Am Ende brauchen vielleicht 10% der Leute wirklich DAB und wer es darüber hinaus besitzt, hat es "mitgenommen", weils drin war, oder aus Vorsicht mit gekauft, weil UKW ja "bald abgeschaltet" werden soll. Und so gesehen passen die mageren DAB-Zahlen in Deutschland doch wieder.
Ersetze "brauchen" durch "wollen", dann täte ich zustimmen, zu den 10% gehöre ich auch.
Aaaaber, Deine Aussage zu den restlichen 90% ist IMHO nur die halbe Wahrheit: Bei den 90% steigt der Anteil derer, die gar kein lineares Radio mehr nutzen besonders rasant, und in Regionen, wo kaum anspruchsvollere Alternativen verfügbar/bekannt sind, sowieso. Wer nichts anderes gewohnt ist, wird auch bei DAB keine neuen Inhalte erwarten - also auch kein Interesse zeigen.
Bei den 10% bleibt das Interesse bestehen - so dürfte deren Anteil prozentural steigen.
Und bei den 10% ist sicher auch die Hörintensität deutlich größer - es lohnt sich, deren Bedürfnisse stärker zu berücksichtigen.
Wenn es eine aufgedrückte Technik ist (D2MAC, DSR), kann man schon eher von einer Totgeburt ausgehen.
Hab ich seinerzeit nicht als Totgeburt wahrgenommen: konnte mit ner Mini-Flachantenne auf dem Balkon ne Menge interessanter Angebote nutzen, die mir das damalige Einerlei von Antenne und Kabel verweigerte.
Wenn man das D2MAC gecancelt hätte und dafür dann weitere Radio-Pakete auch mit massenkompatiblen Programmen auf TVSat2 gepackt hätte, wären wir mindestens in der Nähe der heutigen Akzeptanz von DAB+ in gut versorgten Gebieten. Klar, das Gerät war voluminös wie'n Hifi-Verstärker, aber den bräuchte man noch zusätzlich... Aber das Angebote war bundesweit flächendeckten verfügbar.
Und damit bin ich beim eigentlichen Thema dieses Fadens - im erweiterten Sinn: Sind Einschränkungen durch Verbote des Gegenparts der richtige Weg, um den eigenen Favoriten zu erzwingen?
Bin schon lange der Meinung, das unterschiedliche Empfangswege langfristig neben- und miteinander koexistieren können, sollen und werden, und hab das auch hier schon mehrfach kundgetan. Eine Vorschrift, nur noch hybride Empfänger im Verkauf zuzulassen, finde ich da sinnvoll, aber kein Verbot von irgendwelchen Empfangswegen, Abschaltterminen o.ä.
Nutze ja selbst auch Internetradio - aber eben dann und dort, wenn andere Empfangswege nicht verfügbar sind. Entscheidend ist der Zugang zum gewünschten Programm. Und unterwegs ist mobiles Internet nach wie vor zu löchrig und das den Datentarifen reicht das als gelegentliche Ergänzung, aber niemals als Hauptempfangsweg.
Er schlug vor, die Lizenzverlängerung für Betreiber analoger UKW-Frequenzen vom künftigen Engagement bei DAB+ abhängig zu machen, also die fünf Jahre Verlängerung nicht zu gewähren, wenn ein Betreiber nicht in Digitaltechnik investieren will. Ich antwortete: Was hältst Du von Anreizregulierung? Jeder bekommt seine fünf Jahre, wer aber auch bei DAB+ einsteigt, bekommt acht Jahre Verlängerung.
Die Idee ist nicht neu. bis vor ca. 2 Jahren wurde das von der BLM regelmäßig so praktiziert in den Versorgungsgebieten, wo DAB+ verfügbar ist: UKW-Lizenzauflage wurde an die Bereitschaft zur DAB+-Nutzung gekoppelt. Und das hat dann für München, Augsburg, Ingolstadt und Nürnberg Wirkung gezeigt. Die Ausdehnung des Prinzips in weitere Regionen vor allem im ländlichen Raum, scheint ins Stocken geraten zu sein, weil es vielerorts bestenfalls ein bis zwei Anbieter gibt, die den kleinen Werbekuchen noch mit anderen teilen müssten. Gebietszusammenlegungen und Verbreitungsgebietüberlappungen wären notwendig. Aber selbst der Ansatz, die Privatsender in BR-Regionalpaketen aufzuschalten, kommt momentan nicht voran. Da scheint es momentan intern wiederstrebendes politisches Tauziehen um die weitere Strategien zu geben. Und man hörte, dass selbst die im Herbst anstehende einheitliche Lizenzverlängerung der Lokalen Anbieter in München verschoben wurde und zunächst provisorisch verlängert werden soll...