Faderreinigung und Ballistol?

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Andy.D

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Liebe Technikfreunde,

ich habe noch einige Penny Giles Fader welche nicht mehr so leichtgängig sind.

Nun wollte ich versuchen die Teile wieder "flott" zu bekommen. Allerdings gibt es dafür wohl kein Patentrezept, da jeder eine andere Meinung zur Reinigung vertritt.

Um die Fader richtig sauber zu bekommen wollte ich sie vorsichtig auseianderbauen & dabei die Führungsstange mit Reinigungsbenzin / Alkohol säubern.

Verschiedene Quellen berichten über ein leichten Film Ballistol welcher nach der Reinigung aufgetragen wird. Von wieder anderen habe ich gehört, das Ballistol nichts am Fader verloren hat.

Ähnlich verschiedene Meinungen gibt es wohl auch zu Kontaktspray. Der eine verwendet es als Wunderwaffe gegen kratzende Potis. Der andere sagt das es nur kurzfristig Besserung bringt, und dann alles nur verschlimmert.

Was habt Ihr für Erfahrungen gesammelt ?

Viele Grüße sendet

Andy
 
AW: Faderreinigung und Ballistol?

Dir geht es nur um die Leichtgängigkeit, und nicht auch um Kratzen, richtig? Dann solltest du die Schleifkontakte und ihre Laufflächen tunlichst in Ruhe lassen. Insbesondere, weil die Drähte dort sehr leicht verbiegen können.

Damit der Fader wieder flutscht, reicht es eigentlich aus, den runden Führungsstab zu säubern und etwas zu schmieren. Ich hab bei meinen P&Gs zuletzt einfach einen Tropfen Haushaltsöl genommen. Funktioniert wunderbar, allerdings kann ich zu möglichen Langzeitschäden durch das Öl noch nichts sagen ;) Beim nächsten Mal würde ich vermutlich zu Silikonöl greifen, weil das den Kunststoff des Schlittens weniger stark angreift.
 
AW: Faderreinigung und Ballistol?

Na klar, immer schön sparsam sein. Ist ja kein Schiffsmotor ;)

Sonderlich viel passieren dürfte aber trotzdem nicht, auch wenn man es mit der Menge übertreibt. Die Faderkontake liegen ja seitlich von der Führungsschiene, sollte also was runtertropfen, dann nur ins Gehäuse. Muss aber trotzdem nicht unbedingt sein.

Trotzdem fiele mir kein guter Grund ein, warum man den Führungsstab nun gar nicht mit Öl etc. in Berührung kommen lassen sollte. Das ist ein ganz normales mechanisches Bauteil, wenn man keine Substanz nimmt, die das Material angreift, sehe ich da kein Problem.
 
AW: Faderreinigung und Ballistol?

Silikon-Öl tendiert zu "kriechen", und da wäre ich schon vorsichtig, wie Tondose sagt, nicht zuviel aufzutragen.
Silikon-Öl-Spray ist absolut verboten, weil unkontrollierbar.
Am Besten die Führungsstange entfetten, und dann mit einem Wattestab ganz wenig (dünnflüssiges) Silikon-Öl auf die Führungsstange auftragen.

Die Widerstandsbahnen werden danken um die Vorsicht.

Gruss
Jean
 
AW: Faderreinigung und Ballistol?

Besten Dank für die gute Anleitung zur Faderreinigung.

yps77 - Du hast recht: Es geht nur um die Leichtgängigkeit der Fader. Bei mir ist es übrigens noch nie vorgekommen das ein P+G Fader ( egal wie alt er ist ) anfängt zu Kratzen. Ich glaube ( unter Vorbehalt ) sogar mal gehört zu haben das bei einigen Pulten die Verarbeitung vom Audiosignal auf digitaler Ebene erfolgt, und nicht direkt über den Fader, um Kratzen zu vermeiden.

Nun werde ich erst mal versuchen ob es ausreicht die Führungsstange mit Isopropanol zu säubern. Eventuell geht es ja auch ohne Öl.
 
AW: Faderreinigung und Ballistol?

Ich würde vom mechanischen Standpunkt her ein Fett dem Öl vorziehen. Wenn es denn Öl sein soll muß es unbedingt Harz- und Säurefrei sein. Im Modellbau findest du helles Fett mit Teflonbeimischung welches sich per Kanüle sehr gut dosieren lässt.
Was Kontakte und Elektrik anbetrifft so sind die Sprays der Fa. Kontakt-Chemie bestimmt hinreichend bekannt. Da gibt es oxydationslösende Mittel und auch das sog. Tuner-Spray welches zum Abspülen gelöster Rückstände dient und rückstandslos verdunstet.
Wenn allerdings ein Poti mal anfängt zu kratzen kann es sein daß schlicht mechanische Abnutzung vorliegt und die Gleitflächen der Kontakte aus Neusilber oder vergoldetem Material schlicht abgenutzt sind so daß das darunterliegende Metall oxidiert. Da hilft dann auch kein Spray mehr.
 
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@CrazyAndy: Ja, viele prof. Pulte haben z.B. VCAs, sog. Voltage Controlled Amplifiers, wo die Ton"bearbeitung" über den VCA geht und du nur den Fader benutzt um dem VCA "mitzuteilen" was er machen soll (lauter, leiser)
 
AW: Faderreinigung und Ballistol?

Ich glaube ( unter Vorbehalt ) sogar mal gehört zu haben das bei einigen Pulten die Verarbeitung vom Audiosignal auf digitaler Ebene erfolgt, und nicht direkt über den Fader, um Kratzen zu vermeiden.

Das kann mich mir nicht so wirklich vorstellen. Das Kratzen kommt ja daher, dass irgendwo die Leitfähigkeit des Materials nicht mehr gewährleistet ist. Also hat man irgendwo im oberen Bereich ein "Loch", also Widerstand gegen unendlich, als sei der Fader ganz zu. Selbst Digitalpulte, die den analogen Widerstand in ein digitalen Wert wandeln, würden also unter diesem "Loch" leiden. Was man höchtens machen könnte, ist das Loch zu interpolieren, nach dem Motto: "Wenn du gerade bei 0dB warst, kann hier schlecht minus unendlich sein, da ist bestimmt der Fader kaputt."

Aber ob die Pulte wirklich so schlau sind? Da denkt sich der Programmierer wohl eher "wenn der Fader kratzt, soll man ihn halt austauschen".
 
AW: Faderreinigung und Ballistol?

"normale" Kohlebahn-Fader für die Steuerung von VCA's zu verwenden ist wohl auch nicht mehr so ganz state of the art.
In neueren Pulten dürften da wohl eher Codier- oder Inkremental-Steller verwendet werden.

Es grüßt RainerK
 
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Leider stecke ich nicht so tief in der Materie, was die interne Signalverarbeitung angeht. Laut Hinztriller gibt es scheinbar wirklich Pulte welche die Pegelanpassung nicht direkt über den Fader durchführen.

Andererseits kann ich mir auch schwer vorstellen das durch eine elektronische Signalbearbeitung das "Kratzen" durch einen defekten Fader entfällt. Vieleicht äussert sich so ein Problem auch nur anders ?!

Zur Info: Die Fader sind bei mir in EELA S440 Pulten verbaut.
 
AW: Faderreinigung und Ballistol?

Also, jetzt muß ich das mal ein wenig sortieren:

"Kratzen" tritt nur auf, wenn die Modulation direkt über das Reglerpotentiometer läuft, sei es passiv oder im Gegenkopplungskreis einer Verstärkerstufe. Läuft die Modulation über einen VCA, so steuert der Regler lediglich eine Gleichspannung. Zwar könnte hier auch ein Kratzen auftreten, aber hier ist man in der Lage, die kurzen Knisterspitzen mittels eines Kondensatores wegzufiltern (ganz tiefer Tiefpaß).

"normale" Kohlebahn-Fader für die Steuerung von VCA's zu verwenden ist wohl auch nicht mehr so ganz state of the art.
In neueren Pulten dürften da wohl eher Codier- oder Inkremental-Steller verwendet werden.
Das hat nichts mit "State-of-the-art" zu tun (davon abgesehen, daß heute eher Leitplastik- statt Kohlebahnen eingesetzt werden), sondern ob das Pult analog oder digital arbeitet. Bei Drehknöpfen: Potis analog, Inkrementalgeber digital. Potis aber auch im digitalen Pult für die Fader selber (dann wiederum mit – anschließend A/D-gewandelter – Gleichspannung und... Filterkondensator).

Nun kann es aber vorkommen (und das gar nicht selten), daß auch ein so toller Inkrementalgeber den Geist aufgibt, das ist noch viel ekliger, weil der eingestellte Wert dann irgendwohin springt.


Gruß TSD
 
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bei den P&G-Fadern duerfte es sich um Leitplastik-Regler handeln (conductive plastic). Vorgehen: (gilt prinzipiell auch bei Kohleschicht-Regler)

Am Besten erstmal mit Druckluft in den Schlitz spruehen (Staub raus), dann mit Kontakt WL spruehen, insbesondere am Reglerschaft (am besten Knopf vorher abziehen). Einen feuchten Lappen bereithalten und damit sofort etwaige Spruehreste von der Frontplatte wischen.
Den Regler ein paarmal auf und zuziehen, einige Minuten einwirken lassen, dann wieder den Regler ein paarmal betaetigen.
Gegebenenfalls das Szenario wiederholen.

Achtung: Es gibt eine ganze Sammlung verschiedener Sprays von Kontakt Chemie (steht ueberall "Kontakt" drauf, geeignet ist aber hier der "WL", mit anderen aetzt man sich im schlimmsten Fall die Widerstandsbahn ab)
 
AW: Faderreinigung und Ballistol?

Kontakt WL wirkt entfettend - nach so einer Behandlung wird a) der Schieber ungleichmäßig laufen, haken und "klapprig" wirken (geübte Techniker schnipsen einen sauberen 100er Fader mit dem Finger von ganz unten zielgenau (+-2dB) bis zur Nullmarke - das geht dann nicht mehr...) und b) die Leitplastikbahn mit angelösten Fettresten überzogen sein, die nach unten gelaufen sind.

Fader in Rundfunkpulten werden bitte weder mit Druckluft ausgeblasen (das bläst den Staub nur noch tiefer rein) noch in eingebautem Zustand mit irgendwelchen Flüssigkeiten traktiert. Ausbauen, zerlegen, Bahnen reinigen (Kontakt Gold für Metall, Isopropanol für Leitplastik/Kohle), Führungsstange und Schieber entfetten und mit dem empfohlenen Öl (gibts z.B. bei Studer extra...) neu schmieren.
 
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Ich kann frozenfrog nur Recht geben in seinen Warnungen, den Dreck ja nicht gleichmässig zu verteilen, sondern effektiv aber mit Vorsicht zu entfernen.
Besonders sehe ich ebenfalls die Gefahr:
die Leitplastikbahn mit angelösten Fettresten überzogen sein, die nach unten gelaufen sind

Vielleicht helfen auch noch folgende Dokumente weiter, viel Spass beim Frühjahrsputz.

Gruss
Jean
 

Anhänge

  • Penny Giles Cleaning Procedure.pdf
    175,5 KB · Aufrufe: 29
  • P&G FADER 3000_series_cleaning_instructions.pdf
    1,6 MB · Aufrufe: 23
  • STUDER Fader Pflege SI_136-89.pdf
    772,9 KB · Aufrufe: 29
AW: Faderreinigung und Ballistol?

Richtig - Kontakt WL ist auch nicht für die mechanischen Elemente des Schiebers gedacht und außerdem sollte man nach dem Anlösen des Fettes die ( zuvor mit Fett verunreinigten ) Kontaktflächen mit dem anderen Zeugs ( dessen Name mir entfallen ist ) gründlich spülen.
Auf keinen Fall sollte man Nähmaschinenöl oder Fahrradöl oder dergleichen verwenden denn diese billigen Öle verharzen mit der Zeit und greifen Kunststoffe an - Daher ist stets der Griff zum Spezialprodukt unbedingt wichtig und sparsame Dosierung beugt verölten elektrischen Kontakten vor. Da gilt der alte Grundsatz: Weniger ist oft mehr.
 
AW: Faderreinigung und Ballistol?

Ich habe gerade eben einen P&G Fader auseinandergebaut. Die Geschichte ist nicht sonderlich schwer. Dennoch muß wirklich stark auf die Kontaktflächen aufgepasst werden.

Allerdings bringt eine einfache Reinigung der Führungsstange mit Isopropanol sehr wenig. Habe noch Ballistol hier, werde mich aber lieber nach etwas anderem umschauen.

Interessant: kein Mikroschalter im Gehäuse. Der Faderstart wird wohl auch auf elektronischem Wege ermittelt.
 
AW: Faderreinigung und Ballistol?

Kontakt WL wirkt entfettend - nach so einer Behandlung wird a) der Schieber ungleichmäßig laufen, haken und "klapprig" wirken (geübte Techniker schnipsen einen sauberen 100er Fader mit dem Finger von ganz unten zielgenau (+-2dB) bis zur Nullmarke - das geht dann nicht mehr...) und b) die Leitplastikbahn mit angelösten Fettresten überzogen sein, die nach unten gelaufen sind.

O.K. - gut zu wissen.

Gibt also Arbeit, die Regler einzeln auszubauen.

Hatte mit Druckluft und WL die P&G-Fader aus 2 Auditronicspulten
reanimiert. Die Pulte hatte der Vorbesitzer im ueberdachten Aussenbereich gelagert, die Regler hakten entsprechend.

Nach der Behandlung klappt es mit dem 'Regleraufschnippen' wieder durchaus. Aber bei künftig wiederholter Anwendung vielleicht nicht mehr...

Absolut ungeeignet ist sogenannter 'Kontaktspray' Kontakt 60 bei alleiniger Verwendung - einem DJ-Kollegen hatte man diesen als Kontaktspray zum Reinigen von Schiebereglern verkauft. Anschliessend war erstmal ein Satz neuer Alps-Fader fuer das D&R-Pult faellig...
 
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