DAB+: Warum kann nicht jeder Sender mit einheitlicher Tonqualität senden?

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Auch bei 120 kbps LC-AAC merkt man es teils noch, siehe hr1. Andere Programme (SWR) sollen hingegen sauber gewesen sein bei identischer Brutto-Bitrate und ebenfalls LC-AAC. Das wirft zuerst die Frage nach der Menge an abgezeigten XPAD-Daten (Slideshow) auf. Die soll wohl ähnlich sein, auch die Superframes hatten ähnliche Struktur. Damit bleibt im Unklaren, was SWR und hr unterscheidet. Man müßte mal einen Blick auf die verwendeten Codecs und deren Parameter werfen...

Es gab da noch einen Zusammenhang mit der Samplerate, also ob 32kHz oder 48kHz im Einsatz waren, aber genau bring ich das nicht mehr zusammen.
Ob es diesbezüglich bei hr und SWR überhaupt einen Unterschied gab, entzieht sich meiner Erkenntnis. Heute sind die imho mit identischen Parametern auf Sendung.
 
@Radiowaves

Das klingt ja schon grausig mit solchen Empfängern. Da sind ja 72kbps immernoch besser mit solchen Geräten. Was ist denn eig. der Unterschied zwischen LC- und HE-AAC? Mir fällt nur manchmal auf das LC-AAC Programme besser klingen als HE-AAC auch mit niedrigen Bitraten. So auch BuergerMedienBW im 11B-Mux in Baden Württemberg. Die klingen erstaunlich anders (aber super) für 72kbps als die andern 72er, nenn ichs jetzt ma,l in HE-AAC.
 
Der AAC-Codec ist mehrstufig aufgebaut. Grundlage ist der LC-Codec (LC wie "low complexity"). Der bearbeitet das komplette Audiosignal breitbandig - als von den niedrigsten bis zu den höchsten Frequenzen - und unterzieht es der Datenreduktion. Das funktioniert super bei Bitraten oberhalb 100 kbps und mit dem Fraunhofer-Coder (lag den letzten Versionen des Winamp bei) kann man in 96 kbps LC-AAC eine Audioqualität erreichen, die in etwa der von 192 kbps MP2 entspricht, also dem uralt-DAB-Standard aus der "Gründerzeit" oder dem Standard der UKW-Zuführung von DKultur.

Vor dem eigentlichen Codec kann z.B. ein Tiefpass sitzen, der die Höhenwiedergabe auf ein der Bitrate angepasstes Maß sinnvoll begrenzt, also z.B. bei 96 kbps lieber bei 15 kHz Schluß macht und 15 - 20 kHz draußen lässt, statt dort unnötig Bitrate zu investieren, die man besser für die saubere Codierung des Bereichs unterhalb 15 kHz einsetzen sollte. Damit hat man "UKW-Frequenzgang", den aber mit nur wenig Artefakten.

Geht man mit der Bitrate immer weiter runter, wird es irgendwann eng, die Bitrate reicht nicht mehr aus, daß der Coder einen noch als sauber erkennbaren Output produziert. man könnte nun noch weiter die Höhen beschneiden, aber dann wird es spürbar dumpf und das wird genau wie Artefakte von vielen Menschen als Qualitätsmangel erkannt.

Hier setzt der erste "Nachbrenner" von AAC an: die Spektralbandreplikation (SBR). Man schneidet die Höhen gleich radikal weg, bevor man das Audiosignal in den LC-AAC-Coder gibt. Zum Beispiel bei 11,5 kHz oder 10 kHz oder 8 kHz. Je niedriger die zugestandene Bitrate, umso tiefer schneidet man weg. Das klingt nun definitiv dumpf, aber der LC-Codec-Kern muß sich nur noch um dieses geringere Frequenzspektrum kümmern und kann das auch bei der geringen Bitrate mit ausreichender Präzision. Weil die Höhen nun z.B. bei 11,5 kHz oder 10 kHz abgeschnitten werden, braucht man auch nicht mehr die vollen 48 kHz Abtastrate (Frequenzgang theoretisch bis knapp 24 kHz möglich), sondern halbiert die Abtastrate. Da kommt also erst der Tiefpaß und schneidet die Höhen weg, danach kommt eine Abtastratenwandlung auf 24 kHz (bei 48 kHz Systemtakt) bzw. 16 kHz (bei 32 kHz Systemtakt, eher selten, aber es gab DAB-Programme mit nur 32 kHz Abtastrate). Danach folgt der nun auf halber Abtastrate laufende LC-Coder.

Und was ist mit den Höhen? Die kann man einigermaßen (aber nicht wirkllich gut) auf Empfängerseite durch "Hochtransponieren" des übertragenen Grund- und Mitteltonbereiches mittels mathematischer Methoden simulieren. Das nennt man Spektralbandreplikation, es basiert auf der Erkenntnis, daß die Höhen einen Zusammenhang zum grund- und Mitteltonbereich haben. Zusätzlich schickt man noch vom Coder aus eine Art "Steuersignal" mit, mit dessen Hilfe der Decoder die "Fake-Höhen" besser (originalgetreuer) hinbekommt. Die Kombination aus LC-Codec für den Grund- und Mitteltonbereich und replizierten "fake-Höhen" nennt man HE-AAC ("high efficiency").

Man erkennt HE-AAC daran, daß beim Umschalten auf ein solches Programm die Höhen anfangs oft kurz fehlen und dann nach 1/4 bis 1/2 Sekunde kommen sie dazu. Solange wird empfangen und gerechnet. Und man erkennt HE-AAC daran, daß es diesen "schabenden", "schmirgelnden" Klang gibt.

Hier Radio BeO (Schweiz) während ihres DAB-Versuches. Das waren 64 kbps HE-AAC brutto, zuerst mal nur der LC-Codec-Kern:

BeO - HE-AAC mit 64 kbps - Frequenzgang Kern-Codec.png

... und hier mit den "Fake"-Höhen aus der Spektralbandreplikation:

BeO - HE-AAC mit 64 kbps - Frequenzgang Kern-Codec + SBR.png

Alles ab 9 kHz ist Fake!

Vermutlich (einen Nachweis habe ich nicht) kommt der besonders üble HE-AAC-Klang immer dann, wenn ein (UKW-)Multibandprocessing vorgeschaltet ist. Die sich ständig dynamisch ändernden spektralen Anteile im Grund- und Mitteltonbereich (durch Mehrband-Kompression und dynamischen EQ) machen es offenbar schwer, halbwegs sauber den Hochtonbereich zu faken.

HE-AAC war für DAB unter 96 kbps gedacht, aber damals hatte man auch nur ca. 1 kbps für Slideshow in Planung. Heute gibt es teils Slideshow mit 8 kbpy und mehr, entsprechend weniger bleibt für Audio. Deshalb und wegen des LC-Bugs mancher Empfänger ist HE-AAC heute auch bei 112 kbps (DKultur) und 120 kbps (Saarland) zu finden.

Die nächste "Eskalationsstufe" bei noch niedrigerer Bitrate ist dann der Trickbetrug mit den Stereokanälen, "Parametric Stereo" genannt. Das ist dann die Kombination LC-AAC + SBR + PS.
 
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HE-AAC zu decodieren ist offenbar auch eine höhere Kunst. Hier scheitert beispielsweise ein Satreceiver aus deutscher Entwicklung und Fertigung eindrucksvoll daran, mit aktueller Software:

Frequenzgang NRK-Radio (4,8East) HE-AAC LaSAT V.0241a.png

Das wären 64 kbps HE-AAC gewesen via 4,8° Ost, der neue Mager-Radiostandard der norwegischen NRK. Einstmals hatten die 192 kbps MP2...

Man sieht: bis 10 kHz der LC-Kerncodec. Doch statt die Spektralbandreplikation auszurechnen und diesen Teil des Spektrums hinzuzuaddieren, hat man es nichtmal fertiggebracht, die Spiegelfrequenz-Produkte zu filtern. Was wir hier ab 13,8 kHz sehen, ist gespiegelt (mal den exakten Verlauf beachten mit allen Zacken!) der LC-AAC-Output. Der gehört dort natürlich nicht hin. Warum er etwas "bergab" verläuft, kann ich nicht sagen. Das war eine Aufnahme am Analogausgang des Satreceivers, um zu klären, warum das so übel kaputt klingt. Das sauber decodierte HE-AAC (z.B. via Winamp) der NRK klingt schon schlecht, aber das da... :D

Immerhin kann dieser Receiver überhaupt Audio aus AAC erzeugen. Mein Haupt-Receiver (ein "amtlich" für HD+ freigegebenes Gerät aus dem Jahre 2011, HD+ Karte liegt ohne je Strom bekommen zu haben unbenutzt im Schrank) bleibt komplett stumm.
 
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Eben. Die Industrie, deren Absatzmöglichkeiten an einem mehr als gesättigten UKW-Markt scheitern, braucht neue Äcker, um neue Millionen zu scheffeln. Es gibt keinen anderen Grund.
 
Und warum scheffelt ihr nicht ganz einfach mit? Habt ihr immer noch nicht begriffen dass ihr mit eurer sturen Verweigerungstaktik auf einem sinkenden Kahn sitzt? Alternative Einnahmequellen habt ihr ja kaum, Pro7Sat1 beispielsweise verdient sein Geld zu großen Teilen mit Vergleichsportalen und Dating-Seiten.

Ich glaube die meisten von euch haben den Ernst der Lage verstanden und basteln im Geheimen schon an einer knallharten Exit-Strategie, aber nach außen hin gibt man sich weiterhin cool und unbeugsam. Leider habt ihr jahrelang die Hände in den Schoß gelegt, jetzt dürften andere den digitalen Markt abgrasen.

Man erkennt HE-AAC daran, daß beim Umschalten auf ein solches Programm die Höhen anfangs oft kurz fehlen und dann nach 1/4 bis 1/2 Sekunde kommen sie dazu. Solange wird empfangen und gerechnet. Und man erkennt HE-AAC daran, daß es diesen "schabenden", "schmirgelnden" Klang gibt..

Über kurz oder lang kommt man um höhere Bitraten nicht herum. Wer allerdings jahrzehtelang Optimod-Müll schluckte, wird auch HE-AAC klaglos akzeptieren. Audiophile werden vorläufig einen Bogen um DAB machen, aber das gilt natürlich auch für UKW.
 
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Eben. Die Industrie, deren Absatzmöglichkeiten an einem mehr als gesättigten UKW-Markt scheitern, braucht neue Äcker, um neue Millionen zu scheffeln. Es gibt keinen anderen Grund.
Je nach "Stakeholder" gibt es die unterschiedlichsten Interessen an DAB. Klar, die Geräteindustrie will verkaufen, doch dürfte das mit anderen Geschäftsfeldern im Bereich IT-Spielzeug (inkl. Internetradio) auch gut möglich sein. D-Radio will/muß/soll von den hohen Kosten der vielen Klein- und Kleinstsender runter (DLF hat 143 UKW-Standorte, DKultur hat 162 UKW-Standorte!). Die ARD-Anstalten wollen die auf UKW geltenden Expansions-Beschränkungen umgehen und irgendwann wohl am liebsten auch Spartenkanäle für Wetterbericht mit gutem Wetter und Wetterbericht mit schlechtem Wetter starten, um ihrem "Auftrag" nachzukommen.

In anderen Ländern gibt es handfeste Gründe, z.B. in Norwegen, woe die UKW-Versorgung völlig anders aussah als wir sie kennen und wo man froh ist, nun wenigstens mobil das Angebot der NRK empfangen zu können (bei allerdings schäbiger Bitrate).

Und es gibt tatsächlich Hörer in Deutschland, die heute schon von DAB profitieren. Beispielsweise in bayern, aus den unterschiedlichsten Gründen von "mein Programm dabei und auf UKW nicht" bis "endlich mobil anständiger Empfang".

Und warum scheffelt ihr nicht ganz einfach mit? Habt ihr immer noch nicht begriffen dass ihr mit eurer sturen Verweigerungstaktik auf einem sinkenden Kahn sitzt?
Da bin ich mir in Deutschland immer noch nicht so sicher. Wenn die großen Privaten das Thema aussitzen, werden die Öffis kaum von UKW runtergehen können. Siehe Analogabschaltung auf Astra - gegenseitige Verzögerungstaktik, weil keine der beiden Seiten auf die darüber erzielte Reichweite verzichten wollte.

Über kurz oder lang kommt man um höhere Bitraten nicht herum. Wer allerdings jahrzehtelang Optimod-Müll schluckte, wird auch HE-AAC klaglos akzeptieren.
Und deshalb kommt man darum herum. Das Volk frisst mehrheitlich diesen Müll und die, die damit Probleme haben, sind zahlenmäßig irrelevant. Seit wann hätten Kunst, Kultur und generell Schönes (dazu gehört auch gute Klangqualität) in diesem Land eine gesellschaftliche Bedeutung? Die Zeit, in der man sich im Rundfunk mit der Qualitäsverbesserung befasste, war in den 1950er bis frühe 1990er Jahre. Letztlich würde es genügen, nur die "gehobenen" Angebote mit hoher Bitrate auszustatten. Teils ist das ja auch so bei den ARD-Anstalten, teils jedoch auch nicht.

Audiophile werden vorläufig einen Bogen um DAB machen, aber das gilt natürlich auch für UKW.
Seit wann machen Audiophile einen Bogen um UKW? Gerade dort... so schön wohlig-warmer analoger Klang (...mit einer Zuführung via 23,5° ost in 192 kbps MP2 und keiner wills gemerkt haben)... ;)
 
Seit wann machen Audiophile einen Bogen um UKW? Gerade dort... so schön wohlig-warmer analoger Klang (...mit einer Zuführung via 23,5° ost in 192 kbps MP2 und keiner wills gemerkt haben)... ;)
Vielleicht bräuchten die DAB-Radios einfach einen nachgeschalteten "Analogisator", der den sterilen Digitalklang um ein leichtes Hintergrundrauschen und gelegentliches Knacksen ergänzt, der gezielt bestimmte Frequenzbereiche für wohlig warmen Klang anhebt, die viel zu dominanten Höhen etwas absenkt, und das viel zu breite Stereo wieder ein Stück weit in die Mitte zieht. Voila!

Und für die Mittelwellenfans unter uns noch ergänzt um einen zusätzlichen Fading-Generator, 9kHz-Nachbaträgerpfeifton-Simulator sowie einem Simulator für atmosphärische Störungen. Praktischerweise kann man sich hier auch gleich das Dekodieren der ohnehin unnötigen SBR-Höhen von HE-AAC ersparen. :D

Mal im Ernst: man sollte mal das Ergebnis eines 72kbps oder 120kbps DAB+Radiosenders auf analoge Schallplatte pressen. Wäre interessant, was da bei Hörtests heraus käme...
 
DAB+ klingt schlecht und ist bei weiter sinkendem Radiokonsum auch überflüssig. Eingeführt aus rein wirtschaftlichen Gründen, genauso wie DVB-T. Das ist der einzig wirkliche Grund.

Und das Ding ist auch: Man bemüht sich nicht es besser zu machen (manche schon aber das sind Einzelfälle).
Kapazitäten im Mux reichen nicht wegen 864 CU maximum. Warum erweitert man diese Zahl nicht eif. auf das doppelte oder 3-fache. Dann könnte jeder der Privaten im Bundesmux mit 96-144 kbps senden. Auf SAT passen doch auch 30 Programme zu 128-192kbps (allerdings in MP2) in ein Paket rein. Bestes Beispiel: das französische Bouquet CSAT hat über 30 Radiosender auf 12363 MHz vertikal drin. Und fast jeder hat ne Bitrate von 192 kbps. Warum geht dass denn nicht so auch auf DAB+?
 
Auf SAT passen doch auch 30 Programme zu 128-192kbps (allerdings in MP2) in ein Paket rein. Bestes Beispiel: das französische Bouquet CSAT hat über 30 Radiosender auf 12363 MHz vertikal drin. Und fast jeder hat ne Bitrate von 192 kbps. Warum geht dass denn nicht so auch auf DAB+?
Bandbreite 1 DAB-Kanal: 1,536 MHz
Bandbreite 1 Astra-Kanal: 36 MHz (Übertragungskapazität: etwa 40 Mbps)
Bandbreite gesamtes DAB-Band III (Kanal 5A bis 12D): 56 MHz

Rechnen kannst Du selbst, oder?
Für Deinen Wunsch müsstest Du die DAB-Kanäle 5A bis 10A (=21 Kanäle) zusammenlegen, das entspricht ungefähr den 36 MHz eines Astra-Transponders...
 
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Das gibt die spektrale Effizienz in Verbindung mit der Kanalbandbreite nicht her.

Auf DVB-C (Kabel) packt man in 256QAM bei einer Symbolrate von 6900 kSymb/s ca. 50 MBit/s in einen 8 MHz breiten Kanal. Also ca. 6 Bit/Hz spektrale Effizienz (abhängig davon, ob man "mega" mit 10^6 oder 2^10 versteht). Auf DAB hat man eine Kanalbreite von ca. 1,54 MHz (4 Blöcke passen nebst Schutzabstand in einen 7-MHz-Kanal im Band III) und bringt darauf bei mittlerem Fehlerschutz (EEP3-A) ca. 1152 kBit/s Nutzdaten unter. Das ist eine spektrale Effizient von nur ca. 0,8!

Dieser riesige Unterschied kommt durch die hohen Anforderungen an DAB/DAB+, gegen allerlei Arten von Störungen immun zu sein. Das Signal soll gegen Mehrwegeempfang (Reflexionen, Laufzeitunterschiede im Gleichwellennetz) stabil sein, es muß Dopplereffekt (Frequenzverschiebung) beim Autofahren abkönnen, es muß Fading abkönnen - für all das hat man Lösungen, die in Summe derbe viel Datenrate kosten. Vom Brutto bleibt bei soviel "digitaler Luftpolsterfolie" nicht mehr viel Netto. Im Kabelnetz ist die Ausbreitung wesentlich sicherer, da kann man derbe Datenraten fahren.

Eine Verdoppelung der CU ist einfach machbar: überall eine zweite DAB-Bedeckung aufbauen mit gleichem Abdeckungsgrad wie die vorhandene. Kostet halt bloß das doppelte, falls es überhaupt frequenzmäßig koordiniert werden kann. Zahlen wills am Ende keiner, weder der Privatfunker noch die GEZ-Zahler bei den Öffis.

Eine Halbierung der Programmzahl schlage ich ganz ketzerisch vor. Wenn das Gedudel eh immer fast gleich ist, kann man die Zahl der Programme auch reduzieren zugunsten echter Qualität und echter Vielfalt. Deutlich ernstgemeinter ist mein Vorschlag, die unsäglichen Mehrfachverbreitungen einzelner Programme wegen weniger Minuten Regionalisierung einzustellen bzw. Regionalmuxe aufzubauen. In Mitteldeutschland könnte man z.B. mit je einem Landesmux und 3-4 Regionalmuxen je Land (die in Summe das Land wieder abdecken) den MDR komplett in mindestens 112 kbps HE-AAC (Unterhaltungsfunk) und 144 kbps LC-AAC (MDR Kultur, MDR Klassik) fahren und dazu noch allen Privaten je 96 kbps HE-AAC geben und dann wäre noch Platz für weitere Programme, vor allem, wenn man die Regionalmuxe dünner ausstattet und stattdessen auf EEP2-A ginge.

Nun war @iro schneller, er hat dafür die Sat-Zahlen. Eine Ergänzung noch dazu: mit 8PSK statt QPSK und höherer Symbolrate kann man weit höhere Datenraten auf Sat erreichen. Der berüchtigte Transponder 73 mit seinen 8PSK / 27500 / 3/4 bringt es schon auf 60 MBit/s und läßt sich deshalb nicht als ganzes auskabeln. Sky zieht dort künftig sinnvollerweise Programme zusammen, die nur Sat-Freischaltung bekommen, in Kabelnetzen also offiziell (mit Kabel-Karte) nicht zu haben sind. Die für Auskabelung vorgesehenen Transponde rhält man deswegen auf knapp unter 50 MBit/s. Man kann noch mehr: auf Astra 23,5° ost gibt es nun Transponder mit 64 oder 65MBit/s, ich kenne ihre Bandbreite aber nicht.

Zum Selber-Basteln: http://www.saschateichmann.de/dvb-s.html und http://www.saschateichmann.de/dvb-t-hf.html - damit arbeiten selbst die Kollegen vom IRT.
 
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Schön erklärt, Radiowaves! Eine kleine Ergänzung, DAB(+) benutzt die "ultrastabile" Pi/4-shift-DQPSK, welche nur zwei Bit kodieren kann. Ideal für die schwierigen Bedingungen eines Mobilkanals, aber deshalb auch relativ schlecht was die Spektrumseffizienz angeht.
Für die Schlechtredner von DAB+ hier: Ungeachtet all der Umstände und politischen Fehlentscheidungen bezüglich DAB, es ist ein "perfektes" System für mobilen Empfang (Stichwort COFDM = Mehrträgerverfahren) inklusive einer relativ hohen Empfindlichkeit (wenig Sendeleistung im Vergleich zum alten FM). Wenn es "schlecht" klingt, ist das eine Sache der falschen Parametrisierung (zu kleine Bitrate/Programm), nicht eines fehlerhaften Systems an sich! Und die Sache mit den Codecs und den Gleichwellennetzen kann man in den Griff kriegen. Im Vergleich zum Uralt-FM benötigt DAB halt ein "feineres Händchen", aber wenn alles korrekt geplant und installiert wurde, ist es einem FM-modulierten Signal weitaus überlegen hinsichtlich der Empfangsstabilität. FM (UKW) wurde für Dachantenne geplant, nicht für den Mobilempfang und das merkt jeder, der in den Mittelgebirgen unterwegs ist.
 
Für die Schlechtredner von DAB+ hier: Ungeachtet all der Umstände und politischen Fehlentscheidungen bezüglich DAB, es ist ein "perfektes" System für mobilen Empfang (Stichwort COFDM = Mehrträgerverfahren) inklusive einer relativ hohen Empfindlichkeit (wenig Sendeleistung im Vergleich zum alten FM). Wenn es "schlecht" klingt, ist das eine Sache der falschen Parametrisierung (zu kleine Bitrate/Programm), nicht eines fehlerhaften Systems an sich!
Das kann ich nur unterschreiben!

DAB war bei "6 x 192 kbps" klanglich für Mobilempfang herausragend und auch noch "wohnzimmertauglich". Nach dem ersten Gier-bedingten "Missbrauch" des Systems (Stereoprogramme mit 128 kbps MP2 oder gar noch weniger bzw. Wiedereinführung der Monoübertragung von Musikprogrammen) war davon nichts mehr übrig. Mit 128 kbps LC-AAC hätte man bei sparsamster Verwendung von XPAD wieder beinahe Anschluß an das einst vorgesehene Niveau finden können, doch die Gier war wieder einmal größer und nun haben wir halt Real-DAB+ mit meist 96 kbps HE-AAC oder weniger. Dem System an sich ist das nicht anzulasten.

Klar, man hätte es mit mehr Nutzdatenrate je Paket entwickeln können, doch das hätte entweder Empfangssicherheit gekostet oder die Kanalbreite erhöht. Und es hätte die Koordinierung von Paketen erschwert sowie die Effizienz verringert für bestimmte Anwendungen (Regionalmuxe). Es ist immer noch freigestellt, durch weitere Bedeckungen und/oder intelligente Regionalmux-Strukturen sowie Kooperation von öffentlich-rechtlichen und privaten Veranstaltern innerhalb der Muxe die Qualität auf ein annehmbares Niveau zu bringen. Wenn es gesellschaftlich und/oder politisch nicht gewollt ist, wird es freilich auch nichts. Das Problem "Masse statt Klasse" haben wir in allen Bereichen unseres Lebens: kurze Haltbarkeit von Produkten, schnelle Produktzyklen, Modetrends, Unverbindlichkeit in Aussagen, Unverbindlichkeit in Partnerschaften. DAB ermöglicht im gegensatz zu UKW nun halt auch "Masse statt Klasse" und dann wird es halt so genutzt.

Meine Fantasie ist nur überfordert zu erklären, warum beim DVB-T2 Fernsehen, der die dreifache NutzDatenrate hat, im Vergleich zu DAB+ Radio, niemand am Ton sparen möchte? Bzw. warum ein anständiger Ton beim Radio unbezahlbar sein soll??
Da ist nicht nur Deine Phantasie überfordert. Das verstehen viel mehr Menschen nicht. Die einzigen, die ich kenne, die es verstehen, sind keine "Radiofans" mehr, sondern haben diese verwesende Institution weitgehend hinter sich gelassen und sagen "ist halt nur Radio".
 
Der Hase läuft durchaus in die richtige Richtung, gerade ist man dabei die Massen für das DAB-Projekt zu sensibilisieren und zum Kauf digitaler Empfangsgeräte zu animieren. Die Umstiegswilligen stellten nie höchste Ansprüche ans Empfangsmedium, sonst hätten sie nicht so lange bei der Ultrakurzwelle ausgeharrt - vielmehr fühlen sie sich vom banalisierten und inhaltlich eingeebneten Gegenwartsradio nicht mehr repräsentiert.

Eine beachtliche Anzahl neuer Musikangebote mit pointiertem Zuschnitt markiert den Übergang in ein neues Radiozeitalter, das natürlich auch eine größere Anzahl gut sortierter wie schmalbrüstiger "Festplattendudler" hervorbringen wird, die aber wichtig sind, weil sie das Genrespektrum erweitern und die Digitalplattform in den Augen der ohnehin wenig verwöhnten deutschen Radiohörerschaft erheblich aufwerten. Neben einer guten Rundumversorgung mit Flächensendern und Infoprogrammen erhält der Hörer nun auch noch eine stattliche Anzahl scharf konturierter Musikwellen, die ihn zum Verweilen einladen und die von unbeweglichen Machtblöcken mit Hit- und Oldieklonen zugepflasterte Ultrakurzwelle als Auslaufmodell erscheinen lassen.

In den nächsten Ausbaustufen müssen im Zuge einer wellenpolitischen Flurbereinigung und hilfreicher regulatorischer Erleichterungen zwingend weitere Multiplexe folgen, die die verfügbare Gesamtbandbreite erhöhen, das durchschnittliche Kostenniveau absenken und Menschen mit Qualitätsansprüchen genauso überzeugen wie die vielen Brüllwürfel-Eigner, denen das Angebot nicht passt, weil sie als Zielgruppe hinten runter fallen (notabene - wir reden von der überwältigenden Mehrheit der Radionutzer).
 
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Jetzt steht hier bei ukwtv.de, ich glaub ich seh nicht recht, (http://www.ukwtv.de/cms/deutschland-dab/sachsen-anhalt-dab.html#S-ANHALT) dass sich da angeblich ein Paar Privatsender in Sachsen Anhalt über 100 kbps leisten können. Stimmt das? R. Brocken mit 104 und 89.0 RTL mit 112 kbps. Haben die anscheinend das nötige Geld für den guten Sound da? Damit ist man ja dem MDR schon vorraus. Warum kann das mit der Soundqualität denn nicht auch anderswo so sein. wie z. B. hier in BaWü wo ja manche grauenhaft übersteuern und anscheinend auch der Modulstionshub maßlos überschritten wird.
 
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Das liegt einzig und allein daran, weil sie für regionale Werbung und Nachrichten die Datenrate splitten, was automatisch so jede halbe Stunde passiert

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Wenn ich mich recht erinnere war SAW da ja auch mal in 120. War entteuscht dass die wieder auf 88 reduziert haben als ich mal in Leipzig war. Die klangen mit 120 damals als einziger Privatsender (zusammen mit ROCKLAND und 1A Deutsche Hits) in Deutschland auf DAB+ so gut. Wenn ich mal wieder in der Region bin mach ich mir mal selbst ein Bild vom Sound
 
Bitteschön: einmal NRK Klassisk von Satellit (64 kbps HE-AAC) sauber konvertiert in 192er MP3. Und einmal das Kinderkirmes-Programm NRK mP3 (!!!) nach der gleichen Methode umgepackt. Der klirrig-matschende Sound kommt vom ursprünglichen HE-AAC. 64 kbps sind es brutto, netto bleiben bei DVB-S etwa 63 kbps übrig. Ein DAB-Programm, das das als Netto-Audiobitrate hätte und dazu 2-4 kbps Slideshow (also nicht viel), käme damit auf ca. 72 kbps DAB-Bruttobitrate. Sollte also dem Bundesmux in etwa vergleichbar sein, wobei wohl weitere Unterschiede aufgrund der Frame-Länge existieren.

Mal bitte bei NRK Klassisk vorne zwischen ca. 4 und 5 Sekunden ein NF-Spektrum machen und staunen über die Löcher, die da entstehen.

NRK Klassisk 64 kbps HE-AAC.png

So scharf, wie diese Löcher sind, sind die nicht natürlichen Ursprungs. Und die Spektralbandreplikation repliziert brav auch das Loch. Aber bei 16 kHz ist das dann tatsächlich nicht mehr relevant. Relevant hingegen ist das Loch vorne bei 10 kHz, es klingt topfig. Und natürlich der elendig flirrig-klirrige Klang der Streichinstrumente

Und einmal wunschgemäß der kaputte Output eines Satreceivers, der kein HE-AAC decodieren kann. Er macht mono draus und spiegelt den LC-Output an einem Viertel der Abtastrate. Wer in den obersten Höhen nichts mehr mitbekommt, hört halt einfach nur dumpf und in mono. Jugendliche dürften sinnloses Gefiepse hören.
 

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  • NRK Klassisk - DVB-S (4,8East) - 64 kbps HE-AAC.mp3
    1,5 MB · Aufrufe: 15
  • NRK mP3 - DVB-S - 64kbps HE-AAC.mp3
    1,3 MB · Aufrufe: 12
  • Frequenzgang NRK-Radio (4,8East) fehlerhaftes HE-AAC-Decoding.mp3
    746,9 KB · Aufrufe: 12
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Klingt aber immerhin besser als Klassikradio hier auf dab+
Aber bei der Popmusik..... ich weis nicht. Klingt schlechter als originale Decodierung.

Ich glaub irgendwann sind von jedem die Ohren versaut wenn man so weitermacht mit der Datenreduktion.
Aktives Hinhören ist dann (leider) nicht mehr
 
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Habs mir nochmal genauer angehört. Nach der kurzen Moderation bei NRK Klassisk klingts doch schon ziemlich kratzig.

Eine Frage hätt' ich aber noch:

Gibt's ein Tonformat was mit 72kbps etwa den Sound macht, den wir bei etwa 128kbps aac bekommen. Und mit 96 den 144er-Klang erzeugt? Wenn ja, wäre DAS eindeutig bestens für DAB+ geeignet. Dann hätte kein Sender mehr diesen schrebbelnden Fake-Höhen-AAC-Sound.
 
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