Technik für Sprecher-Studio

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Hannsemann

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Moin ihr Lieben :D

Folgendes Problem. Immer häufiger werde ich von Firmen als Sprecher für verschiedene Projekte gebucht. Derzeit werden diese Jobs über ein Studio vermittelt. Ich fahre dann also in die Stadt, wir müssen Termine absprechen und ich habe viel Aufwand. Diese Kette möchte ich nun gerne dadurch unterbrechen, dass ich mir zu Hause ein eigenes kleines Studio einrichten möchte, das für die Aufnahme von Stimme optimiert ist. Würde gerne mit dem Rechner über eine ESI ESP1010 aufnehmen und nun kommt die Frage:

Um GUTE bis SEHR GUTE Aufnahmen zu erzielen brauche ich sicher ordentlich Hardware. Mikrofon, Vorverstärker und Limiter/Kompressor? Oder andere Geräte? Mir fällt immer auf, dass Stimmen in Radio, Kino oder Fernsehen "gepresst" und immer leicht verzerrt klingen. Erreiche ich dies mit der oben stehenden Hardware?

Wäre toll, wenn ich Hilfe bekäme. Einen Kredit müsste ich ja in jedem Fall aufnehmen........ :( Insofern ist das Budget erstmal sekundär. Wichtig ist mir vorrangig die Qualität.

Lieben Dank für Eure Hilfe.

Euer Hannes
 
AW: Technik für Sprecher-Studio

Lieber Hannes,

das Thema ist sehr komplex, und mit einer pauschalen Antwort wird Dir nicht geholfen sein, bzw. es gibt sie nicht. Hier ist schon das eine oder andere zum Thema Sprecherstudio geschrieben worden, stürze Dich mal in die Suche; zum Beispiel nach "Mindprint" (anerkannt guter Vorverstärker), "Neumann" (anerkannt gute Mikrofone) oder "Dämpfung" bzw. "Akustik" (im Sprecherraum).

Generell ist zu sagen, daß es nicht an bestimmten Geräten per se liegt, wie schlecht das Ergebnis klingt, sondern an deren Einstellung, sprich Benutzer. Weniger (was auch immer) ist hier oft mehr.


Viele Grüße

TSD
 
AW: Technik für Sprecher-Studio

Vielleicht habe ich das auch etwas komplitziert bzw. zu ausführlich erklärt. Mir ging es mehr um eine generell sinnvolle Gerätekette. Also WELCHE Hardware ist in meinem Fall sinnvoll. Nicht unbedingt Marke und Modell. Beispiel: Mikrofon -> Vorverstärker -> Limiter -> Soundkarte -> Rechner... Oder eben ein anderes Beispiel. Ich weiß eben leider nicht, wie man eine solche Kette am Besten bestückt.
 
AW: Technik für Sprecher-Studio

Um anständige Aufnahmen zu machen, brauchst Du zuallererst einen anständigen Raum: geeignete Größe, keine Resonanzen im Bassbereich (Dröhnen), keine Flatterechos von parallelen Wänden (Klatsch mal in die Hände. Was hörst Du da im für Deinen Zweck vorgesehenen Raum?), keinen exzessiven Nachhall, aber auch keinen völlig toten Raum (den schafft man aber nur, wenn man es explizit will).

Weiterhin: gute Dämmung gegen Außengeräusche (oder willst bei jedem vorbeifahrenden Auto oder gar Rettungswagen neu ansetzen?). Gegen Martinshörner dürftest Du allerdings ohne exorbitanten Aufwand zu Hause keine Chance haben...

Erst wenn die Raumakustik ordentlich ist, kannst Du anfangen, Geräte auszusuchen. Du benötigst ein für Deine Stimme geeignetes Kondensatormikrofon. Ob das Großmembran (U87 ist der Klassiker, TLM103 ist der rauscharme Einstieg bei Neumann, M930 das ebenbürtige Gegenstück von Microtech Gefell; es gibt unzählige weitere Kandidaten von Studio Projects über Octava, AKG, Brauner, die zumindest teilweise getestet werden müßten) oder Kleinmembran (Neumann KM184, KMS185, ... bzw. auch andere Anbieter) ist, ist dabei erstmal zweitrangig. Rauscharm muß es sein und mit Deiner Stimme muß es harmonieren. Eher ein brillant abgestimmtes, präzises Kleinmembran bei dunkler Stimme, vielleicht ein etwas dunkler abgestimmtes Großmembran bei eher "spitzer" Stimme - alles Erprobungs- und Erfahrungssache. Gut, wenn man das Mikrofon zum Testen mit nach Hause nehmen kann. Die meisten Kondensatormikrofone sind keinesfalls linear, sie haben alle eine mehr oder weniger ausgeprägte Höhenanhebung ab 2... 5 kHz. Die ist wichtig für brillante Sprachübertragung und macht einen Teil der Unterschiede zu vielen dynamischen Mikrofonen aus. Hier gilt es, das richtige Maß zu finden.

Weiterhin benötigst Du einen rauscharmen, präzisen Mikrofonvorverstärker, der auch gleichzeitig die Phantomspeisung bereitstellt. Solche Geräte gibt es ab etwa 50 Euro - was sie für Deinen Zweck taugen, steht auf einem anderen Blatt. Was für Internetradio ok ist, reicht für gute Sprecher u.U. noch lange nicht! Sogenannte "Channel Strips" wie der von TSD genannte Mindprint EnVoice haben auch gleich alles nötige an Bord, um dezent und gezielt kleine Schwächen auszubügeln und die Dynamik in vernünftigem Rahmen zu halten (gute Sprecher schaffen das auch von sich aus, ganz ohne Kompressor oder Limiter).

Weiterhin hoffe ich, daß Dein

Mir fällt immer auf, dass Stimmen in Radio, Kino oder Fernsehen "gepresst" und immer leicht verzerrt klingen. Erreiche ich dies mit der oben stehenden Hardware?
für Dich nicht unbedingt das gewünschte Ziel darstellt. Ja, man erreicht das durch absichtlich oder aus Inkompetenz fehlerhaft eingestellte Geräte. Keine Angst, das muß nicht beim Einsprechen passieren. Du solltest, wenn nicht ausdrücklich anders gewünscht, so sauber und natürlich wie möglich produzieren - ruiniert wird das beim Senden meist ganz automatisch. Dafür geben die Sender viel Geld aus...

Aus dem Mindprint kannste dann direkt in eine hochwertige Recording-Karte. Das sollte per XLR oder gleich digital geschehen und der Rechner muß ein extrem leises Exemplar sein, sonst vergiß es. Alternative: Rechner in den Nachbarraum und nur Kabel dorthin. Im Gegenzug Monitor, Tastatur und Maus bis ins Studio verlängern.

Mehr brauchst Du für das reine Einsprechen nicht (Recording- und Schnitt-Software vorausgesetzt).

Bitte mal die Ausführungen von Matthias Köhler zum Thema Raumakustik lesen und langsam setzen lassen. Hier wird auch mehr oder weniger professionell am Raum und seiner Akustik gebastelt.

Schau Dich auch mal bei nem Profi um: Thomas Christes produziert in seinem Studio vom Rundfunkbeitrag bis zum Hörbuch so ziemlich alles und hat sich eine solide Arbeitsbasis geschaffen. So heftig wirst Du sicher nicht einsteigen wollen, aber zum Anschauen und Lernen taugt es allemal.
 
AW: Technik für Sprecher-Studio

Lieber Himmel... Das übertrifft meine Erwartungen aber bei Weitem. Herzlichen Dank Radiowaves! Damit kann man arbeiten. Bin wirklich begeistert! Nur der Mikrofon-Part hat mich verunsichert. Ich kann ja nicht in einen Laden gehen und erstmal deren Programm "testen" bzw. mit nach Hause nehmen. Meine Stimme ist eher hoch und mittig. Daher wäre ein Mikrofon sinnvoll, dass sich eher im tieferen Bereich befindet. Habe gehört, dass das Neumann TLM 49 bzw. diese Vorgaben erfüllen soll. Hast Du da schon Erfahrungen machen können?

Es grüßt Dich der Hannes
 
AW: Technik für Sprecher-Studio

Hier sind Profis mit Studioerfahrung unterwegs, die können Dir da weiterhelfen. Selbst Profis probieren bei (Musik)aufnahmen gerne bestimmte Mikrofone durch, man kann also keinesfalls immer vorher sagen, welches denn für den jeweiligen Zweck optimal wäre.

Mit welchen Mikrofonen hast Du bist jetzt gearbeitet und mit welchen besonders gute Erfahrungen gemacht?

Ach so: Forensuche. Forensuche. Forensuche. "Sprecher sucht Mikrofon" oder ähnliches hatten wir schon oft - selten mit eindeutiger Empfehlung am Ende...
 
AW: Technik für Sprecher-Studio

Das will ich lieber garnich sagen... Momentan hängt hier ein t.bone SCT700.... Klingt wie sein Preis. Für Webradio in Verbindung mit Ultravoice und Ultrafex (ja, um ordentlich Bässe in der Stimme zu simulieren) ganz OK... Aber NIEMALS wäre das eine Konfiguration für gute Sprachaufnahmen. Im befreundeten Studio steht ein AKG SolidTube. Klingt nicht viel besser als das t.bone (traurig aber absolut wahr). Ich habe eben tatsächlich eine sehr mittige Stimme... Ein Mikrofon müsste das also etwas "glätten" - sprich etwas bass-lastiger sein. Aber welches ist eher bass-lastiger :D

Hier mal ein (allerdings schon bearbeiteter) Eindruck meiner Stimme...:
http://produkton.de/standards/sprecher/sprecherdemo-hannes_lambert-1.mp3
http://produkton.de/standards/sprecher/sprecherdemo-hannes_lambert-2.mp3
 
AW: Technik für Sprecher-Studio

Schon wieder mal ein Mikrofonthread...

Eigentlich ist dazu schon alles, genau genommen zu viel gesagt.
Anmerken möchte ich noch, dass es nicht grundsätzlich die Aufgabe eines
Mikrofons ist, irgendwelche Frequenzbereiche anzuheben oder gar künstlich
aufzudicken.
Wo kein Bass ist, weil die Anatomie des Sprechers dies nicht hergibt, kann
und soll ein Mikrofon auch nichts "erfinden". Lediglich der Nahbesprechungseffekt,
der vor allem im Tieftonbereich deutlich wird, kann helfen, das Volumen nach
unten abzurunden. Dies verträgt aber auch nicht jede Mikrofon-/Stimmkombination.
Ggf. ist bei exzessiver Nutzung mit erheblichen Verfärbungen des Klanges zu rechnen.

Es hilft also nur Akzeptanz der eigenen Stimme bzw. durch Training das heraus-
zu holen, was herauszuholen ist (falls das noch nicht geschehen ist).

Abschließend sei nochmals diese Seite empfohlen:
http://www.transom.org/tools/recording_interviewing/200508.mic_shootout.html
Ohne aus dem Haus zu gehen oder sich selbst mit pauschalen Fehlkäufen zu
stressen, kann man - eine vernünftige Abhöranlage vorausgesetzt - damit
zumindest einen groben Überblick über die Leistungen einzelner Preisklassen
gewinnen.

Ansonsten hilft nur: lesen, lesen, lesen. Forum hier (Suche benutzen!),
Thomann Mikrofon-Ratgeber (ganz unten auf der Seite),
Schoeps-Mikrofonbuch, ebenfalls ganz unten auf der Seite.
 
AW: Technik für Sprecher-Studio

Habe gehört, dass das Neumann TLM 49 bzw. diese Vorgaben erfüllen soll.

Hallo Hannes,

auch wenn es einige hier vielleicht anders sehen, es bleibt wie es ist: Es kommt letztlich auf Deine Finanzen an ;) Ich habe das TLM 49 hier bei mir und muss sagen, für ein Kondensator-Mikro ist es durchaus sehr ansprechend. Allemale besser als ein T-Bone oder Solidtube. Aber das wonach Du suchst, ist es definitiv nicht! Wenn Du einen fetten Sound möchtest, der auch Deinem Bassbereich schmeichelt, dann schau Dir gute Röhrenmikros an wie z.B. jene von Brauner http://www.brauner-microphones.de/. Ich habe noch jede Menge anderer Mikros, die sicher zu den besten überhaupt gehören, aber im Vergleich setzt sich doch immer wieder Brauner durch. Mal das VM1, mal das VMX je nach Vorverstärker. Und wie Radiowaves schon ausgeführt hat, wäre ein Channel Strip sicherlich sinnvoll. Aber bitte keinen Mindprint oder SPL. Die sind für den Einstieg ganz ok - aber wirkliche Top-Geräte klingen anders. Wärmstens empfehlen kann ich das Teil hier: http://dwfearn.com/vt-15_channel.html Damit hättest Du dann Geräte, mit denen Du die nächsten 20 Jahre auf höchstem Niveau arbeiten kannst. Ich vertone damit übrigens auch sehr viele Image- oder Industriefilme.

Grüße,
Voive
 
AW: Technik für Sprecher-Studio

Und ich entgegne wiederum:

1.
Raumakustik! Das Beispiel 2 von oben dröhnt und klingt bissl wie Klo. Ich schiebe das mal vorsichtig auf den Raum, nicht auf das Mikrofon. Beispiel 1 ist wegen seiner lausigen MP3-Qualität und der derben Bearbeitung kaum aussagefähig.

2.
Brauchbares, sauberes Equipment, das NICHT aus dem Highend-Bereich kommen muß. Wenn Hörspielproduktionen für die ARD auf einem DDR-Rundfunkpult aus den 70er Jahren entstehen und am Ende der Stereo-Mix mit einem als Wandler laufenden Sony-DAT von 1992 in den Rechner gespielt wird, brauchst Du nicht zigtausende auszugeben, um rundfunktaugliche Beiträge zu sprechen. Zigtausende für die Elektronik wohlgemerkt. Der Raum kann durchaus Geld verschlingen...

3.
Das Equipment sauber einstellen und sachgerecht nutzen. Sprechabstände einhalten! Oft sind 20 - 30 cm der beste Abstand bei Großmembran-Mikrofonen. Wenn denn der Raum mitmacht und sich nicht überdeutlich mit Nachhall zu Wort meldet.

4.
Sprachtraining! Sprachtraining! Sprachtraining! Das bringt viel mehr als der Unterschied zwischen 2 anständigen Kondensatormikrofonen. Die können nur "Feintuning" an den spektralen Eigenschaften Deiner Stimme bewirken.


Was das Edel-Equipment angeht: man kann für Preise um 300 Euro einen meßtechnisch absolut sauberen, breitbandigen, hochgradig linearen und klirrarmen Mikrofon-Vorverstärker auf einer sauber layouteten Platine makellos mit SMD-Bauteilen aufbauen, ein anständiges, streuarmes Netzteil dazupacken und das ganze in einem 19"- 1HE-Gehäuse verpacken. Das ist finanziell kein Problem, in Großserie schon gar nicht.

Wenn dann der 2500 Euro teure Edel-Röhren-Channelstrip "besser" klingt, dann kann das durchaus daran liegen, daß er "klingt" und der deutlich billigere Transistor-Vorverstärker nicht. Dann wäre nüchtern betrachtet der billigere Verstärker das "sauberere" Gerät, eben eins, das keinen Eigenklang hinzufügt. Der billige hat dann ein sehr niedriges Klirrspektrum, der teurere hat deutlich mehr Klirr (also eigentlich "schlechtere" Werte), aber gerade dieses (so hingezüchtete) Klirrspektrum sorgt dann für das "Ohh" und "Ahh" beim Anhören. Wer darauf spekuliert, durch solche Effekte deutlichen Zugewinn an Qualität seiner Stimme zu erhalten, muß vermutlich verdammt lange nach genau _dem_ richtigen Gerät suchen.

Wenn ich mir anschaue, was alles so als Mikrofonvorverstärker verwendet wird... was bitteschön ist z.B. das hier? Klar - das ist ein Mikrofon-Vorverstärker mit zuschaltbarer (Kippschalter) Phantomspeisung, die zu allem Überfluß offenbar noch onboard per Schaltregler erzeugt wird. Dazu gibt es eine windige Klinkenbuchse als unsymmetrischen Insert. Anschließend folgt ein A/D-Wandler. Der zweite Kanal ist hier nur mit dem Hühnerfutter bestückt, die preistreibenden Bauteile (Operationsverstärker, Wandler) sind weggelassen.

Preisfrage: wo kommt das Teil her (bzw.: wo gehört es rein)? Hinweis: der Lundahl-Übertrager findet sich nicht in "Hobbygeräten"...
 
AW: Technik für Sprecher-Studio

@Radiowaves

hast ja recht, ich bin nur Sprecher und kann nicht viel über die technische Seite berichten. Allerdings habe ich in den letzten fast 20 Jahren etliche Mikros, Preamps, Kompressoren und Limiter benutzt und getestet. Dabei habe ich mit so Einstiegsgeräten wie Mindprint und TLM 103 begonnen. Im Laufe der Jahre wollte ich aber einen immer "besseren" Klang erzeugen. So habe ich dann immer neue Geräte gekauft, die für mich subjektiv auch immer besser klangen. Allerdings hätte ich aus heutiger Sicht direkt in hochwertigeres Equipment investieren sollen. Da hätte ich einiges gespart ;)

Was ich sagen will: Ein TLM 103 mit einem Mindprint klingt im gleichen Raum einfach "anders" als ein VM1 mit einem VT15 von D.W. Fearn oder anderen vergleichbar hochwertigen Geräten. Das kann ich physikalisch nicht wirklich begründen, aber auf jeden Fall hören. Das Neumann klingt schlicht flach und langweilig, das Brauner hingegen satt und brilliant.

Ich denke im übrigen auch, dass man für Hörfunkbeiträge nicht unbedingt High-End-Geräte braucht. Aber wenn der Kollege direkt für Firmen spricht oder produziert und sonst niemand mehr daran schraubt, sollte er schon etwas am Equipment tun.

Grüße,
Voive
 
AW: Technik für Sprecher-Studio

Du hast natürlich vollkommen Recht: es gibt keine zwei identisch "klingenden" Mikrofone und jede Verstärkerschaltung erzeugt ihren ganz individuellen "Fingerabdruck" in den Aufnahmen, weil das Klirrspektrum jeweils charakteristisch ist. Wer seine Stimme auf sehr hohes Niveau getrieben hat, findet da also eine nicht enden wollende Spielwiese für weiteres Feintuning.

Wer allerdings am Anfang steht, weiß oft noch gar nicht, wo es mal stimmlich hingehen wird. Woher soll er wissen, welches Mikrofon / welcher Vorverstärker seine Stimme optimal ergänzen wird, wenn er dann mal richtig "gereift" ist? Deshalb halte ich den Kauf von extrem speziellem Gerät für riskant. Der ständige Neukauf (immer eine Stufe höher auf der Leiter...) frißt freilich auch massig Geld. Das könnte zu Philosophiediskussionen führen, die ich nicht führen mag, weil ich a) kein Sprecher bin, b) nie in der Not einer solchen Entscheidung stand und c) von allen, die hier schreiben und wirklich was mit Studiotechnik zu tun haben, die wenigste praktische Erfahrung habe, nämlich fast gar keine.

Ich habe in TLM103 gesprochen, empfand sie als sehr klar und extrem sauber durchzeichnend, konnte über den Bassbereich aber nix sagen, weil der Raum schlecht war und ich deshalb nah ran mußte, bis es nicht mehr angenehm war. Ich besitze privat ein Gefell UM70, kann es aber mangels Raum und Zeit nicht nutzen und deshalb auch keine Aussagen machen.

Ich denke im übrigen auch, dass man für Hörfunkbeiträge nicht unbedingt High-End-Geräte braucht. Aber wenn der Kollege direkt für Firmen spricht oder produziert und sonst niemand mehr daran schraubt, sollte er schon etwas am Equipment tun.
Vorschlag zur "Einigung": er hat ein SCT-700, zu dem ich im Netz nichts finde, was auf einen Frequenzgang hindeuten könnte. Er sollte meiner Meinung nach erstmal auch daran nichts "schrauben", sondern am Raum arbeiten, bis er ohne daß es topfig, hallig oder sonstwie daneben klingt, anständig mit diesem Mikrofon arbeiten kann. Das, was als Beispiele eingestellt war, sagt mir erstmal nichts, da verfremdet und in einem ungünstigen Raum aufgenommen. Dann sehen wir weiter, denn einen anständigen Raum braucht er sowieso.
 
AW: Technik für Sprecher-Studio

Vorschlag zur "Einigung": er hat ein SCT-700, zu dem ich im Netz nichts finde, was auf einen Frequenzgang hindeuten könnte.

Es gibt Mikrofone, über die zu reden es sich nicht wirklich lohnt.
Auch wenn man immer wieder stolze Besitzer von T.Bone-Mikrofonen
vor allem im Internetradiobereich lesen kann:

Das hier zeigt eindeutig deren Relevanz.

Eine Röhre im Mikrofon ist übrigens genausowenig ein Klangmerkmal wie die
in einem Verstärker, auch wenn so ein Mikrofon mit externem Speisegerät
(zumal "für'n Äppl und'n Ei") zwar professionell aussieht, aber offensichtlich
selbst für einen Rundfunksprecher nicht angemessen ist.

Meine Stimme jedenfalls möchte ich da nicht durchgepresst wissen.

@ voive noch:
Keine Frage: Wenn man soviel Geld hat oder verdient, dass man sich kompromissloses
Equipment kaufen kann, dann kann man das auch bedenkenlos tun und selbst
wenn keiner einen Unterschied hören würde, kann man sich den herbeidenken.
Jedes Mikrofon wird anders klingen und das bei jeder Stimme, die auch jeden Tag klingt.
Nicht gegen Brauner, Schoeps und so weiter. Auch nichts gegen hochwertige
Röhrenverstärker und Sprachprozessoren - aber bevor der Krempel sein Geld
wieder eingespielt hat, kann es bei dem einen oder anderen verdammt lange dauern.
Als Maß der Dinge sollte man Unbedarften so etwas nicht empfehlen.
Da verliert man ja jeden Mut beim Lesen und Planen und läuft Gefahr,
sich zu übernehmen.
 
AW: Technik für Sprecher-Studio

Als Maß der Dinge sollte man Unbedarften so etwas nicht empfehlen. Da verliert man ja jeden Mut beim Lesen und Planen und läuft Gefahr, sich zu übernehmen.

Das war ganz sicher nicht meine Absicht. Ich habe lediglich meine persönlichen Erfahrungen geschildert. Es ist aber tatsächlich so, dass ich viel Geld hätte sparen können, wenn ich nicht immer wieder neues Equipment gekauft hätte um dann irgendwann mal das Optimum für mich gefunden zu haben.

Meine Stimme jedenfalls möchte ich da nicht durchgepresst wissen.

Sorry, aber das kann ich nicht nachvollziehen. Natürlich gibt es gute und schlechte Röhrenmikros. Aber ein gutes Röhrenmikro läßt sich schwer von einem Kondensator toppen, zumindest im Studiobereich. Was die Radiosender angeht, stellen sich sicher ganz andere Anforderungen.

Grüße,
Voive



Grüße,
Voive
 
AW: Technik für Sprecher-Studio

Aber ein gutes Röhrenmikro läßt sich schwer von einem Kondensator toppen, zumindest im Studiobereich.

Ein Röhrenmikro IST ein Kondensator-Mikrofon - jedenfalls in der Regel der Fälle.
Die Röhre im Mikrofon dient der Impedanzwandlung, weil man eine C-Kapsel
nicht ohne diese an ein Kabel hängen und einen Mic-Verstärker anschließen kann.
Hier ist es übrigens mittlerweile auch ziemlich egal, ob man diese Schaltung
mit einer Röhre realisiert oder mit hochwertigen FETs.
Die Sache ist Glaubensfrage, weil ein ernstzunehmender Mic-Hersteller einer
hochwertigen Kapsel sicher keinen Halbleitermüll anhängt.

Gegen die Röhre sowohl im Mikrofon als auch im Verstärker sprechen noch weitere Aspekte:
1. Teure Nachbeschaffung. Nach einer gewissen Zeit gibt sie einfach nicht mehr das her,
weswegen man sie hauptsächlich einsetzt. Dann sollte man auch keine Billigteile nachkaufen.
2. Röhren streuen stark. Wer ganz penibel ist, muss sogar ausgemessene Röhren verwenden,
um Symmetrie und Klirrgrad in engsten Toleranzen zu halten.
3. Anheizzeit. Auch wenn eine Röhre (i.d.R. E-Serie) schon nach wenigen Sekunden Emmisson
zeigt: richtig warm bei entsprechenden Werten und Klang sind die erst nach vielen Minuten.
Nichts für "mal eben was aufnehmen". Beachtet man das nicht, stellt man den Sound auch
der teuersten Technik in Frage.
4. Noch einmal Anheizzeit: Röhren mögen weder das Anheizen an sich noch kurze Laufzeiten.
Solche Geräte lässt man am besten laufen. Das Lohnt sich nur dann, wenn man permanent
mit ihnen zu tun hat. Ansosten ist es Energie und Materialverschwendung und ob diese den
Sound rechtfertigt, bleibt Philosopie, denn den machen Kapsel und Sprecher in vorderster Front.

Meine Stimme jedenfalls möchte ich da nicht durchgepresst wissen.

Was die Radiosender angeht, stellen sich sicher ganz andere Anforderungen.

Meine Aussage bezog sich auf die Vergewaltung des Schalls zu einem undifferenzierten
elektrischen Wellengemisch, wie es die T.Bone-Mikrofone tun.
Etwas Wiedererkennungswert sollte so ein Mikrofon seinem Wandlungsergebnis schon
beigeben. ;)
Was den Rundfunk ansonsten angeht: Definitiv! Es mach keinen Sinn, in teuerste
Schallwandler zu blubbern, um anschließend durch mehrere Kompressoren geknietscht
und zusätzlich noch datenreduziert zu werden.
Genau deshalb sagte Radiowaves richtiger Weise: Nüchterne, lineare und rauscharme
Aufnahmetechnik genügt vollkommen - es wird ohnehin Matsch daraus gemacht.

Hört sich in meinem Fall ungefähr wie unten angeführt an.

Ich stelle die Preisfrage jetzt nicht, was da für Technik werkelt - kein Geld für Preise ;)


auch wenn so ein Mikrofon mit externem Speisegerät
(zumal "für'n Äppl und'n Ei") zwar professionell aussieht, aber offensichtlich
selbst für einen Rundfunksprecher nicht angemessen ist.

Also...!! :mad: :mad:

Na Moment bitte! Ich denk', du weißt schon, wie ich das meine ;)
Also guck' nicht so! ... Guck' so wie ich!
 
AW: Technik für Sprecher-Studio

Klar. Radio ist eh' Scheiße, alles Dudelfunk, nicht ernstzunehmen.


Wenn Hörspielproduktionen für die ARD auf einem DDR-Rundfunkpult aus den 70er Jahren entstehen und am Ende der Stereo-Mix mit einem als Wandler laufenden Sony-DAT von 1992 in den Rechner gespielt wird, brauchst Du nicht zigtausende auszugeben, um rundfunktaugliche Beiträge zu sprechen. Zigtausende für die Elektronik wohlgemerkt. Der Raum kann durchaus Geld verschlingen...

Man sollte vielleicht dazu sagen, daß dieses alte Schlachtschiff nicht irgendwo steht, sondern neben Räumen, aus denen man nicht mal eben woanders hin umziehen kann, weil es praktisch unbezahlbar wäre, so etwas noch einmal herzurichten.
 
AW: Technik für Sprecher-Studio

So, eigentlich wollte ich hier nicht weitermachen, weil ich mich bereits auf sehr dünnes Eis begeben habe. Aber nachdem hier weitere Beispiele eingestellt worden sind, möchte ich auch noch zwei nachschieben. Der Kollege, der sich hier müht, spricht 2 mal in ein und dasselbe TLM 103, im selben Raum, mit dem selben Vorverstärker (nämlich dem, den der Kanalzug des Soundcraft Series 10s eingebaut hat). Ob der Kompressor (dbx) auf Bypass stand, kann ich spontan nicht sagen. Zwischen den Aufnahmen lagen einige Tage, da es sich um eine Vorproduktion handelte und da jederzeit das Risiko besteht, rausgeworfen zu werden, wenn man sich ebenso spontan dazwischengedrängelt hat, um freie Zeit zu nutzen.

http://uploaded.to/?id=d9hkqe
http://uploaded.to/?id=ljp2yd

Die klingen beide völlig unterschiedlich! Der Sprecher ist völlig unterschiedlich drauf und spricht im ersten Beispiel eher aus "tiefem" Volumen, im zweiten Beispiel gepreßt. Das verrückte ist: die Aufnahme, die mehr "Wumms" hat, also offenbar näher besprochen wurde, hat nach meinem Empfinden mehr Raumanteile.

Wären beide Aufnahmen ohne Nennung der Details dem selben Mikrofon zugeordnet worden?
 
AW: Technik für Sprecher-Studio

Wären beide Aufnahmen ohne Nennung der Details dem selben Mikrofon zugeordnet worden?

Ich schlage vor, du blitztdingst mich mal eben und wir probieren das aus :)
Aber Danke erstmal für Lauschbeispiele!

Nun, die erste Aufnahme ist deutlich gepushed, insofern ist es kar kein Wunder,
dass sich der Raum im Hintergrund vernehmen lässt. Allerdings ist die Kompression
nicht so übertrieben wie in meinem Fall oben. Das war ja auch Absicht um
zu verdeutlichen, was mit der Stimme eines Moderators (im Konsum-Radio ["Dudelfunk"])
passiert, wenn sie den Hörer endlich erreicht. Scheußlich!

Die zweite Aufnahme ist bezogen auf die Originaldynamik viel besser.
Sie mag zunächst erst einmal "flach" klingen, jedoch muss man sich immer vor
Augen bzw. vor Ohren halten, wie denn ein Mensch original klingt.
Da ist nichts mit dickem Subwoofer-Futter und künstlich aufgezogener Transparenz,
die dann schon fast nervig wird beim Zuhören.
Den Raum hört man allerdings auch hier gewaltig, wobei mir das erst auffiel,
als ich die Kopfhörer aufgesetzt hatte. Dafür dann aber umso intensiver.
Die Lautsprecherwiedergabe ist hier sogar angenehmer, was aber natürlich
an Raumimpedanz und Boxen und so weiter liegt. Ich kanns ja nur so sagen,
wie ich das hier gerade lokal höre.


Ich mag die zweite Aufnahme, der Sprecher hat eine wunderschöne Stimme
und das TLM ist einfach ein richtig gutes Mikrofon.
Zielsicher zu behaupten, es wären beide Aufnahmen mit exakt dem selben
Mikrofon gemacht, wären Nesseln, in die ich mich lieber nicht setzen würde.

Aber wie gesagt: Früh morgens anders zu klingen als abends und morgens
anders als heute sind alles normale Sachen. Manchmal erschrecke ich selbst,
wie groß die Differenzen sind. Da kann kein Mikrofon was dafür.
 
AW: Technik für Sprecher-Studio

Also, eigentlich wollte ich auch nix mehr zum Thema sagen. Aber, lieber dea, einige Deiner Anmerkungen sind sicher richtig, andere wiederum kann man einfach nicht so stehen lassen.

Ein Röhrenmikro IST ein Kondensator-Mikrofon - jedenfalls in der Regel der Fälle.

Ja, aber ein Röhrenmikro heißt so, weil es eine Röhre hat und ein Kondensator eben nicht!


Genau deshalb sagte Radiowaves richtiger Weise: Nüchterne, lineare und rauscharme Aufnahmetechnik genügt vollkommen - es wird ohnehin Matsch daraus gemacht.

Das heißt also, Dir ist es auch völlig egal, aus welchen Äpfeln das Mus oder aus welchen Kartoffeln das Püree gemacht wird.

was mit der Stimme eines Moderators (im Konsum-Radio ["Dudelfunk"])passiert, wenn sie den Hörer endlich erreicht. Scheußlich!

Das ist und bleibt Geschmackssache. Den Sound eines Senders erlebt man völlig subjektiv. Im übrigen, glaubst Du ernsthaft, dass die öffentlich-rechtlichen nicht komprimieren und limitieren? Einige tun es sogar heftiger als der von Dir gescholtene "Dudelfunk".

und das TLM ist einfach ein richtig gutes Mikrofon!

Ist es definitiv nicht, wenn man da nicht noch ordentlich am Sound schraubt, klingt es langweilig, flach und dünn.

Ich finde es ja supi, dass Du so ein Purist in Sachen Mikrofonsound bist, aber wir wollen doch nicht zurück in die Steinzeit und wieder mit Steinen und Stöcken Feuer machen, oder? Vernünftig eingesetzt, sorgt ein gutes Soundprocessing nachweislich für die bessere Verständlichkeit eines Sprechers/Senders. Aber das Thema hatten wir hier ja auch mindestens schon 100 Mal ;)

Was die Files von Radiowaves angeht, so finde ich die erste Version eindeutig besser. Die Transienten, soweit das TLM103 sie zuläßt, kommen hier viel besser zur Geltung, was vor allem für die tiefen Bereiche gilt. Das liegt eben auch daran, dass mehr Raum auf der Aufnahme ist, der auf die Stimme drückt. Die zweite Aufnahme klingt flacher und mittiger, vielleicht saß der Kollege näher am Mikro oder der Kompressor wars?

Gruß Voive
 
AW: Technik für Sprecher-Studio

Also nachdem mir Voive gestern die Brauner Mikrofone ans Herz gelegt hatte, ergab sich rein zufällig heute die Gelegenheit, TLM 103, U87 und Brauner VM1 zu testen (an einem Focusrite-Highend-Preamp). Die Aufnahmen kriege ich noch überspielt. Mein erster Eindruck: Die beiden Neumänner klingen fast identisch, wobei das U87 ein bißchen mehr "Bums" nach unten hat. Das Brauner kommt insgesamt etwas wuchtiger und voluminöser daher. Die Höhen sind nicht ganz so sauber wie bei den Neumännern, ist wohl dem "Röhrenklang" geschuldet. Der Tonmeister meinte allerdings, wer sich zuhause ein Studio einrichtet, wäre mit den beiden Mikrofonen aus Berlin besser bedient. Ständiges An - und Ausschalten täte dem Brauner nicht so gut, außerdem müsste die Röhre mindestens 20 bis 30 Minuten vorglühen. Mit professionellen Schnittprogrammen wie Wavelab oder ProTools und deren Plugins könnte man die Aufnahme mindestens so hinbekommen wie mit einem Brauner und einem Röhrenverstärler/Kompressor.
 
AW: Technik für Sprecher-Studio

Doch. Das U67 ist ein Kondensatormikrofon mit Röhre. Und wie klänge zum Beispiel ein U87

Hi Tondose,

jo, dea meinte ja auch nur, dass im Prinzip jedes Röhrenmikro ein Kondensatormikro ist, aber eben außerdem eine Röhre hat.

Ein U87 klingt für mich in der Tat nicht viel anders als ein TLM 103. Ich hatte beide und habe sie wieder verkauft.

@U87

Das U87 hat leider gar keinen Bums - wenn, dann hat der Red7 den Bums ;)
Du hast Recht: Die Höhen beim VM1 können schon mal scharf klingen, deshalb habe ich auch noch ein VMX. Ich will hier aber nicht die Werbetrommel für Brauner rühren, das hat er auch echt nicht nötig!!! Gruß an Deinen Tonmeister, aber bei mir läuft das Studio eh von früh bis spät. Ich arbeite auch mit ProTools und Wavelab und mir ist es eben nicht egal, welches Ausgansmaterial ich nachher mit den Plugs bearbeite. Im übrigen hängen bei RTL-Television in der On-Air-Promotion seit 20 Jahren U87-Mics. Die machen den Sound dann mit schweinemäßig platt - aber sollte das ein Vorbild sein?
Ich denke, je besser das Ausgangsmaterial, desto weniger Gedöns danach.

Und wenn Ihr jetzt nicht lieb seid und mir endlich zustimmt, schicke ich Euch auch noch ein paar Aufnahmen von mir.

Gruß,
voive
 
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