Aber weshalb tritt es dann (in Europa zumindest) fast ausschließlich in den Monaten Juni und Juli auf
Weil diese sporadic E Ereignisse etwas mit der Sonne zu tun haben. Und die scheint auf der Nordhalbkugel in den Monaten Juni und Juli am längsten, ganz unabhängig von einem wolkenlosen blauen Himmel. Die sporadische E-Schicht baut sich durch die Sonneneinstrahlung und damit einhergehender Ionisation dieser Schicht auf.
Eigentlich ähnlich zu den Vorgängen in der (verlässlicher reagierenden) D-Schicht, die sich während der Sonnenstunden aufbaut (und MW-Signale absorbiert), in der Dunkelheit jedoch ganz schnell wieder verschwindet und Mittelwellensignale im dunklen bis zur F-Schicht durchlässt, wo sie dann reflektiert werden und deutlich größere Entfernungen überbrücken.
und dass es sich in sehr hohen Lagen abspielt, weit oberhalb des Wetters
Die Troposphäre, in der sich das Wetter abspielt, reicht nur bis in 10 km Höhe. Eigentlich...
Trotzdem gibt es Wetterereignisse, die evtl. für sporadic E auch interessant sind und einen bislang noch ungeklärten Einfluss haben _könnten_, die sich auch darüber abspielen, und das zufällig ungefähr bis zu einer Höhe von 80 km (wo sich das sporadic E-Geschehen abspielt). Und das sind starke Gewitter und das damit einhergehende Phänomen der Red Sprites und Blue Jets, die sich oberhalb von Gewitterwolken abspielen und immer wieder von Piloten beobachtet werden. Grob gesagt: Blitze nach oben. Und die haben natürlich Einfluss auf die Ionisation dieser oberen Schichten. Und tatsächlich passen die automatisch generierten Karten mit der "MUF" oft zusammen mit den Orten, wo sich gerade starke Gewitteraktivitäten entfalten...
Der blaue Himmel bei DIR ist dagegen irrelevant, denn der Reflektionspunkt bei ES liegt ja nicht bei Dir überm Kopf, sondern genau auf halber Strecke zwischen Dir und dem empfangenen Sender. Manchmal kann dabei sogar noch zusätzlich Tropoaktivität mit rein spielen. D.h. der Sender verbreitet sich erstmal einige hundert km per Tropo(duct), verlässt den duct dann aber nach oben hin und wird dann nochmal an der ES reflektiert. Empfänge aus z.B. 3100 km lassen sich nicht durch Doppelhops an sporadic E-"Wolken" erklären, sondern nur durch eine Kombination von Tropo und ES.
Was zum Lesen dazu im anderen Forum:
1. ionization "bubbles" or attachment "holes" above thunderstorms / Gewitter als eine Ursache von sporadic E?
https://www.rundfunkforum.de/viewtopic.php?p=1159468#p1159468
2. Gewitter als eine Ursache von sporadic E? - Kommentare, Beobachtungen 2006 bis 2012
https://www.rundfunkforum.de/viewtopic.php?p=1159477#p1159477