Veranstaltungstip zur Leipziger Buchmesse: "Vom Zuhörradio zum Begleitprogramm"

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Radiowaves

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"Man nehme ein paar französische Chansons, eine Portion zart behauchten Nordic Pop, eine Handvoll barocke Tanzsätze, eine Prise der bekanntesten Chopin-Etüde, ordentlich abgeschmeckt mit Folk- und Singer-Songwriter-Balladen, einem Spritzer Fado und einigen Beatles-Evergreens. Fertig ist der musikalische Ohrenschmaus im Tagesprogramm von MDR Kultur und anderen öffentlich-rechtlichen Kulturradios der ARD. Klingt lecker? Ist es bestimmt! Aber bestellen Sie sich täglich Gericht B4 beim Asia-Imbiss nebenan?"

Öffentlich-rechtlicher Kulturfunk in der Fast-Food-Falle. Ein Buch von Henriette Pfaender. Lesung mit Musik, am 24.3. um 18 Uhr im Grassi-Museum für Musikinstrumente in Leipzig.

Weitere Infos unter http://mfm.uni-leipzig.de/dt/veranstaltungen/termine/5156105507_2017.php und auch bei Kai Ludwig, der noch eine pikante Überschrift aus dem Buch parat hat:

http://www.radioeins.de/programm/sendungen/medienmagazin/radio_news/beitraege/2017/nmz_pfaender.html
 
Dafür wäre ich gern 80 km nach Leipzig gefahren, der Nachtdienst vereitelt das aber. Sehr schade, man kann das Buch zwar irgendwann erwerben, hätte bei der Lesung aber vielleicht Menschen, deren Bedürfnisse nach Kultur offenbar nicht beratertauglich sind, treffen können. Eine rarer werdende Spezies in Zeiten, in denen offen der Abriss des Komplexes an der Nalepastraße gefordert wird und wo Leute, die Vergangenes betrauern reflexartig den Ewiggestrigstempel bekommen.
 
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Abriss Nalepastraße? Ja, klar, was dort inzwischen passiert, grenzt an heißen Abriss, denn für eine solche Nutzung sind diese Räume nicht konzipiert , aber Forderungen nach einem echten Abriss kenne ich noch keine, zumindest nicht für Block B und A (für E und E-T hielte ich es angesichts des erreichten Zustandes für plausibel). Das muss aber nichts heißen, dieser grenzenlos enthemmten Gesellschaft traue ich inzwischen einiges zu, bis hin zur Bücherverbrennung. Da kommts auf anderweitige Kulturvernichtung gleich gar nicht mehr an.

Ich bin auch gerade gefragt worden, ob ich zur Lesung gehen würde. Nein, werde ich nicht. Ich kann nicht mehr garantieren, genug Kraft aufzubringen, im Angesicht von Söldnern des Kapitalismus, die ihrem Job der Kulturvernichtung nachgehen, friedlich zu bleiben. Und den Gefallen, mich dort strafbar zu machen, den tue ich ihnen nicht. Aber schade, denn Theo Geißler hätte ich schon gern mal kennengelernt und nicht nur aus "taktlos" auf BR Klassik in angenehmer Erinnerung behalten.

Die Kapitalisten haben doch sowieso immer Recht und die, die sie kritisieren, sind hoffnungslose Spinner. Solange diese Gesellschaft so bleibt, solange muß man sich da auch nicht mehr bemühen. Die Wände einer Gummizelle reflektieren bekanntlich auftreffende Impulse.
 
@Radiowaves
Könntest du bitte, deinen Schmerz über den Verlust deiner 'heißgeliebten DDR' entsprechend kennzeichnen!? Inzwischen wird dieses Forum nur noch von Leuten mißbraucht, die der Meinung sind, dass früher alles echt "irgendwie war, egal wie..."!
 
der frevelhafte Umgang mit dem Studiokomplex in der Nalepastraße ist ein Skandal. Aus rundfunkgeschichtlicher Sicht, aus architektonischer Sicht, aus politisch-historischer Sicht.

@RTELLA
"Inzwischen wird dieses Forum nur noch von Leuten mißbraucht, die der Meinung sind, dass früher alles echt "irgendwie war, egal wie..."

Wir erleben einen medialen Wandel, dessen Ergebnisse in ein paar Jahren wir uns nicht einmal ansatzweise vorstellen können. Ich würde mir wünschen, dieses Forum wäre von Leuten bevölkert, die qualifiziert und begründet Tendenzen aufzeigen könnten, wohin die Reise geht. Dazu sind hier die Allerwenigsten in der Lage. Solange das aber nicht der Fall ist, freue ich mich über Leute, die einen leicht nostalgischen, aber kenntnisreichen Blick haben. Btw, es gibt hier auch genügend Leute, die den alten dritten Programmen von SWF, SDR und SFB hinterhertrauern. In anderen Fäden wird die Rückkehr von Thomas Gottschalk ins Radio ernsthaft diskutiert...
 
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@RTELLA: danke für die Vorlage! Genau so - mit der Gleichsetzung von "Kultur" mit "DDR" - haben schon 1990 die neuen Herrscher im Land argumentiert. Und damit ausgerechnet die Menschen diskriminiert, die heute in Ostdeutschland weitgehend fehlen, wodurch es erst zu den katastrophalen gesellschaftliche Zuständen kommen konnte, die sich heute in vielen ostdeutschen Provinzen zeigen. Da, wo man gegen das örtliche Theater demonstriert und zum Boykott aufruft, weil sich die Theaterleute erdreisten, den Alltagsrassismus nicht mitzutragen. Da, wo Opernsänger vorziehen, den Vertrag nicht zu verlängern, weil sie sich nicht mehr sicher fühlen in unmittelbarer Nachbarschaft ihres Opernhauses. Da, wo alles bekämpft wird, was auch nur ansatzweise nach Zukunftsfähigkeit aussieht.

Man könnte glatt auf die Idee kommen, das geistig-kulturelle Ausbluten Ostdeutschlands, das mit dieser "Kultur? Hau drauf, kommt aus der DDR!"-Methode effizient betrieben wurde, wäre Absicht gewesen. Aber soweit mag ich jetzt gar nicht gehen, da ich die, die es am massivsten betrieben haben, für nicht dazu in der Lage einschätze, die Folgen ihres Tuns vorab erkannt zu haben. Die wollten einfach nur an die Macht und da war ihnen jedes Mittel der Diskriminierung und Demütigung recht.

Und weil das so abgelaufen ist, wollen manche Leute die DDR zurück oder setzen sich, weil sie wissen, daß dieser Wunsch irre wäre, "wenigstens" für eine Zerstörung des bestehenden Systems ein, leider meist natürlich hin zum leichter erreichbaren Ziel: der Destruktion, die uns als "Alternative" verkauft werden soll. Ich habe Rundfunk-Kulturschaffende aus Ostdeutschland kennengelernt, die wünschen diesem verlogenen Staat die Pest an den Hals. Und haben genug Demütigung erlebt, um sie irgendwie verstehen zu können. Demütigung durch Aberkennung ihrer fachlichen Fähigkeiten, Demütigung durch unfähige, aber machthabende westdeutsche Pfeifen als Vorgesetzte, denen keine Intrige zu schäbig war, um ihre Karriere auf Kosten der Kultur und der fähigen Leute durchzubekommen. Demütigung durch Vernichtung von hochwertigen Gemeingütern, wie im Falle Block E-T Nalepastraße bereits geschehen und nun offenbar auch in Block B am Laufen.

Wäre nicht auch irgendwie die eigene Existenz davon betroffen, zumindest aus globaler Sicht (Auswandern aus Deutschland kann man ja immerhin noch), würde ich sagen: macht mal. Solche Systeme ruinieren sich mittelfristig durch Barbarei ganz von selbst. Schade, daß sie dabei meist andere Völker / Staaten / Minderheiten mit reinziehen.

Ich brauche keine DDR, aber ich brauche etwas Respekt vor dem Wertvollen, vor dem Guten, vor dem Wahren, vor dem Schönen. Derzeit hole ich mir das, wenn auch viel zu selten, in der Schweiz (die meines Wissens nach nie zur DDR gehörte, zumindest kam DDR-Schokolade nie an Schweizer Qualität ran).
 
Also bei allem Respekt vor dem ehemaligen Studiokomplex in der Nalepastraße, aber man hat nunmal die Wahl dass das Gelände vergammelt, so wie es tausendfach auch andernorts passiert ist, oder man sucht halt nach einer sinnvollen Nachnutzung, die letztlich auch zum Erhalt des Komplexes beiträgt. Und letzteres ist immer noch besser als gar nichts. Man braucht sich doch unterm Strich nichts vormachen. Das wofür das Gebäude einst erbaut wurde und was darin einst alles produziert wurde, ist heute nicht mehr gefragt, schon gar nicht in der Hochwertigkeit die dort möglich ist. Das kann man selbstverständlich bedauern und unterm Strich ist das auch reichlich beschämend, aber es ist nunmal so. Verschiedenste Musikproduktionen aller möglichen Genres belegen das teils recht eindrucksvoll. Also versucht man halt auf einem anderen Weg das Ganze zu erhalten. Das sollte man zumindest mal anerkennend respektieren.

@RTELLA
Wenn man keine Ahnung hat worum es geht, wäre es angebracht die Klappe zu halten. Die Sendesääle in der Nalepastraße gehören zu den Orten mit der besten Akustik weltweit. Und das hat mal sowas von überhaupt nichts mit DDR-Nostalgie zu tun, sondern nur etwas mit baulichen Meisterleistungen. Das formulieren übrigens nicht irgendwelche ewiggestrigen "Spinner" so, sondern Leute die es wissen müssen, u.a. Daniel Barenboim, siehe hier https://www.welt.de/print-welt/article577276/Die-beste-Akustik-gibt-es-im-Osten.html
Und warum das so ist, erfährt man hier ab Seite 33 https://www.tonmeister.de/symposium/2009/np_pdf/B04.pdf
 
Warum wird dort zum Beispiel nicht das Deutsche Rundfunkarchiv angesiedelt, mit einem Museum zur Geschichte des Rundfunks in Deutschland?
 
@Radiokult

Ich kenne genug Kollegen, die dort gearbeitet haben. Und bevor du hyperventilierst, solltest du die Posts von Mr. RW mal lesen. Meine Kritik betraf nicht die Studios an sich, sondern RWs Einlassungen zur DDR, der ja ja nun nachweislich diesem versifften Staat hinterhertrauert. Seine Vermischung von dem Thema, also Studios in der Nalepastrasse, mit Kapitalismuskritik, hat nichts mit einer fachlichen Diskussion zu tun. Bei ihm ist es aber immer wieder herauszulesen. Und deshalb: bitte gerne zurück zur Nalepastrasse. Und ja, ich weiß um die Qualitäten der dortigen Studios. MfG
 
Ich kann dich beruhigen, zum hyperventilieren bringt mich dieses Forum schon lange nicht mehr. Ich habe lediglich festgestellt... aus meiner Sicht. Im speziellen Fall Nalepastraße ist die "Kapitalismuskritik" aber gar nicht so abwegig. Der Verkehrswert des Objektes soll bei rund 10-12 Mio Euro liegen. Das ist geradezu ein Schnäppchen, wenn man betrachtet, was man dafür alles in den Säälen geboten bekommt. Der Verdacht liegt mehr als nahe, dass wenn das Objekt auf Westberliner Boden gestanden hätte, es sich längst eine Uni oder der ÖR gekrallt hätte. So aber ist es sich selbst überlassen. Und das darf man zumindest mal als Desinteresse an einem hochwertigen, nun gesamtdeutschen (!) Kulturgut werten dürfen.
 
...Einlassungen zur DDR, der ja ja nun nachweislich diesem versifften Staat hinterhertrauert...

Oh Mann, wie ich diese westdeutsche Großmannssucht liebe. Ich kann mich noch gut an die "Fachkräfte" erinnern, die 1990 geschickt wurden, um uns auf Linie zu bringen. Wie sie unser Jugendradio, dessen Programm ihnen absolut nicht in den Kram passte, abschalten wollten und dann auch abgeschaltet haben.
Gerade was Radio betrifft, hatten wir in unserem "versifften Staat" ausgezeichnete, kulturell hochwertige und unterhaltsame Programme.
 
@Hendrik

Soweit zu deinen Vorurteilen: ich bin aus Ostdeutschland, entspreche also nicht deinem VIELLEICHT vorhandenem Feindbild. Ich kenne genug Kollegen aus Ostdeutschland, die-qualitativ und menschlich- eine Bereicherung sind. Es gibt aber auch die 'Laien und Schreibtischtäter, die kein Mensch braucht.
 
Es gibt aber auch die 'Laien und Schreibtischtäter, die kein Mensch braucht.
Schön das du zumindest etwas Selbsteinsicht zeigst.
Und eins lass dir noch gesagt sein: Deine Beleidigungen und Verallgemeinerungen über die Menschen im Osten werden nicht unwidersprochen bleiben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh, einer von der alten Garde, der eine versteckte Drohung ausspricht. Ich lache über dich und dieses Drecksland, das es nicht mehr gibt. Und jetzt ab zur HGL- Sitzung mit dir. Und am Abend wieder Berichte schreiben. Kann zwar keiner entgegen nehmen aber aus Tradition....LOL :D :D:D
 
Ich finde an den Anmerkungen von Radiowaves ist viel Wahres dran......bezüglich was den Gesamtzustand von Politik,Kultur,Radio und Gesellschaft Anno 2017 beschreibt !
 
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