AW: Dynamikkompression – die grausame Wahrheit
Und, ganz ehrlich gesagt, welchen Sinn hat der Spaß, wenn ein 128er Stream aus einem Tchibo-Lautsprecher an der onboard-Soundkarte quäkt?
Den gleichen wie wenn dieser Stream aus einem mit Equalizer und weiteren
soundverschlimmberssernden Plugins gepfropten WinAmp oder anderen Spieler
in eine High-End-Gamer-Soundkarte mit SuperDolbySurroundSatellitenSubwoofersystem
geschoben wird. Das ist die krasse Kehrseite, die nicht einmal unbedingt unüblich ist.
Im übrigen schafft kein Techniker beim Rundfunk, von wenigen Ausnahmen
abgesehen, seinen Sound für Hörer mit hochwertigen Anlagen. Vielmehr ist es
eben das Ziel, auch aus einer schwachbrüstigen Wiedergabeeinheit etwas
"großes" hervorzulocken. Das wäre ja auch nicht das Problem, wenn
a) es nicht bisweilen mehr als redlich übertrieben würde und
b) dieser Grundgedanke niemals in die Musikproduktion eingeflossen wäre.
Mein Tipp an den ambitionierten Soundtüftler aus dem Internetradio-Bereich: Gehe in die Studio- und Sendertechnik, wenn du es ernst meinst, ansonsten: Vergiss es.
Lieber Uli: Du bist Mitglied der IG Pro qualitativ hochwertiges Internetradio, richtig?
Zum einen gehört meiner bescheidenen Meinung nach ein angemessener Sound
unbedingt zu einem qualitativ hochwertigen Internetradio, denn jeder, der ein
öffentliches Programm produziert, hat auch eine gewisse Mitverantwortung für
die Gesundheit der Hörer. Das, was in locker 90% aller Fälle angeboten wird,
schädigt die Psyche, weil es die Hörer hörphysiologisch vergiftet - es stresst.
Das tückische an diesem Stress ist leider, dass der sich erst sehr spät manifestiert
und mit unendlichen anderen Überreizungen aus dem Alltag, denen man sich
teilweise überhaupt nicht entziehen kann, mischt. In der Summe kann also
keiner sagen, er sei krank, weil er besch.... Radio gehört hat. Und doch ist es
so, dazu gibt es sogar Untersuchungen.
Zu Inhalten und Moderationen auf dem Sektor ist damit noch nicht einmal etwas
gesagt - das soll auch gern außen vor bleiben. Ich sage ja auch niemandem:
Nur weil du das gut (bzw. besser) drauf hast, geh doch bitte zum Radio, ansonsten lass' es!
... aber ich fürchte, wir tun da den meisten Anwendern mit einem entsprechenden Lesetipp keinen Gefallen.
Wie ich bereits sagte: In dieser Form nicht. Die direkte Konfrontation mit dem
Vergleich hat sich zur Sensibilisierung bewährt. Und um noch mal auf den die
Wiedergabeanlage zurückzukommen:
Im direkten Vergleich erkennen selbst unkundige Hörer mit einem 128er MP3-Stream
aus dem Laptop-Lautsprecher erholsame Unterschiede, wenn sie einen Sound
geboten bekommen, der gewisse "Restdynamik" enthält und so stundenlanges,
ermüdungsfreies Zuhören möglich macht.