AW: Samstag, MDR Figaro: Wiederhören mit DT 64 zur Wendezeit
die Zeit von Frühjahr 1989
Warum ausgerechnet der Punkt? Da hätte ich jetzt eher an den Zeitpunkt gedacht, als es ein Vollprogramm mit eigener Frühsendung wurde. Was nicht vor Dezember 1987 geschah. Viel zu spät also.
Für keinen anderen Sender gingen für dessen Erhalt 100.000e auf die Straße. Auch nicht für das angeblich so gern gehörte Rias2, was zu der Zeit längst schon kalter Kaffee war.
Vor genau 20 Jahren war das noch Standardeinstellung im SKR 700, mitgebracht von den Zeitgenossen, deren Eltern die Kohle dafür hatten. Mit der Wende krähte dann in der Tat auf einmal niemand mehr danach.
Ich denke, das Phänomen lag schlicht darin, daß RIAS 2 ab ca. 1985, mit der großen Programmreform, halt das erste durchformatierte Popformat war. Da braucht man sich nichts vorzumachen.
Man kann auch lange philosophieren darüber was gewesen wäre, wenn am 07.09.90 Rias2 und nicht wie damals geschehen Rias1 auf fast alle Frequenzen des Programms geschaltet worden wäre. Vielleicht hätte die Abschaltung dann länger als 24 Stunden gedauert und der "Spuk" wäre eher vorbei gewesen...
Ich mache mal eine steile These auf: Der Deal von Singelnstein und Drück war der von zwei Männern, die beide für ihre Sender die Felle wegschwimmen sahen. Und Drück mag schon ohne sein zweites Programm kalkuliert haben.
Ansonsten ist eine spannende Frage, ob die, die sich damals aufgeregt haben, gern RIAS 2 als Ersatzprogramm genommen hätten. Ich wäre mir da nicht ganz so sicher, denn dazu unterschieden sich die Konzepte m.M.n. dann doch zu sehr.
Ab und an findet man noch bei Ebay das 1993 erschienene und inzwischen längst vergriffene "Buch zum Jugendradio" von Andreas Ulrich und Jörg Wagner. Eine durchaus selbstkritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Tun und dem Sender, auch vor 1989.
Und der Beitrag von Marion Brasch stimmt auch heute noch sehr nachdenklich. Mir erzähle keiner, das mit den Scheren im Kopf, über die man viel zu selten hinauswächst, sei Schnee von gestern.