Ganz, ganz schwieriges Thema, ohne in die Politik zu verfallen. Ich
persönlich als (mittlerweile kaum noch) Konsument dieser (natürlich vorselektierten - denn so funktioniert das Gatekeeper-Prinzip) Hörfunknachrichten empfinde die Berichterstattung in dieser Hinsicht als nicht ehrlich und nicht aufrichtig.
Ich sage nicht, dass die Berichterstattung derzeit "gesteuert" ist, das erfolgt schon aus eigenem Antrieb der Redaktionen. Die
Demos sind ein gefundenes Fressen, Agenda setting zu betreiben bzw. die Öffentliche Meinung durch die eignen Nachrichten in eine Richtung zu lenken, wie man es eben bei anderen Themen (Klima, Gendern, Zuwanderung, Silvester in Köln) auch getan hat. Für mich ist das eine Beeinflussung, so nehme ich es wahr. Und hat nichts mit dem Selbstverständnis der ARD-Sender zu tun, die Gesellschaft zu einen. Durch diese Form der Berichterstattung wird die Stimmung im Land weiter angeheizt und werden die Lager weiter gespalten. Schon allein der inflationär verwendete Begriff "rechtspopulistisch" / "Rechtspopulisten" ist eine Wertung, eine Einordnung und hat in den Stunden Nachrichten nichts verloren!
Es gibt für mich dafür eigentlich nur zwei Erklärungsansätze: Entweder wird eine extremistische Minderheit durch das In-den-Vordergrund-Rücken von einzelnen Fehltritten wie Greifswald oder Potsdam (Stichwort Nachrichtenwert Negativismus) extrem heraufgestuft, also ein Problem konstruiert, wo es keines solches flächendeckend gibt, weil es sich eben um ein paar wenige Extremisten handelt - oder aber, wenn es wirklich soviele Vorfälle gibt, dass man den Eindruck gewinnen könnte, ein Drittel der Deutschen denkt so, dann ist es eben keine "Minderheit" mehr, als die dieses Phänomen ja gerne abgetan wird.
Wer sagt mir als Konsument der Nachrichten auf den ARD-Radiowellen denn, dass diese Fehltritte nicht auch alles "Einzelfälle" sind, so wie man es bei anderen Themen ja auch in der Vergangenheit heruntergespielt hat? Ich kann als Hörer nur das glauben, was mir in den 3 Minuten berichtet wird. Und wenn (offensichtlich immer mehr) Menschen Zweifel daran haben, dass dies objektiv geschieht, hat die ARD doch ganz klar ein
Glaubwürdigkeitsproblem!
Dass diese Form der Berichterstattung der Demokratie in diesem Land (wie zynisch, dass gewisse Kreise den Rundfunkbeitrag ausgerechnet als Demokratieabgabe glorifizieren) einen Bärendienst erweist, zeigen jüngste Umfragen. Die permanente Anti-Blau-Berichterstattun der ÖR trägt erste Früchte, diese Partei rutscht in der Wählergunst ab. Allerdings dürfte man sich das in den Redaktionen anders vorgestellt haben, denn zu profitieren scheinen davon nicht die gern als "demokratische Parteien" bezeichneten Altparteien sondern
die andere extreme Seite! Was erhoffen sich die Landesfunkhäuser also von dieser Berichterstattung? Was bezweckt man eigentlich damit? Auf der anderen Seite werden die "Bauernproteste" immer etwas naserümpfend herabgewürdigt.
Es fehlen (ich vermisse das!) in den Nachrichtenmeldungen z.B. auch erwiesene Informationen und Fakten, wie die Tatsache, dass bei den sog. "Bauernprotesten" eben nicht nur Landwirte und Fuhrbetriebe/Lohnunternehmen mitrollen, sondern (und ich habe den ca. 7km langen Protestzug am Straßenrand mit verfolgen können) auch Handwerksbetriebe, da waren Fahrzeuge von Raumausstattern, Fliesenlegern, Estrichputzern usw. mit dabei. Auch fehlt mir bei der derzeitigen Berichterstattung über das "Phänomen" der Erstarkung der Rechten "im Osten" (in Hinblick auf die Wahlumfragen in den ostdt. Bundesländern) der Hinweis, dass die meisten AfD-Leute aus dem Westen rübergekommen sind! Warum wird das nicht erwähnt, warum wird das verschwiegen und so getan als sei dies ein rein ostdeutsches "Phänomen", dessen Ursache in der DDR-Zeit es zu suchen gilt? Es sind kleine Infos, die "hinten rüber" fallen. So geht es mir als Hörer. Und deshalb höre ich mittlerweile kaum noch Nachrichten mehr.
Es war ein Fehler, die klassischen 5minütigen Sprechernachrichten fast überall durch 3minütige Otonnachrichten zu ersetzen. Auch der klassische Zeitfunk fehlt an allen Ecken und Enden. So bleibt weniger Zeit für Ausgewogenheit und Hintergrundberichterstattung. Alles wird heruntergebrochen und vieles wird viel zu allgemeingültig formuliert. Es ist kein Platz mehr für Analysen und Gespräche. Eingestellte Sendungen wie die Echos oder die "Berichte von heute" sind ein riesiger Verlust.