Danke!
Das ist - Innenaufnahmen - ja nur E-R, der Redaktionsbau. Wer dort arbeitete, mag nostalgische Gründe und entsprechende Gefühle haben und wird damit etwas verbinden. Sendetechnik stand dort keine (nur Cutter-Räume), die Sendetechnik war im Flachbau "E-T" (Technik), den man am Anfang von außen sieht.
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Das weiße Gebäude rechts ist ein nachträglich eingefügter Anbau an den ursprünglichen Studiokomplex E-T (der entstand um ca. 1962-1966), weil man weitere Produktionsflächen brauchte. DT64 fand dort produktionstechnisch eine Heimat in Form der Vorproduktionen P13 und P14. Wohl weil der Anbau weiß war, nannten sie "Casablanca". Der Block sieht heute äußerlich so gut aus, weil innerlich...
planet-earth-studios.de
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Ein Blick auf die Nord-Seite von Block E-T. Wir sehen den "Techniker-Gang" (Verbindergang für studiotechnisches Personal, das zu DDR-Zeiten ja zur Deutschen Post - "blaue Post" gehörte). Von diesem Gang aus kam man in die Kontrollräume der Sendekomplexe K5 und K6. In K6 war DT64 zur Wendezeit zu Hause.
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Hier sieht man, wie "Casablanca" eingefügt worden ist.
Bei Elisabeth Heller kann man Fotos aus der Zeit um die Fertigstellung von Block E sehen:
Funkhaus Berlin in den 60er Jahren
www.zeitreisen-nalepafunk.com
Auf dem obersten Foto hinten links die Lücke zwischen E-T und E-R ist der Ort von "Casablanca". Weiter unten sieht man auf dem von
@DigiAndi Anfang 2014 gemachten Foto, wie man die Vorproduktionsstudios im Verbindergang E-T zu E-R ausschlachtete. Zu dieser Zeit war ein Entkernungstrupp in weißen Ganzkörperanzügen unterwegs und holte die Glaswolle aus den Wandverkleidungen. Dabei kam im DT64-Studio K6 auch die Jahresangabe zum Vorschein, die wohl Arbeiter einst bei der Errichtung an die Wand pinselten:
Das ist genau der Blick, den man auf
diesem weit bekannten Pressefoto von 1991 hat.
Hier noch die Schlüsselübergabe Mitte der 1960er Jahre, Koll. Spernau, RFZ (li) und Koll. Schmidt, Studiotechnik Rundfunk (re):
Die Geschichtsschreiber der Studiotechnik Rundfunk der Deutschen Post vermerkten später:
Die Teilinbetriebnahme des Blockes E, der ursprünglich als UKW- und Auslandsstudio konzipiert und gebaut wurde, begann im September 1964 mit den Räumen K 11 und 12. Im Laufe der nächsten Monate bzw. des Jahres 1965 erfolgte die Fertigstellung aller K- und P-Räume sowie des Schaltraumes. Die hier installierten Anlagen wurden zunächst fast ausschließlich von RBI genutzt. Ab 30.8.1965 wurde das gesamte RBI-Programm einschließlich Sendeablauf in diesen Block verlegt und gleichzeitig die provisorischen technischen Räume in Minol I abgebaut.
Die erste größere Sendung aus dem neuen Block war die von Radio DDR und dem Fernsehen unter dem Titel "Spiel mit" am 7. Oktober 1965. Die Zentrale für Rundfunk und Fernsehen war der Raum K 9.
Die RBI-Programme konnten die universellen technischen Möglichkeiten der Anlagen bei weitem nicht ausnutzen. Schon seit 1962 bestanden beim Staatlichen Rundfunkkomitee Vorstellungen, die Programme Berliner Rundfunk, Berliner Welle und DDR I (später auch DDR II) im Block E unterzubringen. Nach gründlicher Diskussion wurde Anfang 1966 dieser Variante zugestimmt und der Umzug im Mai 1966 vollzogen.
Nach Fertigstellung des Blockes E stand folgende technische Kapazität zur Verfügung:
Ein Schaltraum;
acht K-Räume, davon zwei für Stereo;
vier P-Räune;
vier A-Räume;
zehn C-Räume, davon vier in den Redaktionsetagen.
Alle Anlagen waren vom RFZ in einer guten Qualität übergeben worden, so daß in der nachfolgenden Zeit kaum Fehler zu beseitigen waren.
Ein Problem blieb allerdings die Klimaanlage. Sie arbeitete von Anfang an mehr als unbefriedigend. In den Sprecherstudios waren die Temperaturen zu hoch und die Luft zu trocken, während in den technischen Regieräumen die Mitarbeiter unter Kälte und Zugerscheinungen zu leiden hatten. Erst die völlige Rekonstruktion der gesamten Anlage schuf später Abhilfe.
Geld kostete das auch.
Für 1964 sind vermerkt "Block E - Technikgebäude, Redaktionsgebäude, Straßen, Feuerwache" 1.147.057,- Mark der DDR.
1965 kam dann der Nachschlag: 12.453.531,- Mark der DDR für das gleiche Bauvorhaben.
1966 dann "Meßgeräte Block E" 63.626,- Mark der DDR
sowie
"Block E - Technikgebäude, Redaktionsgebäude, Straßen, Feuerwache" 10.228.214,- Mark der DDR.
1966 erfolgte auch die endgültige Festlegung der Raumbelegung von Block E-T.
1967 dann "Verlagerung der nationalen Programme nach Block E" 130.834,- Mark der DDR
Das war schon ein ganz dicker Brocken im Invest. Und 25 Jahre später werden diese hervorragenden Räume der Vernichtung preisgegeben, die sich dann bis ca. 2015 hinzog.
Weiter im Video...
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Da sieht man am ruinierten Block E-R weiter hinten eine Ziegelfläche. Dort wurde zwischen 2014 und "irgendwann" der Verbindergang zwischen Redaktionsgebäude und Studiogebäude abgetrennt und zugemauert. Das gleiche geschah weiter hinten mit dem anderen Verbindergang, der zu den Kontrollräumen K9, K10, K11 und K12 führte.
Ein knuffiges Modell von E-R und E-T mit den Verbindergängen:
(Foto M. Dummer)
Auch da noch mit Lücke dort, wo später das "Casablanca" eingebaut wurde. Rechts oben der "Wurmfortsatz" ist der Schaltraum Block E.
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Das ist ein Paternoster-Schacht.
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Blick aus dem Fenster: der Ziegelklotz hinten ist die äußere Gebäudehülle von Saal 1 im Block B.
Die Innenaufnahmen von 1991 finde ich aber auch gruselig. Man riecht förmlich den Zigarettengestank, der allgegenwärtig gewesen sein muss. Nicht meine Welt.
Da fällt mir gerade ein: gestern saß ich bei der nun 96-jährigen Raumakustikerin des Rundfunks der DDR zu Hause, auf dem Wohnzimmertisch lag die Berliner Zeitung
mit diesem Artikel.
Steht da doch drin
Ironie der Geschichte: Die Klang-Ingenieure, die den Block B hier im Funkhaus von 1953 bis 1956 geplant haben, waren letztlich nicht ganz glücklich mit der Akustik hier im Saal 3. Kleine Jazzkapellen wurden hier in der DDR aufgenommen, auch klassische Solo-Programme. Für lautere Instrumente wie Schlagzeug eignet sich die Akustik hier nicht gut.
Was für ein Bullshit! Die federführende Raumakustikerin kann sich auch nicht erinnern, unglücklich mit der Akustik gewesen zu sein, denn: Saal 3 (hinter dem großen Klotz von Saal 1 nicht zu sehen) war als Kammermusik-Aufnahmesaal konzipiert. Die erreichte Nachhallkurve entsprach dem, was damals gefordert wurde. Dieser Saal war nie für Radau geplant und wurde später vor allem für kleine Besetzungen genutzt.
Hier ab 12:36 auch zu sehen, in längst beendeter fachkundiger Nutzung, bevor Block B verhipstert wurde.
Meine Haltung zur aktuellen Nutzung von Block B ist ja bekannt unpopulär: früher stand die Mauer,. um solchen Missbrauch wertvoller Kulturbauten zu verhindern. Inzwischen leistet nichtmal mehr jemand Widerstand, wenn die Geschichte dieses Gebäudekomplexes von Leuten umformuliert wird, die dort nie etwas zu melden gehabt haben.