Spenden gesucht für Radioarchiv

In Digiandis Post befinden sich zwei Fotografien. Auf der oberen sieht man das Inlay einer Audiokassette mit kaum lesbarer, verhuschter Bleistift-Beschriftung. Gerade noch einigermaßen zu erkennen ist das Aufnahmedatum der Kassette. Unter diesem Foto findet sich ein zweites, das die tägliche, schwierige Arbeit eines Archivars ironisch beschreibt. Es gliedert sich in fünf Teil-Bilder. Auf dem ersten denkt ein Historiker in herrschaftlichem Ambiente, der Archivar sei der edle Verwalter der Geschichte. Die Mutter des Archivars denkt, was macht mein Sohn da eigentlich. Der Archivar selbst sieht sich als mittelalterlicher Mönch, der wie in "Der Name der Rose" in die dunklen Bücher-Archive steigt. Die Gesellschaft denkt, hier wird völlig nutzlos Geld verbrannt. Im letzten Teil-Bild schließlich sieht man einen süßen Zeichentrick-Bären, der eine Handschrift betrachtet und analytisch versucht, ihre Bedeutung herauszufinden. Drunter steht - auf englisch - "Was ich tatsächlich tue".
 
Wieviel % der Tapes sind den ungefähr schon digitalisiert? Wird denke ich mal noch einige Jahre dauern bis dann endgültig alles fertig ist. Denn im Artikel oben sind auch einige private Sender genannt worden und bis jetzt habe ich ziemlich viel von öffentlich rechtlichen Sendern in der Liste gesehen.
 
Wieviel % der Tapes sind den ungefähr schon digitalisiert?
Ich denke, mehr als 10 % werden es wohl nicht sein, eher weniger, zumal ja auch immer noch mehr Kassetten dazu kommen, die ja an sich auch noch zum STT-Bestand gehören, aber eben erst nach einem kleinen Umweg bei Andreas landen.
Indes von mir noch eine nette Anekdote, die auch mit Save the tapes zu tun hat: Vor einigen Monaten hatte Andreas ja die "Radioreaktion" von hr1 am 29.09.1987 hochgeladen. Ich hörte mir den Mitschnitt damals an und fand ganz allgemein sehr großen Gefallen an der Sendung an sich, weil man sich dort darauf verstand, gleichzeitig niveauvoll und unterhaltsam mit den Hörern zu spielen, allerdings blieb ich besonders an der folgenden Sequenz hängen:
Moment, den Namen kannte ich doch irgendwoher. War das am Ende etwa dieser hier?
Blind würde ja passen, Siegerland auch. Nun ist die Blindenszene ein ziemliches Dorf und daher dauerte es nicht lange, bis ich eine Freundin von mir gefunden hatte, die wiederum mit einem befreundet ist, der seinerseits mit Markus befreundet ist. Tja, und so gelangte die Aufnahme mehr als 36 Jahre nach Ausstrahlung also an den völlig verdatterten Markus, der sich schon gar nicht mehr daran erinnern konnte, damals bei Koschwitz angerufen zu haben.
Dann wurde er allerdings neugierig, woher denn diese Aufnahme komme und was das denn für ein Typ sei, der sie ihm da über Umwege habe zukommen lassen. Der Kontakt wurde vermittelt und seitdem hören sich Markus und ich sehr regelmäßig. Es ist daraus in den letzten Monaten eine ziemlich gute Radiofreundschaft entstanden und wir beide können stundenlang über Radio, aber auch über vieles anderes quatschen. Es ist einfach toll, wie hier zwei Perspektiven aufeinandertreffen. Er, der in den 70ern aufgewachsen ist und viele von den Sendungen, die da gerade nach und nach digitalisiert werden, selbst live gehört hat und ich, der sich diese Radiozeit allein anhand dieser alten Mitschnitte erschließt. Da ist einfach eine unglaubliche Menge Austauschpotenzial.
Und noch zu etwas anderem hat dieser kleine Ausschnitt geführt: Markus hat mich immer mehr an das Projekt "ohrfunk.de" herangeführt, eine Radioinitiative von Blinden und Sehbehinderten. Dort moderiere ich inzwischen regelmäßig mit ihm zusammen und für die Zukunft ist viel geplant, etwa ein eigenes Magazin zum Thema Radio, Themensendungen zu historischen Pausenzeichen und ihren Ursprüngen, Die Ausstrahlung von "Bei Rotlicht bitte kein Wasser zapfen" als Fortsetzungslesung und vieles mehr.
Somit hat das Projekt Save the tapes mir einen richtig guten, neuen Radiofreund und mein erstes regelmäßiges Engagement bei einem Sender verschafft. Danke dafür an @DigiAndi und seine fleißigen Unterstützer! https://www.dropbox.com/s/ptza91ywyw1fob9/Anruf aus dem Siegerland.mp3?dl=0
 
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Wieder einmal eine Datenkorrektur: Der Programmausschnitt der freien Südtiroler Welle ist wohl nicht vom März, sondern vom Juli 1984. Wir hören darin unter Anderem Werbung für ein Volksfest am 28. und 29.07., außerdem passt das auch zeitlich besser, da aus diesem Zeitraum ja auch schon andere Mitschnitte aus Südtirol existieren.
 
Der "Gruß an dich"-Mitschnitt von Radio Salzburg ist aus dem Juli 1981. Konkretes Sendedatum müsste der 26. gewesen sein, weil mehrmals der "heutige" Namenstag Anna genannt wird. Eigentlich wollte ich das noch mit einem Programmablauf verifizieren, aber die AZ scheint Radio Salzburg nicht aufzuführen.
 
Wow! Ich habe gerade die neueste alte Aufnahme entdeckt, also "für und wider" von Radio DDR. Ich hab erst ein paar Minuten gehört, aber ich denke, die reichen aus, um zu erahnen, welchen historischen Wert der Mitschnitt dieser Diskussionssendung wenige Wochen nach der Wende haben dürfte. Absolut großartig, dass solche Zeitdokumente durch die Arbeit von @DigiAndi bewahrt werden.
Ansonsten noch eine kleine Korrektur: Da wir im Mitschnitt des Südtiroler Rundfunks am 30.07.1983 ja auch schon den Sendungstitel "Familiensendung" hören, wird dies wohl auch am 27.07.1984 der Name der Sendung gewesen sein, und nicht "herzlich willkommen, liebe Kinder". Spannend übrigens in dieser Aufnahme die Zusammenschaltung von Südtiroler Rundfunk und Radio Südtirol, mitten in den laufenden Song hinein.
 
Die Sendung "Machen Sie mit, lachen Sie mit" von Südfunk 1 aus dem Dezember 1979 stammt vom 01.12.1979. Der Moderator spricht vom der ersten Dezember-Sendung, was natürlich doppeldeutig ist. Da die Sendung ihren Sendeplatz am Samstag hatte und als Einsendeschluss für das Europaquiz der 7. Dezember angegeben ist, kann es nur dieses Datum sein.
 
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