Jein. Das ist nur zum Teil richtig. Selbstverständlich verbrauchen die "Bässe" den meisten Platz. Genau aus diesem Grund gibt es seit 1955 (lange her) die international genormte Schneidkennlinie nach RIAA. Beim Schnitt, das ist also letztendlich das, was dann rein mechanisch auf der Schallplatte landet, werden die Tiefen abgesenkt, die Höhen stark angehoben. Es ergibt sich dadurch auch ein Schnitt mit konstanter Amplitude. Aha - das ist wichtig!
Je nach dem gewählten Aufnahmepegel ergibt sich dann auch der nötige "Vorschub" des Schneidstichels. Und ja, wenn man die alsbald (bei 33 1/3 RPM in 1,8s) kommende "Maximalamplitude" eines Musikstücks kennt, kann man auch den Vorschub rechtzeitig anpassen und Platz auf der Platte sparen. Das nennt sich dann "Füllschriftverfahren".
https://de.wikipedia.org/wiki/Füllschriftverfahren
Grobe Faustformel für RIAA:
bei 20 Hz: -20 dB
bei 20kHz: +20dB
Mit dieser Schneidkennlinie gibt es nur ein Problem: Seit 1955 und dem späteren Aufkommen elektronischer Musikinstrumente ist der natürliche "Hochton-Anteil" in der (Pop-)Musik massiv angestiegen. Das beginnt schon in den 1950ern. Ich rede nicht von "Klirr". Die hohe Verstärkung der höchsten Höhen beim Schnitt war also schon bald etwas zu hoch dimensioniert. Das konnte 1955 aber kaum jemand ahnen.
Was machen wir nun?
Es gibt nur zwei Möglichkeiten, wenn man die RIAA-Schneidkennlinie nicht über Bord werfen will:
- Man senkt den Aufnahmepegel ab, damit die maximal erlaubte "Schnelle" nicht überschritten wird.
- Man bedämpft die Höhen beim Schnitt der Schallplatte - auch "dynamisch" (je nach "Hochtonanteil" in der Musik) zur Laufzeit. Und das ist GENAU DAS, was wir alle kennen.
Die "Masterbänder" (evt. noch mit 76cm/s aufgenommen, erst ab 1963 ging man auf 38cm/s...) aus den 50ern klingen definitiv "besser" als eine Vinyl-Single aus dieser Zeit. Vom Schnitt in MONO bei Singles rede ich jetzt gar nicht. So wie ich das sehe, haben wir alle eine etwas "verzerrte" Vorstellung von der technisch möglichen Aufnahmequalität aus dieser Zeit.
Ich kenne die entsprechenden Threads. Wir denken hier oft: Das ist eine "Neuaufnahme"!
Nee - muß nicht sein. Das kann auch nur das alte Mastertape sein, welches ohne EQ-Spielchen digitalisiert wurde und dann später (auch so) auf CD veröffentlicht wurde. Da sind dann mehr Höhen drin. Natürlich ist das dann ein richtiger "Klangschock"!
Soweit zur Technik. Ich muß nicht richtig liegen, bin mir aber mit meiner Einschätzung ziemlich sicher.
Was ich aber (als Oldiefan) absolut nicht mag, ist, wenn definitiv falsche oder anderweitig verhunzte Versionen im Radio gespielt werden!
Ich mag es auch nicht, wenn Titel unnötig "vorgecued" werden. Natürlich kann man das als DJ mal machen. Aber nicht immer.
Ich kann Euch jetzt also nicht sicher sagen, ob "Where Did Our Love Go" von den Supremes nur so (geschnitten) eingepielt wurde, um eine Werbung kurz vor den Nachrichten zu verdecken. Diese Werbeblocks sind relativ neu...
Aua: Ich tausche "Werbeblocks" gegen "Werbeblöcke". Sorry...