumakustik-Szene immer noch mit Interesse und teils nur mit Kopfschütteln. Wenn sie berichtet, wie damals diese wertvollen Studios geschaffen wurden, kann ich fühlen, was damals antrieb und was heute für die meisten Menschen nicht mehr vorhanden ist: Sinn im Berufsleben. Ich bin durchaus neidisch darauf. Hätte gern damals in der Nachkriegszeit mein Berufsleben gehabt statt heute in der (Vor)kriegszeit.
Nochmal: Block B Nalepastraße hätte 1990 eigentlich sowas wie "nationales Kulturerbe" werden müssen und unter eine Art staatlichen Schutz / staatliche Finanzierung gestellt werden müssen. Da Kultur aber kein Staatsziel mehr ist in diesem zunehmend verrohenden Land kurz vorm Verfallsdatum (das eine zieht das andere zwangsläufig nach sich und umgekehrt auch), kam es natürlich nicht dazu und die bedauernswerten Räumlichkeiten werden heute teils ohne Sinn und Verstand ausgeschlachtet, teils durch massiven Publikumsverkehr und Veranstaltungen der fragwürdigsten Art gefährdet und geschändet.
Und was den nun vollständig geschändeten Block E angeht: ich erinnere mich an einen RBB-Techniker, der, auf das Radiohaus in Babelsberg angesprochen (der darauf Ansprechende war recht positiver Ansicht über dieses Gebäude) einfach den Mikrofonregler der "Sprechzelle" hinter der Glasscheibe hochzog und in seiner kleinen Produktionsregie mal kräftig mit dem Fuß auf den Boden trat. Zack, schoss die Pegelanzeige hoch. Dazu der Satz "im Block E wäre das nicht passiert." Aus dem Block E kam auch kein technischer und akustischer Rotz (außer ab 1992 aus dem K-Raum, aus dem man den Berliner Rundfunk als Privatfunkbespaßung fortsetzte). Und derjenige, der sich schon zu DDR-Zeiten Gedanken über UKW-Summenbearbeitung machte, bescherte uns später die Geräte, die bundesweit im Kulturfunk im Einsatz sind.
Im Übrigen ist es ostblockmäßig meines Wissens nach einmalig, wie in Deutschland mit dem rundfunkkulturellen Erbe nach dem Konsumputsch von 89/90 umgegangen wurde. Anderswo liefen ganz selbstverständlich Programme weiterhin aus den alten Funkhäusern - zum Beispiel in Prag und in Warschau. Daß diese bestehenden Werte vernichtet wurden, hat damals nicht nur ostdeutsche Fachleute entsetzt, sondern auch z.B. Leute vom NRK in Oslo (die Gebäude und auch die Technik in der Nalepastraße konnten nun wirklich nichts dafür...), aber mit dem Wissen, wie die Geschichte bis heute weitergegangen ist, kann es nicht mehr verwundern, daß es so kam. Die damals und auch heute noch in ihrer gesellschaftlichen Außenwirkung aktivsten Teile der Ostbevölkerung sind ja inzwischen drauf und dran, nun auch die Grundwerte der BRD zu vernichten, treten das Grundgesetz mit Füßen, verteiben Kulturschaffende, bedrohen Menschen, die einfach nur mit anderen Menschen klarkommen. Was hätte man also sonst anderes erwarten können? Mit diesem Volk nichts anderes. Wie so oft: die Guten ziehen es vor, den Schutzraum des Rückzuges aufzusuchen. Den öffentlichen Raum überläßt man denen, die außer der Fähigkeit zur Zerstörung keine wesentlichen Eigenschaften vorzuweisen haben.